"Y" spaltet die Stadt: Bürger kritisieren neues touristisches Markenzeichen

Bad Oeynhausen. Ein "Y" - dieser Buchstabe ist das neue touristische Markenzeichen der Staatsbad GmbH. Vergangene Woche hat deren Geschäftsführerin Beate Krämer das Logo der Öffentlichkeit vorgestellt. Drei eher blasse Farben - Blau, Grün und Braun - sollen Gesundheit, Lebensqualität und Geborgenheit symbolisieren. Eine Bielefelder Agentur hat für ihren Entwurf den Zuschlag einer offenbar nicht-öffentlichen Jury erhalten. Seitdem das neue Symbol vorgestellt wurde, hagelt es im Internet und in vielen Gesprächen mit Bad Oeynhausenern Kritik. Hier einige Beispiele, wie sich Bad Oeynhausener äußern: "Das Y steht doch für Bundeswehr - da passen auch die Farben. Militär grün-braun, gepaart mit Afd-Blau." "Y-Reisen. Wir buchen, Sie fluchen ganz neu interpretiert." "Braun für Geborgenheit - bei Braun denke ich an Nazis, aber nicht an Geborgenheit." "Braun - und dann auch noch rechts." "Beschoeyert dafür Geld auszugeben. Eine solche Marke hat ja Wurzeln und Geschichte. Haben wir keine anderen Baustellen?" "Da bietet eine Agentur deutschlandweit das Alphabet als Logo an - aber weil wir wieder mal zu langsam waren, haben wir nur das y bekommen." "So modern und schön wie die neuen Preise der Bali-Therme. Ein Staatsbad zerstört sich selbst." "Da hat jemand Langeweile. Macht doch mal was Sinnvolles und spart unser Geld." "Warum wird so etwas hinter verschlossenen Türen entschieden? Wir haben Wahljahr, da hätte man im September einfach einen Zettel mehr mit ausgeben und die Bürger entscheiden lassen können." Der Jordansprudel hat ausgedient Die Idee: Weil der Ideengeber für das alte Logo - der Jordansprudel - nicht mehr sprudelt, sollte ein neues Symbol her. Das hatte schon Ex-Bürgermeister Achim Wilmsmeier (SPD) in seiner Amtszeit im neuen Tourismuskonzept verankert. Markenfindung Bad Oeynhausen heißt es dort. An diesem Prozess beteiligten sich in den vergangenen Monaten unter der Leitung von Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer in drei Workshops Vertreter aus Handel, Tourismus, Gesundheit und Verwaltung. Und diese Abordnung war es, die nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Entscheidung fürs "Y" fällte. Deshalb gab es im Corona-Lockdown für einige heimische und überregionale Werbeagenturen Post vom Staatsbad. Sie sollten Vorschläge für ein neues Logo einreichen. Wer teilnahm bekam pauschal schon 1.000 Euro für den Aufwand. Nach NW-Informationen sollen mindestens zehn Agenturen Vorschläge eingereicht haben - drei von ihnen kamen letztlich in die engere Wahl. Zu ihnen zählten die beiden Bad Oeynhausener Agenturen msk Media von Stefan Maicher sowie die Werbeagentur Böttger und der spätere Sieger Detering Design aus Bielefeld. Letztere bekommt nun ihre Arbeit komplett bezahlt. Fachleute schätzen die Kosten auf rund 15.000 Euro. Zu den somit mindestens 25.000 Euro Kosten kommen dann noch Kosten fürs neue Merchandising (es gibt mehrere neue Oeynhausen-Produkte) hinzu. Zudem muss für die Mitarbeiter neue Arbeitskleidung her, der Dienstwagen neu beklebt werden. Ursprünglich sollte auch die Stadtverwaltung das neue Logo übernehmen, das aber wird vorerst nicht umgesetzt. Zu aufwendig, so Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU), und derzeit nicht zu realisieren. Zustimmung aus der Politik Während die Bürger sich offenbar nicht oder nur schwer mit dem Y als Symbol für die