Update: Konsequenzen nach Sprengung von Geldautomat im Werre-Park

Bad Oeynhausen. Der Automat ist kaum noch als solcher zu erkennen. Komplett zerstört und verbogen hängt er an der Wand des Werre-Parks. Auf dem Boden davor, zwischen den weggesprengten Trümmern, liegen verstreut etliche 50-Euro-Scheine. Am frühen Freitagmorgen zerstörten bislang unbekannte Täter zwei Eingangstüren an der Rückseite des Werre-Parks und jagten dann den Automaten neben der Buchhandlung Thalia in die Luft. Die Tat reiht sich ein in eine Serie von Geldautomatensprengungen - ist aber im Kreis Minden-Lübbecke die erste, bei der ein Automat mitten in einem Einkaufscenter gesprengt wurde. Auch bei dieser Tat konnten die Einbrecher Bargeld in bisher unbekannter Höhe erbeuten. Wie viel genau, dazu gibt es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. Der Gesamtschaden liegt laut Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica im sechsstelligen Bereich. Die Sparkassen-Vorstände Matthias Paschke und Markus Krawietz reagierten umgehend und schlossen in Bad Oeynhausen und Porta Westfalica drei Geldautomaten. Es ist die zweite Nacht in Folge, in der der Mühlenkreis von Automatensprengern heimgesucht wurde. Bereits am Donnerstagmorgen wurde in Porta Westfalica-Neesen ein Automat der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica gesprengt. Am Freitag traf es erneut die Sparkasse. Nach derzeitigem Ermittlungsstand der Polizei näherten sich die Unbekannten gegen 4.10 Uhr dem Werre-Park über den zur Werre gelegenen Parkplatz an der Nordseite. Dort schlugen sie die Glasscheiben der beiden Eingangstüren ein. Anschließend suchten sie den Geldautomaten der Sparkasse in der Nähe des Brunnens in der Ladenstraße des Einkaufszentrums auf. Vermutlich, so die Polizei, brachten die Täter das Gerät mit Sprengstoff zur Detonation. Aus dem komplett zerstörten Automaten entwendeten sie die Geldkassetten. Mit ihrer Beute flüchteten sie durch die zuvor zerstörten Eingangstüren wieder auf den Parkplatz und setzten dann, so die aktuellen Erkenntnisse der Polizei, ihre Flucht mit einem Auto fort. Risikobewertung mit dem LKA Zwei Sprengungen in zwei Nächten - daraus zieht die Sparkasse nun ihre Konsequenzen. Noch am Freitag wurden ein weiterer Geldautomat im Werre-Park geleert und die SB-Filialen in Bad Oeynhausen-Wulferdingsen und Porta Westfalica-Holzhausen geschlossen. Auch die dortigen Automaten haben ab sofort kein Bargeld mehr. "Wir haben Freitagmittag zusammen mit Experten des LKA und der Polizei eine Risikobewertung vorgenommen", erklären Vorstandsvorsitzender Matthias Paschke und Vorstandsmitglied Markus Krawietz in einer Videoschalte mit der NW. Es werde aber kein kompletter Rückzug sein: "Es wird an den restlichen 16 Standorten in beiden Städten weiterhin Bargeld geben", verspricht Paschke. "Uns geht es in erster Linie darum, Personenschäden zu vermeiden", ergänzt Krawietz. Weshalb auch die genannten SB-Filialen, die in bewohnten Häusern liegen, geschlossen würden. Wie berichtet hatten die Täter in Neesen einen Automaten in einem Wohn- und Geschäftshaus gesprengt, an dem sich, so Krawietz, nun Sachverständige den großen Schaden am Gebäude anschauen sollen. Bevor die Ermittler der Polizei am Freitagmorgen im Werre-Park mit der Spurensicherung beginnen konnten, mussten genau wie am Tag zuvor in Neesen zunächst Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes NRW den Tatort freigeben. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten im Kreisgebiet gibt oder ob es sich gar um dieselben Täter handelt, ist noch unklar.Eine Reihe von Automatensprengungen Direkte Zeugen für die Sprengung im Werre-Park gibt es bisher nicht, auch keine Beschreibung des Fluchtfahrzeugs. Allerdings meldete sich offenbar ein Passant bei der Polizei, der einen lauten Knall gehört und wenig später im Bereich des Obi-Baumarktes an der Rückseite des Werre-Parks eine kaputte Glastür gesehen hatte.Die Polizei hat bei der Tätersuche vor allem die Autobahnen im Blick, zumal die Bielefelder Polizei in der Nacht zu Freitag auch über eine Automatensprengung in Nordhessen informiert wurde. Auch dort war es innerhalb weniger Tage die zweite Tat. Am Mittwoch sprengte ein Krimineller einen Geldautomaten in Bebra und flüchtete mit einem hochmotorisierten Auto vom Tatort. Die anschließende Verfolgung der Automatensprenger durch die Polizei über die Autobahnen A2 und A30 sorgte für Aufsehen. An der niederländischen Grenzen übernahm die dortige Polizei. Ob der Täter gefasst wurde, ist unklar. Auch in der Kurstadt ist die Sprengung kein Einzelfall. Im Juni vergangenen Jahres wurde der Automat der Sparkasse an der Dehmer Straße gesprengt, im Oktober folgte ein Automat der Volksbank in Rehme und bereits im Februar 2019 wurde der Automat der Commerzbank an der Herforder Straße das Ziel von Kriminellen. Werre-Park öffnet verspätet Weil sich der Tatort dieses Mal in Bad Oeynhausen im Einkaufscenter befand, hatte der Werre-Park am Freitagmorgen geschlossen - aufgrund einer "technischen Störung", wie es auf einem Aushang vermerkt war. Erst um 11.20 Uhr öffneten sich die Türen für die Kunden. "Das habe ich in meiner beruflichen Zeit bisher nicht erlebt", erklärte Center-Manager Torben Schultz der NW. Ob es in anderen Centern bereits ähnliche Vorfälle gegeben hat - dazu wollte Schultz nichts sagen. "Der hohe Sachschaden ist natürlich ärgerlich, aber zum Glück gab es keine Verletzten." Erst einmal würden die Türen mit einer Notverglasung gesichert. Zum Thema Sicherheit im Werre-Park machte Schultz keine weiteren Angaben. "Aber wir haben selbstverständlich auch nachts gewisse Sicherheitsvorkehrungen, die ich aber nicht näher beschreiben möchte", erklärte er. Wer zur Tatzeit am Freitagmorgen sowie in den Stunden zuvor im Bereich des Werre-Parks verdächtige Beobachtungen gemacht hat, wird gebeten, sich an die Polizei, Tel. (0571) 88660, zu wenden.

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