Stürme fällen 550 Bäume in städtischen Grünanlagen

Bad Oeynhausen. Eine wilde Kirsche versperrt den Weg ins Siekertal. Doch nicht mehr lange. Sabrina Meyer zückt die Kettensäge und zerlegt den umgestürzten Baum in handliche Teile. Ihre Gärtnerkollegen Florian Kühme und Diether Hartsieker stopfen die abgeschnittenen Äste und Zweige direkt in den Häcksler. Der Baum fliegt ein zweites Mal zu Boden, diesmal aber in deutlichen kleineren Etappen als Hackschnitzel und Sägespäne. Die Stadtwerke Bad Oeynhausen räumen nach den drei Sturmtiefs die Grünflächen auf und machen die Wege frei. Gärtnermeister Christopher Jantzen zieht eine erste Schadensbilanz. Demnach haben die orkanartigen Böen allein auf den städtischen Wald- und Parkplächen wie der Oeynhausener Schweiz, im Sielpark, im Siekertal, im Wiesental und im Flachssiek in den vergangenen Tagen 400 Bäume umgepustet. Außerdem sind an Kinderspiel- und Sportplätzen sowie entlang von Rad- und Wanderwegen etwa 100 Bäume umgefallen. Im Vergleich dazu haben die drei Sturmtiefs verhältnismäßig wenige Straßenbäume auf dem Gewissen: Es sind nach Zählung von Gärtnermeister Christopher Jantzen noch einmal 50 Bäume. Ylenia, Zeynep und Antonia haben in Bad Oeynhausen also 550 Bäume im öffentlichen Raum flachgelegt. In der Oeynhausener Schweiz ist eine 35 Meter hohe Fichte ins Damwildgehege gestürzt und hat den Zaun beschädigt. Die Tiere blieben offenbar unverletzt. Im Kurpark sind vier Bäume umgefallen: drei Linden, einer Akazie und einer Eiche, die bereits im Stützkorsett steckte, ist die Krone abgebrochen. Buche stürzt knapp vorbei am Naturdenkmal Oberhalb von Wöhren, am Rand des Wiehengebirgswaldes, hätten die drei Stürme um ein Haar einen der prominentesten Bäume Bad Oeynhausens dahingerafft. Eine mindestens 20 Meter hohe Rotbuche wurde entwurzelt und stürzte nun zwei, drei Meter vom Naturdenkmal "Krause Buche" zu Boden. Ein typischer Fall, denn gerade Laubbäume, vor allem Buchen, wurden im Wiehengebirge Opfer der drei Stürme. Zum einen, weil es im Wiehengebirge wegen Hitze, Trockenheit, Sturmtief "Friederike" und dem Borkenkäfer fast keine Fichten mehr gibt, die noch umgeweht werden könnten. Durch die abgestorbenen und abgeholzten Fichten sind Lücken im Wald entstanden, die dem Wind freie Bahn auf die anderen Bäume geben. "Das sind sie nicht gewohnt", sagt Förster Markus Uhr. Wie groß die Schäden im Wiehengebirge tatsächlich sind, kann Uhr noch gar nicht sagen. "Wir waren noch nicht groß draußen", sagt er. Der Gang durch den Wald ist immer noch gefährlich. Sein erster Eindruck ist aber: "Die Schäden sind geringer als bei Friederike 2018." Die etwa 50 Jahre alte Wildkirsche auf der Lohe ist mit zwei jüngeren Eschen zu Boden gegangen. Sabrina Meyer zerlegt auch diese Bäume in handliche Teile. Es ist Arbeit für mehr als einen Tag. Ihre Kollegen Florian Kühme und Diether Hartsieker ziehen die Äste samt Zweigen heraus und schleppen die kleineren Einzelteile in die Fräse, die größeren werden am Wegesrand gestapelt, zur späteren Verwertung. Das Stück Fläche, auf dem die drei am Dienstag arbeiten, heißt Siebenmorgen. Das ist der kleine parkähnliche Wald zwischen dem Siekertal und dem Café Sonnenschein. Und obwohl das Stück eigentlich noch gesperrt ist, laufen immer wieder Fußgänger hinein. Das Flatterband am Eingang ist längst zerrissen. Das Siekertal bleibt bis auf Weiteres gesperrt Das Siektertal wird nach Auskunft von Stadtwerkesprecher Rüdiger Ernst wohl "bis auf Weiteres" gesperrt bleiben. Auf der großen Fläche drohen weiter Äste auf Wege zu fallen oder angeschlagene Bäume unvermittelt umzukippen. "Wir hoffen, dass wir zum Wochenende die Oeynhausener Schweiz, das Wiesental und den Flachssiek wieder freigeben können", sagt Ernst. Alles hängt davon ab, wie schnell die Gärtner voran kommen und Rad- und Wanderwege freischneiden können. Mit den drei Gärtnern auf dem Siebenmorgen sind etwa 40 Mitarbeiter der Stadtwerke im ganzen Stadtgebiet seit dem Sturm im Einsatz. Die komplette Grünflächenabteilung ist auf den Beinen und die Straßenreinigung hat sofort nach dem ersten Sturm sämtliche Kehrmaschinen in Bewegung gesetzt, um die kleinen Äste von den Fahrbahnen zu fegen. Im zweiten Siel, der vom Hochwasser der Werre und dem toten Werrearm umgeben ist, und im Siekertal werden die Aufräumarbeiten aber wohl noch deutlich länger dauern. Ausgerechnet das Siekertal ist erst kurz vor den drei Winterstürmen durchforstet worden. Ein Unternehmer hat im Auftrag des Staatsbades zahlreiche Bäume gefällt, die krank waren, auf Wege zu fallen drohten und um den Baumbestand fit für die Zukunft zu machen. Auf 65 bis 70 Prozent der Flächen wurde die Kettensäge angesetzt. Die drei Sturmtiefs hatten also nicht mehr so furchtbar viel Gegenwehr im Siekertal zu erwarten. Unter den rund 100 Bäumen, die im Sturmtief umfielen, waren offenbar auch einige, deren direkte Baum-Nachbarn zuvor planmäßig gefällig wurden. "Einzeln stehende Bäume haben eine wesentlich größere Angriffsfläche für den Wind", sagt Gärtnermeister Jantzen. "Es ist sehr dumm, jetzt in den Wald zu gehen" Die Böen hatten aber wohl auch deshalb recht leichtes Spiel, weil die Böden nach mehreren Dürrejahren ausgetrocknet waren und dann starker Regen die oberen Schichten aufgeweicht hat. Die drei Gärtner der Stadtwerke haben das direkt vor Augen. Der riesige Wurzelteller der Wildkirsche ist oben matschig und unten staubig. Die Bäume standen gewissermaßen auf bretthartem, staubtrockenen Untergrund, aber mitten im Wackelpudding. Der Wind hatte also leichtes Spiel. Während aktuell noch einige Bereiche der städtischen Grünanlagen gesperrt sind, gilt das für den Wald im Wiehengebirge nicht. Dennoch rät Förster Markus Uhr weiterhin dringend davon ab, hier spazierenzugehen. "Es ist keine Ordnungswidrigkeit, in den Wald zu gehen. Es ist nur sehr dumm", sagt Uhr. Seine Warnung gelte mindestens bis zum Wochenende.

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