Großprojekt Bahnhof ist fertig - und das Fahrradparkhaus steht auch

Bad Oeynhausen. Der Hall in der Halle ist weg. Die Wände im Nordbahnhof schlucken einen Großteil der Geräusche, die Reisende in Bahnhofshallen so machen. Mit ihren Rollkoffern, beim Gehen und Sprechen oder am Kartenautomaten. Architekt Michael Rother kann fast in Zimmerlautstärke den Ehrengästen zur Einweihungsfeier des Großprojekts Nordbahnhof erklären, wie er das geschafft hat: mit Akustikelementen. Auf einer dieser weißen leinwandähnlichen Elemente gibt's sogar Fernsehen in vandalismussicherer Höhe. In Dauerschleife läuft eine Präsentation des Staatsbads. Mehrere Stammkunden des Bahnhofskiosks lauschen diesen Erklärungen, schauen nach oben und öffnen ihre Bierdosen. Bürgermeister Lars Bökenkröger hat am Freitag das Fahrradparkhaus als "wichtigen Meilenstein der Radinfrastruktur" bezeichnet. Bad Oeynhausen investiere derzeit viel in seine Verkehrsinfrastruktur. "Wir wollen die Verkehrsmittel aber nicht gegeneinander ausspielen, sondern aufeinander abstimmen", sagte Bökenkröger. Das neue Fahrradparkhaus hat etwa eine Million Euro gekostet, die Sanierung des Nordbahnhofs schlägt nach Angaben von Dieter Hinzmann mit 2,6 Millionen Euro zu Buche. Glücklicherweise, so Hinzmann, sei das Bauprojekt noch vor der großen Preissteigerung geplant und umgesetzt worden. Hinzmann zeigt auf die 100 Jahre alten Wandfliesen in der Radstation, die beim Umbau des ehemaligen Wartesaals für Fahrgäste der dritten und vierten Klasse freigelegt wurden. Die Qualität der Baumaterialien habe man aufgenommen. "Ich hoffe auch auf die nächsten 100 Jahre." Fahrrad-Dauerparker ziehen ins Parkhaus Das Fahrradparkhaus ist das erste seiner Art im Mühlenkreis. Der stellvertretende Landrat Michael Großkurth (CDU), erwartet deshalb einen kleineren Kohlendioxidfußabdruck aller Bad Oeynhausener. Außerdem sei das Parkhaus "ein Beitrag zu reinerer Luft im Staatsbad" und zur Reduzierung des motorisierten Verkehrs. Die Parkplätze der Radstation ziehen nach und nach ins Parkhaus nebenan um. Hier gibt's 400 Stellflächen und zehn Fahrradboxen mit Ladestation. Aktuell hat die Radstation etwa 160 Dauerparker. Vor der Coronakrise war der Parktunnel im Bahnhof mit 200 Plätzen ausgebucht. "Die Nachfrage zieht wieder an", sagt Wolfram Schlingmann von der Stadtverwaltung. Zugang gibt's über einen QR-Code am Eingang oder direkt in der Radstation. Parktickets kosten einen Euro pro Tag und zwei Euro für die Ladebox. Architekt Michael Rother lenkt den Blick der Besucher beim Rundgang durch das Großprojekt auf die neuen Bodenfliesen. Die Empfangshalle hat ein leichtes Gefälle zum Tunnel, dennoch ist der Bahnhof fast ohne Stufen und barrierefrei zu erreichen. "Wir haben fünf verschiedene Bodenhöhen ausgeglichen", sagt Rother. Und nebenbei einen alten Lichtschacht freigelegt. Jetzt fällt Tageslicht in den Tunneleingang. Das Schmuckstück der Bahnhofssanierung aber ist die Kassettendecke aus dem Kaiserreich. Das ist eine Stahl-Eisen-Konstruktion, die 1913 vermutlich hochmodern war, und jetzt in Weinrot und Weiß Atmosphäre schafft. Vier Bildschirme aber keine Bahnhofsuhr Im Preis für den Bahnhof enthalten sind auch neues Lichtkonzept riesigen Ringleuchtern. Außerdem gibt's vier Bildschirme in der Empfangshalle. Nur eine Bahnhofsuhr gibt's drinnen nicht. Die Uhrzeit soll demnächst neben dem Zugfahrplan überm Tunneleingang zu sehen sein. Allerdings gibt es noch technische Probleme. Auch der Bildschirm überm Ausgang funktionierte zur Premiere nicht. Da war am Freitag kein Abfahrtsplan zu sehen. Die Ursache dafür ist offenbar kein leicht zu behebender Fehler. Die Deutsche Bahn liefert derzeit nach Angaben der Stadtverwaltung keine Daten zum Zugverkehr, die auf dem Bildschirm angezeigt werden könnten. Private Apps mit dem aktuellen Abfahrtsplan für jeden Bahnhof gibt's zwar für jedes Mobiltelefon, aber nicht im neuen Bahnhof der Stadt Bad Oeynhausen. Dafür hat die Empfangshalle aber einen digitalen Projektor, der auch bei Tageslicht gut sichtbare Bilder auf die östliche Wand wirft. Fürs erste läuft überm Eingang zum Bioladen "Bio-Provinz" die Präsentation des Staatsbades. Denkbar wäre aber auch wechselnde Werbung oder ein öffentlich übertragenes Fußballspiel - nach der Coronakrise.

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