Europaweit gesuchter Drogendealer in Bad Oeynhausen verhaftet

Bad Oeynhausen. Freitagabend ist Uwe Schulte-Coerne noch mal mit seinem Hund Poldi trotz Ausgangssperre vor Tür gegangen. Weit kam er nicht. Der Bad Oeynhausener lief einem Spezialeinsatzkommando der Polizei in die Arme, das sich gerade vor seiner Wohnungstür an den Terrassenhäusern von Oberbecksen auf einen Zugriff vorbereitete: mit Sturmhauben und schusssicheren Westen. Wie erst jetzt bekannt wird, hat die Polizei Freitagabend um 22.45 Uhr in einer Ferienwohnung in Oberbecksen einen 45-jährigen europaweit gesuchten, mutmaßlichen Drogendealer verhaftet. Laut Staatsanwaltschaft Hamburg soll der Mann Kokain &bdquo;im dreistelligen Kilobereich nach Deutschland eingeführt", das zumindest versucht und mit Rauschgift gehandelt haben. Die Ermittlungen laufen noch. Zuständig ist die Abteilung für Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamts Hamburg. Das erklärt die Polizei Hamburg am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Wegen des SEK-Einsatzes kam Uwe Schulte-Coerne Freitagabend nicht mehr in seine Wohnung und erlebte die Verhaftung als Zuschauer. Offenbar ging alles sehr schnell, erzählt er. Etwa ein Dutzend Zivilpolizisten teilten sich auf und liefen links und rechts um den Häuserblock der Terrassenhäuser herum. Den direkten Weg über die Treppe nahmen sie nicht. Dann war die Ferienwohnung auf einmal grell erleuchtet. Und wenig später führten die Polizisten schon einen großen, schlanken Mann mit auf dem Rücken gefesselten Händen ab und setzten ihn in einen Polizeitransporter. &bdquo;Der Mann ging ganz schön gebückt", sagt der Schulte-Coerne. Bei dem Einsatz zerbrach eine Fensterscheibe neben der Eingangstür. Sie ist später notdürftig mit Müllbeuteln verklebt worden. Vier Wochen im Versteck Lange hat der mutmaßliche Drogendealer offenbar nicht in der Ferienwohnung gelebt. Nach Informationen der NW ist die Wohnung wenige Wochen zuvor an einen vorgeblichen Event-Manager vermietet worden, der für einen Zeitraum von vier Wochen angeblich für einen neuen Mitarbeiter eine Wohnung in Bad Oeynhausen suchte. Die Miete wurde wohl in bar im Voraus bezahlt. Bei der Hausdurchsuchung in Oberbecksen stellten die Ermittler nach Angaben der Polizei Hamburg unter anderem rund 70.000 Euro und 2.000 US-Dollar Bargeld, Goldbarren, Schmuck und mehrere hochwertige Armbanduhren sicher. Außerdem fanden die Polizisten 18 verschiedene, offenbar gefälschte Ausweisdokumente mit Fotos des Beschuldigten. Nach Medienberichten soll der Mann durch mehrere Schönheitsoperationen versucht haben, sein Äußeres zu verändern. Eine Sprecherin der Polizei Hamburg kann das auf Nachfrage nicht bestätigen. Die Hamburger Ermittler waren wohl nicht die einzigen, die dem mutmaßlichen Dickfisch der Hamburger Drogenszene auf die Spur kommen wollten. 2018 haben belgische Behörden den Mann zur Fahndung ausgeschrieben, er sollte eine zehnjährige Haftstrafe wegen bandenmäßigen Einfuhrschmuggels von Betäubungsmitteln verbüßen. In Berlin verpasst An den Ermittlungen waren nach Polizeiangaben zahlreiche Zielfahnder mehrerer Bundesländer beteiligt. Und im März dieses Jahres hätten sie den 45-Jährigen fast gehabt. Fahnder durchsuchten eine Wohnung in Berlin, die der Mann bereits verlassen hatte. Die Polizisten fanden jedoch drei scharfe Schusswaffen. Die Fahndung war wohl auch deshalb erfolgreich, weil es Cyberpolizisten im vergangenen Jahr gelungen war, die Verschlüsselung eines Mobiltelefons ohne Kamera und Mikrofon namens &bdquo;Encrochat" zu knacken. Über Messengerdienste solcher Krypto-Handys kommunizieren Menschen, die schmutzige Geheimnisse bewahren wollen. Die Ermittler konnten nun allerdings mitlesen. Womöglich sind die Fahnder aber auch nur der Freundin des Mannes gefolgt. Nachbarn erzählen, dass die Bewohner der Ferienwohnung mit einem schwarzen Audi-Cabrio mit Schaumburger Kennzeichen vor dem Haus parkten. Dem Zugriff gingen mehrere Monate Fahndungsarbeit voraus. Neben dem Haftbefehl erwirkte die Staatsanwaltschaft Hamburg auch einen Arrestbeschluss in Höhe von über 1,8 Millionen Euro gegen den mutmaßlichen Rauschgifthändler. Am Wochenende wurde der Gefangene aus dem Polizeigewahrsam in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld verlegt. Der hochgesicherte Gefangenentransport machte am Wochenende Schlagzeilen. In Hamburg sind in den vergangenen Monaten immer wieder größere Kokainlieferungen aufgeflogen. Im Februar stellten Zollfahnder eine Lieferung mit 16 Tonnen Kokain aus Paraguay mit einem Straßenverkaufswert vorn über einer Milliarde Euro sicher. In der Kurstadt Bad Oeynhausen haben Drogenfahnder erst vor wenigen Wochen zwei Cannabisplantagen ausgehoben.

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