Grünarbeiten

Azubis der Stadtwerke Bad Oeynhausen setzten sich für Artenvielfalt ein

Die angehenden Landschaftsgärtner haben drei naturnahe Beete angelegt. Die sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern erfüllen auch eine wichtige Funktion.

Am Eingang zum Siekertal steht das größte der drei Beete, das die Auszubildenden unter der Leitung von Gärtnermeister Tobias Vasterling (l.) und seinem Kollegen Florian Aufdemkamp angelegt haben. | © Elke Niedringhaus-Haasper

08.01.2025 | 08.01.2025, 14:06

Bad Oeynhausen. Totgeglaubte leben länger. Was in der Bibel über die Auferweckung des verstorbenen Lazarus behauptet wird, gilt für abgestorbene Baumstämme schon lange. Denn Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Davon profitieren nicht nur Insekten, Igel, Erdkröten und Käfer, sondern am Ende auch der Mensch selbst. Beobachten kann man das jetzt an den morschen Stümpfen an der Schützenbrücke. Dort haben die Auszubildenden Landschaftsgärtner der Stadtwerke drei naturnah gestaltete Beete mit einer standortgerechten Bepflanzung und dem mächtigen Stamm einer morschen Buche in der Mitte angelegt. Das Projekt, das unter den Mitarbeitern aufgrund der Lage „Dreiländereck“ genannt wird, kommt bei Spaziergängern sehr gut an, wie die Fachleute beobachten können. Auch, weil die Flächen viele Jahre brachlagen.

Auch den rund 60 Quadratmetern des größten Beets am Eingang zum Siekertal wachsen Christrosen, Eichenblatthortensien, Farn, Japan-Segge, Japanisches Breitblattgras, Fünffingersträucher, Efeu, Kaukasusvergissmeinnicht und Bauernhortensien. In der Erde warten Blumenzwiebeln und Funkien auf die wärmere Jahreszeit. „In die Bepflanzung hat das Staatsbad rund 3.000 Euro investiert“, weiß Tobias Vasterling.

Kostenlos war der Stamm einer morschen Buche, die gefällt werden musste. „Darin haben wir die Larve eines Nashornkäfers gefunden – ein sehr seltenes Insekt, das auf der Roten Liste geführt wird“, erinnert sich der Gärtnermeister an die Entdeckung. Als gestalterische Elemente haben die drei Auszubildenden der Stadtwerke Steine und Pflanzkübel eingesetzt, die aus anderen Baumstämmen gefertigt worden sind. „Das ist lebende Kunst“, sagt Tobias Vasterling über das Dekor.

Die Gärtner suchen weitere Brachflächen

Mit einem großen Banner machen die Gärtner der Stadtwerke auf diesem Beet darauf aufmerksam, dass die Stadt naturnah verschönert werden soll. - © Elke Niedringhaus-Haasper
Mit einem großen Banner machen die Gärtner der Stadtwerke auf diesem Beet darauf aufmerksam, dass die Stadt naturnah verschönert werden soll. | © Elke Niedringhaus-Haasper

Die Beete an der Schützenbrücke sind nicht das erste Projekt, mit dem die Auszubildenden Biodiversität in der Kurstadt fördern: Bereits am Kreisel in Eidinghausen und an der Dr.-Neuhäuser-Straße entstanden Rabatten, die gut für die Artenvielfalt sind. Der Anstoß für die Umgestaltung der Beetreihe entlang des Rathauses ist das Ergebnis eines Schnatgangs, bei dem Bürgermeister Lars Bökenkröger und Gärtnermeister Ralf von der Marwitz nach Möglichkeiten gesucht haben, um das Stadtbild zu verschönern. Für Tobias Vasterling und seinen Kollegen Florian Aufdemkamp sind die Beete nur ein Anfang, um die Artenvielfalt in der Stadt zukünftig weiter zu fördern.

„Es ist Zeit zum Umdenken“, sagt Vasterling und er wünscht sich, dass deutlich mehr Biodiversitätsflächen und Blühbeete angelegt werden. Denn solche öffentlichen Grünflächen sind gut für das Mikroklima in der Stadt, reduzieren eine Überhitzung des besiedelten Raums und binden Schadstoffe. Zudem brauchen heimische Wildpflanzen weniger Pflege und Wasser und trotzen dem Klimawandel besser als Rasen oder Zuchtstauden. „Das spart ganz nebenbei auch noch Geld und Arbeitskraft, weil Blühwiesen nur einmal im Jahr gemäht werden müssen“, argumentiert der Gärtnermeister.

Eine mögliche Stelle dafür hat Vasterling schon ins Auge gefasst: „Das brachliegende Grundstück am Ende der Lessingstraße in der Südstadt, direkt an der Ampel wäre ideal. Dort könnten wir Knollen und Zwiebelgewächse pflanzen, dann würde da von Januar an etwas blühen, bevor die Wiese übernimmt“, beschreibt der 42-Jährige seine Vorstellung. „Ideal wären aber auch die Grünstreifen am Klärwerk oder am Weserradeweg“, macht Tobias Vasterling weitere Vorschläge. Aber bevor es so weit ist, nehmen sich die Gärtner erst einmal den Bauerngarten am Museumshof vor. „Denn der muss komplett umgearbeitet werden“, sind sich die Fachleute einig.