Corona-Lockerungen: Draußen gibt's bald wieder Kännchen

Bad Oeynhausen. Margaret Plottke ist gerüstet. Schon vergangene Woche hat sie zu ihrem Getränkehändler Kontakt aufgenommen. "Das Bier ist bestellt", vermeldet die Wirtin des Café Cults in der oberen Klosterstraße. Die Gäste können also kommen. Und derzeit sieht es gut aus. Wenn die Inzidenz an fünf Werktagen in Folge unter 100 liegt, darf am übernächsten Tag die Außengastronomie öffnen. Das wäre am Sonntag. Nach Monaten des Stillstands für viele Kneipen- und Restaurantbesitzer ein Licht am Horizont. Doch nicht alle Bad Oeynhausener Gastronomen wollen mitmachen. Einer, der definitiv schon Anfang der Woche alles vorbereitet hatte, ist Gary Rainforth. Er hat seinen Biergarten am "Werster Hof" bestens für Sonntag gerüstet: 40 Plätze hat er bei schlechtem Wetter unterm Zeltdach, sogar 70, wenn die Sonne scheint. "Pfingsten, 10 Uhr, geht's los", sagt er. Dass die Gäste kommen, egal wie das Wetter ist, davon geht er aus: "Die Luft ist raus. Die Leute wollen wieder ausgehen. Es wird einfach Zeit", bilanziert Rainforth. Die Getränke hat er bestellt, die Ware wird noch frisch gekauft und dann wirft er ab Sonntag den Herd nicht mehr nur für den Außer-Haus-Verkauf an. "Bei dem Durcheinander machen wir nicht mit" Das handhaben aber nicht alle so. Alkis Botsios zum Beispiel lässt seinen großen Biergarten am griechischen Restaurant "Elliniko" vorerst geschlossen. "Nur Außengastronomie, das macht für uns keinen Sinn", winkt der Juniorchef ab. Der Familienbetrieb öffne erst, wenn auch drinnen Gäste Platz nehmen dürften. "Zum einen ist das Wetter einfach zu wechselhaft. Da lässt sich nicht kalkulieren - auch nicht mit dem Personal", erklärt er. Außerdem dürften derzeit nur Geimpfte, Genese oder Getestete als Gäste Platz nehmen: "Was ist,wenn ich einen wieder wegschicken muss? Die sind dann sauer. Das gibt nur Ärger", ist Botsios überzeugt. "Bei diesem Durcheinander machen wir nicht mit. Was ist denn, wenn in zwei Wochen die Zahlen doch wieder steigen? Dann müssen wir ja wieder zu machen." Deshalb wird es im "Elliniko" vorerst weiter nur Gerichte außer Haus geben. Sorge, ob der weiterhin freien Zeit hat er nicht: "Wir haben die Zeit um Umbauen und Renovieren genutzt - und sind sowieso noch nicht ganz fertig." Fünf Werktage in Folge muss die Inzidenz im Kreis Minden-Lübbecke unter 100 liegen - dann greift auch hier nicht mehr die Bundesnotbremse, treten Lockerungen in Kraft. Und dafür sieht es gut aus im Kreisgebiet. Schon seit Montag liegen die Zahlen deutlich unter der 100er-Marke - nähern sich derweil sogar mit großen Schritten der nächsten Grenze von 60. Der Kreis zumindest ist vorbereitet, die Verordnung liegt fertig in der Schublade: "Jetzt muss Freitagnachmittag nur noch das Land NRW grünes Licht geben", teilt Florian Hemann, Pressesprecher des Kreises, der NW mit. Wenn denn dann geöffnet werden darf, haben nur Getestete, Geimpfte oder Genesene Zutritt zur Außengastronomie. "Wir wollen nicht auf Krampf öffnen" Und genau das ist es, was Paul Lang von der Öffnung am Pfingstsonntag abhält: "Ich muss mir erst einmal anschauen, wie das alles läuft, wie die Zahlen sind und welche Verpflichtungen es gibt", bilanziert der Wirt des "Bayernglücks". "Nachher habe ich fünf Fässer Bier am Hahn und muss Mittwoch wieder schließen." Deshalb hat Lang ein Auge auf die Entwicklung: "Momentan ist mir das zu unsicher", gibt er zu. Außerdem laufe das Außer-Haus-Geschäft nicht schlecht, sodass er nichts überstürzen müsse. Auch die Kurhausterrassen des GOPs bleiben derzeit noch geschlossen. "Wir wollen nicht auf Krampf öffnen", sagt GOP-Direktor Christoph Meyer. "Sondern realistisch sein. Wer will schon bei 12 Grad und Regen draußen sitzen?". Weshalb das GOP noch nicht Pfingsten in die Vollen geht? "Wir planen derzeit mit dem 3. Juni - vielleicht haben wir ja Glück und die Inzidenz ist bis dahin sogar schon unter 50 und wir dürfen auch drinnen öffnen." Während die Chancen in Sachen Gastronomie gut stehen, wird das Varieté länger geschlossen bleiben: "Wir planen derzeit rund um den 15. Juli unsere Häuser zu öffnen", erklärte Olaf Stegmann, Geschäftsführer der GOP Entertainment Gruppe. Da seit Monaten keine Karten verkauft würden, brauche es mindestens sechs Wochen Vorlauf für eine neue Show. Doch bei allem Optimismus: "Wir brauchen zuerst verlässliche Aussagen der Politik. Wir erwarten nach anderthalb Jahren Berufsverbot endlich eine differenziertere Vorgehensweise. Bisher wurden alle über einen Kamm geschoren", bemängelt Stegmann. "Unser Haus hat neben einer Klimaanlage noch zusätzliche Luftreiniger - und wir werden gleich gesetzt mit der ungelüfteten Eckkneipe." In der Innenstadt stehen die Tische bereit Voller Vorfreude geht Florent Tafilaj in das Wochenende. Auch wenn der Blick in die Wetter-App auf seinem Handy eher Sorgenfalten auf die Stirn treibt. "Soo gut sieht es ja nicht aus", sagt er. Aber egal. Auf der Terrasse des "New Orleans" sitzen die Gäste geschützt. "Wir sind vorbereitet", sagt der Wirt. Er freue sich auf die Arbeit, auch wenn ihn die Öffnung überrasche: "Nach sechseinhalb Monaten Nichtstun wird es Zeit." Auch Margaret Plottke hat die Vorbereitungen für Sonntag abgeschlossen. Die Stühle und Tische stehen in der Fußgängerzone für Gäste bereit. "Freitag wird Ware bestellt", kündigt sie an. "Und dann geht es hoffentlich draußen los." Im "Cult" allerdings mit verkürzten Öffnungszeiten und einer kleineren Karte. "Das ist wie ein Neuanfang", sagt sie. Alle seien mit Freude und Elan dabei. "Wir warten jetzt sehnsüchtig auf den Sonntag und die Öffnung."

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