Nach dem Lockdown kommt der Kampf um Minijobber in der Gastronomie

Bad Oeynhausen. Sieben Monate geschlossen. Sieben Monate maximal Essen zum Mitnehmen. Sieben Monate ohne Einnahmen. Sieben Monate keinen Lohn. Der Corona-Lockdown hat in der Gastronomie dazu geführt, dass sich vor allem die Aushilfen andere Jobs gesucht haben. Die wenigsten kommen zurück. Auch in der Kurstadt haben die Gastronomen Probleme, Personal zu finden. Und das, obwohl die Gäste kommen wollen - und sollen. Doch einige müssen derzeit noch mit eingeschränkten Angeboten arbeiten. Leander im Kaiserpalais GOP-Direktor Christoph Meyer sucht verstärkt. "Es ist sehr schwer, Mitarbeiter zu finden", sagt er. Derzeit kümmern sich im GOP rund 80 Mitarbeiter um die Belange der Kunden. Das aber reicht nicht. "Es sind vor allem die Aushilfen, die fehlen", weiß Meyer. "Es war vor Corona schon schwierig, fähiges Personal zu finden - jetzt ist es noch mal schwieriger. Unsere Aushilfen haben sich größtenteils andere Jobs gesucht." Zu wenig Personal - das, wo die Gäste gerade in die Gastronomie drängen. "Doppelschichten für die Mitarbeiter wird es bei uns nicht geben", winkt der Chef ab. "Wir wollen die, die wir haben, ja nicht verheizen." Also bleiben zum Beispiel Teilbereiche der Leander-Terrasse geschlossen. Dabei hat das GOP schon in den vergangenen Jahren versucht, mit Bonussystemen Mitarbeiter zu bekommen. "Regelmäßige Schulungen, Altersvorsorge, Provision", so Meyer, seien einige der Angebote für Mitarbeiter. "Wir müssen Anreize schaffen", ist er überzeugt. "Und zeigen, dass auch in der Gastronomie gutes Geld verdient werden kann, wenn man möchte." Das alles plus ein gutes Betriebsklima soll die Aushilfen überzeugen. Wiegands im Trollinger Hof Sieben Monate hat auch Frank Wiegand, Inhaber des gleichnamigen Restaurants an der Detmolder Straße, seine Aushilfen nicht abgerufen. "Die sind weg", sagt er nüchtern. "Die brauchten die Einnahmen und haben sich etwas anderes gesucht. Zum Beispiel beim Paketdienst. Die sind weg aus der Gastronomie - für immer." Seine restlichen Mitarbeiter aber, die hat Frank Wiegand gehalten. "Bei fast vollem Gehalt", wie er stolz sagt. Nur in den letzten zwei Monaten des Lockdowns sei ihm die Luft ausgegangen: "Da musste ich doch die angemeldete Kurzarbeit in Anspruch nehmen." Die habe er vorher vermieden. Aber das Personal sei nun mal der größte Kostenfaktor. "Ich wusste, dass die Abwanderungswelle kommt. Uns fehlen nun für die Spitzenzeiten die Minijobber." Weshalb Frank Wiegand auch schon mal selbst den Spüldienst in der Küche übernimmt. "Ich muss die Minijobber dadurch ersetzen, dass meine Mitarbeiter Überstunden machen - das ist durchaus eine zusätzliche Belastung." Lediglich eine Aushilfe ist geblieben. Vorerst. "Die hat aber auch schon die Fühler ausgestreckt, weil sie Angst vor der nächsten Schließung hat und sich lieber was Sicheres suchen möchte." Gutes Personal zu bekommen - im Gastrobereich schon immer schwer. "Und ich bräuchte auch dringend für den August noch Azubis im Hotelfach und als Koch - aber auch die gibt es nicht", winkt Wiegand ab. Dabei reiche ein mittlerer Schulabschluss. "Und ich biete eine große Perspektive." Doch die Gastronomie ist für viele keine Alternative bei der Jobsuche. Zu unsicher. "Es gibt in der Gastronomie immer Wellenbewegungen mit voll und nicht so gut besucht. Das sehen viele Mitarbeiter als großen Unsicherheitsfaktor." In Frank Wiegands Augen fehlt der Restaurantbranche die Wertschätzung. Auch im Lockdown. "An unserer Branche hängen so viel andere - wie viele Lieferanten mit uns untergegangen sind . . .", sagt er. Lohbusch 14 Ute Kruse hat die Konsequenzen aus der Personalmisere gezogen. Sie hat "Lohbusch 14", das früher unter Bauerncafé firmierte, derzeit nur am Sonntag geöffnet. "Eigentlich lohnt sich der eine Tag fast nicht", sagt Kruse, "aber besser als ganz zu ist es allemal." Nach sieben Monaten Schließung wäre auch sie dringend auf weitere Tage Öffnung angewiesen. Aber: "Ich habe neue Aushilfen, die ich einarbeiten muss. Und bevor es dann Ärger mit den Gästen oder schlechte Bewertungen im Internet gibt, weil nicht alles rund läuft, lasse ist lieber zu", sagt sie ehrlich. Doch auch der Sonntag sei derzeit noch sehr verhalten: "Es läuft schleppend an", hat Kruse beobachtet. Frühstück gibt es erst wieder im August, Feiern werden zurzeit gar nicht gebucht, bleibt also nur das Café. "Die Menschen haben sich in den letzten Monaten umgestellt. Die sind inzwischen auch gerne zuhause." Auch Ute Kruse weiß, dass Fachpersonal in diesen Zeiten gar nicht zu bekommen ist. "Deshalb muss die Familie ran - und eben die Aushilfen." Die aber musste sie nach den sieben Monaten Schließung erst einmal neu finden. "Die alten Aushilfen sind alle in andere Sparten abgewandert, die mussten Geld verdienen", hat auch Ute Kruse erfahren. Somit arbeitet sie nun mit Schülern und Studenten. "Eigentlich bräuchte ich zum Backen, in der Küche und auch im Service Mitarbeiter mit Erfahrung - aber die gibt es nicht." Solange die Neuen noch nicht richtig drin sind, lässt Ute Kruse den Rest der Woche zu. "Die Ferien über haben wir nur sonntags geöffnet." Denn dann hat auch die Familie Zeit zum Helfen. Café Ellinghaus Uwe Wehmeyer ist einer der Glücklichen, der keine Personalsorgen hat. "Die sind mir alle treu geblieben", sagt der Inhaber des Café Ellinghaus an der Herforder Straße. Allerdings mit angemeldeter Kurzarbeit. "Sonst wäre das nicht machbar gewesen." Während im Servicebereich die Kurzarbeit mittlerweile vorbei ist, macht die Produktion derzeit noch einen Tag pro Woche. "Bei 100 Prozent sind wir noch lange nicht", winkt Wehmeyer ab. Mit Glück liege die Auslastung am Wochenende bei 70 Prozent. "Es fehlen aber 30 Prozent - und das ist 'ne Menge." Weniger Tische, mehr Abstand und längere Aufenthaltsdauer sorgten derzeit dafür, dass die Einnahmen noch nicht sprudelten. "Wir haben in den vergangenen Monaten viel zum Mitnehmen verkauft. Ich will mich also nicht beklagen, aber da sprechen wir von ganz anderen Dimension als bei einem geregelten Cafébetrieb. Es gab aber auch sehr deprimierende Tage", weiß der Konditormeister, der nun auf den Sommer setzt.

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