Flüsterasphalt auf Nordumgehung bei Bad Oeynhausen hält nicht mehr lange

Bad Oeynhausen. Dieser OPA ist Bad Oeynhausen lieb und teuer. Der "Offenporige Asphalt" soll den Verkehr auf der Nordumgehung leiser machen. Das war der Stadt einst eine knappe Million Euro Zuzahlung wert. Doch der grobporige Flüsterasphalt hat einen Nachteil: OPA ist empfindlich. Seine Haltbarkeit ist deutlich kürzer als die des üblichen Straßenbelags. Die Frage ist: Was passiert, wenn der Flüsterasphalt kaputtgeht?Diese Frage treibt die Bürger für Bad Oeynhausen (BBO) schon um, seitdem der Stadtrat 2009 entschieden hat, für den besonders leisen Straßenbelag auf der Nordumgehung Geld aus der Stadtkasse in die Hand zu nehmen. Um fünf Dezibel soll der offenporige Asphalt die Rollgeräusche von Autos und Lastwagen auf der neuen Autobahnstrecke mindern. Das klingt wenig, soll aber laut Expertenmeinung deutlich hörbar sein. So gilt eine Senkung des Lärmpegels um zehn Dezibel als eine Halbierung des wahrgenommenen Geräuschs.Die Löhner verzichteten auf diesen Luxus Das schafft OPA durch seine besonders grobporige Struktur. Etwa 20 Prozent des Volumens sind Luftlöcher, die den Schall aufnehmen. Und auch das Wasser von der Fahrbahn, so dass es bei Regen weniger "Gischt" durch die Fahrzeuge und weniger Aquaplaning gibt. Was aber auch dazu führt, dass OPA auch nach einem besonders aufwendigen Untergrund verlangt, der das Oberflächenwasser durch die Asphaltschicht hindurch zu den Seiten ableitet. Auch das trägt dazu bei, dass OPA teuer ist. Auf dem Bad Oeynhausener Abschnitt zwischen Hahnenkamptunnel und der Stadtgrenze zu Löhne sollte dieser Flüsterasphalt Zusatzkosten von 1,43 Millionen Euro verursachen, so hatte Straßen NRW bei der Planung des neuen Autobahnabschnitts errechnet. Da OPA - damals wie heute - nicht zur Standardausstattung einer Autobahn gehört, sollte sich die Stadt an den Mehrkosten beteiligen. Sie zahlte schließlich 959.000 Euro für OPA, was zwei Drittel der kalkulierten Summe entsprach. Fast ein Schnäppchen, wie sich später herausstellte. Denn am Ende kostete der Flüsterasphalt rund vier Millionen Euro mehr.Auf diesen Luxus verzichteten die Löhner auf ihrem Teil der Nordumgehung. Hier baute Straßen NRW einen neuartigen Splittmastix-Asphalt ein. Der soll den Lärm gegenüber dem Standard-Belag um vier Dezibel senken - und kostete die Stadt Löhne nichts. "Bad Oeynhausen hat den Mercedes unter den Straßenbelägen gefordert. Mal sehen, ob sie sich damit einen Gefallen getan haben", sagte Sebastian Felgenbauer, damals Projektleiter der Nordumgehung, 2017 im Bad Oeynhausener Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE)."Maximale Lebensdauer von acht bis zehn Jahren" Seit Anfang Dezember 2018 rollt nun der Verkehr über die neue Autobahn. Und mit der Verkehrsfreigabe tickt auch OPAs Lebenszeit-Uhr. Entsprechend hatte die BBO-Fraktion schon im Sommer 2020 nach Haltbarkeit und Wirksamkeit des Offenporigen Asphalts bei der Verwaltung nachgefragt. Die reichte nun die im November 2021 von der inzwischen für die Autobahnen zuständigen neu gegründeten Autobahn GmbH Westfalen an den ASE weiter. Die Hammer Autobahnbetreuer schreiben, dass der "nur in Ausnahmefällen verbaute" OPA eine "maximale Lebensdauer von acht bis zehn Jahren" habe. Es hat aber nach Informationen der NW auch schon Fälle - etwa auf der A 59 bei Duisburg - gegeben, in denen der Flüsterasphalt schon nah vier Jahren instandgesetzt werden musste. Eine Überprüfung des Asphalts sei nicht vorgesehen, teilen die Autobahnbetreuer aus Hamm weiter mit. "Nach Rücksprache mit der Autobahnmeisterei Herford ist kein übermäßiger Verschleiß des verbauten offenporigen Asphalts erkennbar", erklärt die Autobahn GmbH weiter. "Der Fahrbahnbelag weist einen der Nutzungsdauer entsprechenden Zustand auf."Was kommt nach OPA? Was aber passiert, wenn sich OPAs Zustand verschlechtert? Grundsätzlich könnten auch kleinere Flächen, zum Beispiel nach einem Unfall oder Fahrzeugbrand, repariert werden, teilt Mirko Heuping, aus der Pressestelle der Autobahn GmbH Westfalen mitr. Aber würde bei einer möglichen Deckenerneuerung wieder OPA eingebaut? "Entscheidend ist, welche Anforderungen im Planfeststellungsbeschluss fixiert sind. Ist darin eine entsprechend hohe Lärmminderung oder explizit ein OPA gefordert, so sind wir hieran gebunden und müssen den Vorgaben Folge leisten", so Heuping. Doch im Planfeststellungsbeschluss ist OPA ja nicht vorgeschrieben - sonst hätte die Stadt ja keinen Anteil der Mehrkosten übernehmen müssen. Als Alternative würde die Autobahn GmbH dann wohl auf "lärmarmen Gussasphalt" oder "lärmtechnisch optimierten Splittmastixasphalt" - also das auf dem Löhner Teilstück verbaute Material - zurückgreifen, so ist der Antwort des Pressesprechers aus Hamm zu entnehmen.Ergebnis der Verkehrszählung soll Mitte des Jahres vorliegen Die Abnutzung dürfte allerdings auch abhängig sein von der Belastung der Straße. Doch wie viele Fahrzeuge nun tatsächlich auf der Nordumgehung unterwegs sind, ist unbekannt. Eine Verkehrszählung auf der neuen Autobahn wurde mehrfach verschoben. Zuerst mussten auch alle Anschlüsse, Zu- und Abfahrten fertig sein, um aussagekräftige Werte zu bekommen. Dann kam Corona. Inzwischen sei gezählt worden, sagte Jan-Martin Müller in der jüngsten Sitzung des ASE. Die Auswertung durch Straßen NRW werde aber noch ein wenig dauern, stellte der Leiter des Infrastrukturmanagements der Stadt in Aussicht. "Wir rechnen Mitte dieses Jahres mit den Zahlen", sagte Müller. Vom Ergebnis der Verkehrszählung hängt auch das weitere Vorgehen der Stadt in Sachen Lärmschutzwände ab. Dabei geht es um den Abschnitt auf der Nordumgehung zwischen Werster Siek und Werster Heide, in dem auf der Nordseite die Lärmschutzwände unterbrochen sind. Anwohner, aber auch Politiker fordern, diese Lücke zu schließen.

Meistgelesen