Patient vorm Krankenhaus aufgelauert und verprügelt

Bad Oeynhausen. Nach einer Kneipenschlägerei mit drei Männern offenbar wegen einer Frau landete ein 33-jähriger Mann aus Rahden am frühen Sonntagmorgen, 20. Januar 2019, im Krankenhaus Bad Oeynhausen. Frisch verarztet traf der Verletzte dort nicht nicht nur seine Begleiterinnen wieder, sondern überraschend auch die beiden Schläger. Die Männer hatten ihm offensichtlich vorm Krankenhaus aufgelauert und zum Wiedersehen einen 76 Zentimeter langen Holzknüppel mitgebracht. Eine unbeteiligte Zeugin filmte die Prügelei zufällig mit dem Handy. Für diesen Überfall hat das Amtsgericht Bad Oeynhausen vor einem Jahr einen der beiden 30 Jahre alten Männer wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt. Der zweite Angeklagte, ein Hüllhorster, der inzwischen ebenfalls in Löhne gemeldet ist, erschien damals jedoch nicht zu seinem Prozess. Das ist diesmal anders. Der mutmaßliche Mittäter ist Dienstag in Begleitung zweier Justizbeamter erschienen – in Handschellen. Er sitzt wegen einer anderen Tat in Haft. Der erste Angeklagte – und mutmaßliche Haupttäter - ist dagegen weiter in Freiheit. Das Urteil des Amtsgerichts, ein Jahr und neun Monate Haft, ist nicht rechtskräftig geworden. Das Landgericht Bielefeld hat dem Verurteilten wegen seiner Alkoholabhängigkeit nicht nur einen Strafrabatt gewährt, sondern die Strafe auch zur Bewährung ausgesetzt. Der mutmaßliche Haupttäter muss eine Therapie in einer Suchtklinik machen. "Eine Nase Koks" Das sieht beim mutmaßlichen Mittäter ganz anders aus. Für eine Alkohol- oder Drogensucht gibt es bei ihm keine Hinweise. Die Polizei stellte bei beiden Männern einen Atemalkoholwert von etwa 0,5 Promille fest. Ein Drogenschnelltest dagegen schlug nur beim ersten Angeklagten an. Der mutmaßliche Haupttäter erklärte bei seinem Strafprozess, dass er nach der Schlägerei an der Gaststätte nach Hause gefahren und Kokain genommen habe. Das behauptet der zweite Angeklagte nun ebenfalls, obwohl sein Drogentest damals negativ ausfiel. Er habe mit dem Kumpel gezecht, beide hätten &bdquo;eine Flasche Whiskey und ein paar Bier" getrunken und seien dann zur &bdquo;Scala" gefahren. Weil er bei der Schlägerei dort aber als Unbeteiligter Reizgas ins Gesicht bekommen hatte, habe er zuhause &bdquo;eine Nase Koks gezogen, um die Schmerzen zu ertragen", sagt er und ergänzt: &bdquo;Das war keine gute Idee." Warum er dann angeblich zugedröhnt mit dem mutmaßlichen Haupttäter zum Krankenhaus fuhr und auch selbst mitprügelte, kann der mutmaßliche Mittäter jedoch nicht erklären: &bdquo;Ich habe mich hinreißen lassen", sagt er auf Nachfragen des Richters. Es tue ihm aber leid und er wolle sich entschuldigen, beteuert er. Die Gelegenheit dazu während der Gerichtsverhandlung lässt er dann ungenutzt verstreichen. Frau bewusstlos geschlagen Ziel der Prügelattacke der beiden Löhner im Januar vor zwei Jahren war ein 33-jähriger Mann aus Rahden. Ein Schlag traf ihn aufs Auge, wobei die Augeninnenhöhle riss und operiert werden musste. Der Mann erlitt außerdem zahlreiche Prellungen am ganzen Körper. Auf dem Handyvideo ist zu sehen, wie die beiden Angeklagten auf den am Boden liegenden Mann eintreten. Eine Begleiterin warf sich schützend auf das Opfer, bekam einen Schlag an den Kopf und wurde bewusstlos. Zwei Jahre nach dem Überfall erinnert sich die Frau angeblich nicht mehr an die Einzelheiten vorm Krankenhaus. Sie weiß bloß, dass der aktuelle Angeklagte, der mutmaßliche Mittäter, mit dem ersten zusammen mit einem Auto vorgefahren ist. Die Zeugin ist sichtbar ungehalten darüber, dass der mutmaßliche Haupttäter weiter in Freiheit ist. Der Verurteilte belästige sie seitdem immer wieder mit zahlreichen Anrufen und Textnachrichten. Ihrem Antrag auf Gewaltschutz habe das Amtsgericht nicht entsprochen: &bdquo;Das erklärt, warum ich so angepisst bin." Die Staatsanwältin zeigte Verständnis dafür, wies die Zeugin aber darauf hin, dass auch der zweite Angeklagte ein Recht auf ein faires Verfahren habe. Versehentlich Standort verraten Auch die zweite Begleiterin bekam Schläge ab, als sie dazwischen ging. Sie ist die Ex-Freundin des mutmaßlichen Haupttäters. Die vergangenen Beziehungen zwischen den Frauen und den Angeklagten waren offenbar der Auslöser der Schlägerei an der &bdquo;Scala". Der mutmaßliche Haupttäter behauptete bei seinem Prozess, er habe dabei einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und sich gewehrt. Er wisse nicht, warum das spätere Opfer ihn geprügelt habe, wollte die Sache mit dem Mann aber noch am frühen Sonntagmorgen klären, weshalb er sich nach der kurzen Ruhepause wieder ins Auto setzte und losfuhr. In zahlreichen Telefonaten hatten die Frauen offenbar versehentlich verraten, dass sie mit dem Verletzten ins Krankenhaus gefahren waren. Der Prozess wird am Donnerstag, 22. April, um 15 Uhr fortgesetzt.

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