Kurstadt identifizieren können, gibt es von Seiten der Politik viel Lob. "Modern, schön, auffallend", fasst Kurt Nagel die Meinung der CDU zusammen. "Ja, ich kann mir vorstellen, dass es Kritik gibt, das Y ist durchaus gewöhnungsbedürftig." Aber es sei eine mutige Herangehenweise, um das Alleinstellungsmerkmal des Stadtnamens zu nutzen. "Man muss in der heutigen Zeit neue Wege gehen", ist der CDU-Fraktionsvorsitzende überzeugt. Ein wenig gebremster fällt das Lob des SPD-Fraktionsvorsitzenden Olaf Winkelmann aus: "Der Y-Auftritt des Staatsbades wirkt modern, jedoch ohne einen offensichtlichen direkten Bezug zu unserer Stadt. Dem Logo müssen deshalb überzeugende Angebote des Staatsbades folgen, damit Touristen und Gäste das neue Logo nicht mit einer x-beliebigen Stadt verknüpfen. Überzeugender wäre nach Meinung der SPD übrigens die Zusammenführung von Stadt, Staatsbad und Stadtwerken mit einem einheitlichen Markenauftritt gewesen", teilt er mit. Nicht überzeugt ist Andreas Korff von den Linken: "Wir gehen nicht davon aus, dass uns das Y nach vorne bringt", winkt er ab. Die Partei hoffe, dass dafür nicht zig tausend Euro ausgegeben worden seien. "Auch die neuen Farben sprechen nicht an. Mint und Moosgrün bringe ich nicht mit Oeynhausen in Verbindung", so Korff. "Ich habe das Warum nicht begriffen. Warum jetzt? In Zeiten, in denen für vieles andere kein Geld da ist." Henning Bökamp (FDP) erinnert daran, dass im Vorfeld der Präsentation sämtliche Parteien im nicht-öffentlichen Teil des Ausschusses und des Rates diesem Logo zugestimmt hätten. "Damit setzen wir uns von anderen Kurorten und ihren blau-weißen Sprudeln ab", urteilt er. Für ihn sei das Ergebnis sehr schlüssig und positiv. "Wenn der Jordan nicht mehr sprudelt, kann mit ihm auch nicht mehr geworben werden." Der Prozess des Neufindes der Kurstadt des 21. Jahrhunderts müsse nun mit Inhalt gefüllt werden. "Ich finde es gelungen, heimische Akteure auf die Plakate zu bringen - auch wenn der eine oder andere die Sprüche albern findet", sagt Bökamp und spielt damit auf einen weiteren Aspekt der neuen Imagekampagne an. Die neue Plakatwerbung im Stadtgebiet. Seit der vergangenen Woche hängen die von Stefan Maicher gestalteten Motive an vielen Knotenpunkten der Stadt. Darauf machen Stadtpaten Werbung für die Kurstadt. Mit Bezug zum "Y". Da wird aus Döner schon mal der Doeyner, aus schön das Wörtchen schoeyn oder aus köstlich ein koeystlich. "Es betont das Oeyn", lobt Bürgermeister Bökenkröger die Kampagne der Staatsbad GmbH. Werbekampagne für die Bürger Drei Akteure aus Bad Oeynhausen machen den Auftakt. Werben mit Döner, köstlichem Essen oder der Ode an die Froeyde. "Es ist der Start zu unserer Werbekampagne, die Hand in Hand mit dem neuen Logo gehen soll", erklärt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer auf Nachfrage der NW. Weitere Akteure sollen im September folgen - dann erst will sie weitere Details bekannt geben. Nur so viel: "Wir fanden Herrn Maichers Idee so charmant, sympathisch und humorvoll, dass wir sie einfach umsetzen wollten. Auch wenn den Zuschlag fürs Logo ein anderer bekommen hat." Abgelichtet wurden für die Plakate Akteure aus Tourismus und Handel, die in Coronazeiten besonders gelitten hätten, so Krämer, und die für Oeynhausen ständen. "Von Oeynhausenern für Oeynhausener." Denn die Adressaten seien bei dieser Kampagne, für die Krämer keine Kosten nennt, die Bürger der Stadt.

Meistgelesen