Millionen-Projekt: Therapiezentrum droht zu scheitern

Bad Oeynhausen. Es ging um drei Millionen Euro. Für diese Summe wollte der Verein Bewegung, Sport, Gesundheit (BSG) ein Therapiezentrum im Gebäude der ehemaligen Weserklinik einrichten. Dafür sollte auf insgesamt 2.500 Quadratmetern Fläche das Schwimmbad im Untergeschoss des ehemaligen Klinikbaus an der Bültestraße saniert und behindertengerechte Duschen und Umkleiden gebaut werden. Einen Pachtvertrag über 15 Jahre hat der BSG-Vorsitzende Holger Diekmann mit dem Eigentümer der Immobilie, Thies Boysen, bereits unterzeichnet. Nun aber droht dem Projekt das Scheitern. Die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica habe den Antrag auf Förderung des Projekts durch die NRW-Bank abgewiesen, so berichtet Diekmann. Der nun einen zweiten, abgespeckten Förderantrag vorlegt. Wird auch dieser abgewiesen, droht Diekmann mit drastischen Konsequenzen. Mit knapp 1.500 Mitgliedern ist die BSG - was früher Behinderten-Sport-Verein hieß - der größte Verein in Bad Oeynhausen. Zu seinem Marken-Kern gehören Therapie-Angebote und Bewegungskurse speziell für Menschen mit Behinderung und Senioren, gern auch im Wasserbecken. Diese Wasserkurse fanden in der Vergangenheit in der Bali-Therme statt. Der Plan, ein Lehrschwimmbecken zu übernehmen, scheiterte früh Doch wegen Corona ist die Bali-Therme seit März 2020 geschlossen. Und schon vorher war das Verhältnis zwischen BSG und Therme belastet. Weshalb Holger Diekmann auf die Idee kam, für eigene Räumlichkeiten auch für die Wassertherapie zu sorgen. Der Plan, eines der Lehrschwimmbecken in Bad Oeynhausen zu übernehmen, scheiterte früh. Im Dezember 2020 dann berichtet der Vereinsvorsitzende erstmals öffentlich von seinen Plänen für ein Therapiezentrum im alten Weserklinik-Bau, der seit 2019 Thies Boysen gehört. Zur Finanzierung setzt Diekmann auf ein Sport-Förderprogramm der NRW-Bank, das Vereinen und Verbänden eine &bdquo;langfristige Finanzierung zu attraktiven Konditionen für ihre Investition in Sportstätten" bietet, wie es in der Programm-Beschreibung heißt. Der Verein aber erhält im Förderfall das Geld nicht direkt von der NRW-Bank, sondern von seiner Hausbank – im Fall der BSG ist das die Sparkasse. Die entscheidet auch darüber, ob ein Antrag bewilligt und zur NRW-Bank weitergeleitet wird, die dann wiederum für 80 Prozent der Kreditsumme haftet, sollte der Kredit nicht zurückgezahlt werden. Für die restlichen 20 Prozent haftet die Hausbank. "Wir prüfen jeden Kreditantrag nach sachlichen Kriterien" Die Sparkasse aber lehnte Diekmanns Förderantrag ab, wie der BSG-Vorsitzende berichtet. Rainer Janke, Vorstandssprecher der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica, bestätigt lediglich, dass die BSG einen Finanzierungsantrag eingereicht habe. Zu einzelnen Kreditnehmern dürfe er aufgrund des Bankgeheimnisses aber keine Auskunft geben, so der Sparkassen-Chef auf Nachfrage der NW. Allgemein erklärt Janke: &bdquo;Wenn wir einen Kreditantrag auf den Tisch bekommen, dann prüfen wir ihn nach sachlichen Kriterien darauf, ob der auch Kredit auch zurückgezahlt werden kann. So sind wir auch mit dem Antrag der BSG verfahren." Diekmann wiederum versichert: &bdquo;Wir wollen nichts geschenkt. Wir wollen den Kredit selbstverständlich zurückzahlen. Und wir kriegen das auch finanziert." Seine Zuversicht nährt der BSG-Vorsitzende zum einen aus der Kraft seines 1.500 Mitglieder zählenden Vereins. Außerdem hat Diekmann andere Vereine – die Spastikerhilfe, die BSG Löhne und Herford und die Rheuma-Liga - mit ins Boot geholt, die zusichern, ein Therapiezentrum an der Bültestraße ebenfalls nutzen zu wollen. So kämen weitere 1.000 Vereinsmitglieder dazu, die ebenfalls zur Finanzierung des Projektes beitragen würden, so Diekmann. Der weiter ausführt, dass die BSG vor der Corona-Pandemie jährlich rund 250.000 Euro an "Nutzungsentgelt für vereinsfremde Übungsstätten" gezahlt habe, womit laut Diekmann im wesentlichen die Bali-Therme gemeint ist. Zudem könnten die 20 Prozent des Kredits, für die im Fall des Falles die Sparkasse geradestehen müsste, über eine Grundschuld im Grundbuch der Immobilie abgesichert werden. "Das ist mit Thies Boysen vereinbart", sagt Diekmann. Bürgermeister lehnt politische Einflussnahme ab Diese Ausführungen ließ Diekmann den Mitgliedern des Verwaltungsrates der Sparkasse und den Parteien zukommen. Ergänzt durch eine neue Kostenschätzung. Die geht jetzt nur noch von einem Kreditbedarf von zwei Millionen Euro aus. "Ich hatte 500.000 Euro als Reserve im ersten Antrag eingerechnet", erklärt der BSG-Vorsitzende. Weitere 500.000 Euro sollen laut Diekmanns Rechnung durch Zuschüsse von Sozialorganisationen kommen: 150.000 Euro von der Aktion Mensch, 200.000 Euro von der Stiftung Wohlfahrtspflege und 150.000 Euro von der Deutschen Fernsehlotterie. Mittel, die so gut wie sicher seien - "wenn die große Förderung steht", so Diekmann. Durch die Verbreitung seines Exposés hatte Diekmann gehofft, dass sich der Verwaltungsrat der Sparkasse in seiner Sitzung mit dem Antrag der BSG befassen würde. Das tat er nicht. Lars Bökenkröger, Bürgermeister und Mitglied des Verwaltungsrates, erklärte dazu: "Ich habe interessiert zur Kenntnis genommen, dass die BSG eine eigene Heimstätte für ihre Therapieangebote sucht." Grundsätzlich begrüße er auch das Bemühen um ein entsprechendes Angebot. "Aber wir können das Projekt als Stadt nicht finanziell unterstützen", sagt er. Und als Bürgermeister lehne er eine politische Einflussnahme auf Kredit-Entscheidungen der Sparkasse grundsätzlich ab. "Das darf ich nicht und das will ich nicht", betonte Bökenkröger. "Tief enttäuscht, dass Antrag nicht gewürdigt wurde" Er sei "tief enttäuscht, dass unser Antrag nicht gewürdigt wurde", sagt Diekmann. Er hofft nun darauf, dass die Sparkasse den abgespeckten Antrag akzeptiert und an die NRW-Bank weiterleitet. Das eigene Therapiezentrum sieht er als existenziell für die BSG. "Ohne ein entsprechendes Therapie-Angebot können wir unsere Mitglieder nicht halten", sagt Diekmann. Sollte auch der zweite Förderantrag scheitern, wie sieht dann sein Plan B aus? "Dann werde ich den Verein auflösen", sagt der BSG-Vorsitzende.

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