Unterstützung: Leerstände sollen günstig vermietet werden

Bad Oeynhausen. Sie sollen Zuversicht in die Innenstadt bringen. Zuversicht, dass die Stadt auch nach Corona noch ein lohnenswertes Shoppingziel ist. Mit Elmaz und Martin Wittelmeyer präsentieren Wirtschaftsförderer Patrick Zahn und Bürgermeister Lars Bökenkröger die ersten Mieter für das Projekt "Kurstadtladen". Noch im April will das Ehepaar an der oberen Klosterstraße die Modeboutique Hatoon eröffnen. Zu besonderen Mietkonditionen. Denn die Stadt unterstützt mittels Sofortprogramm des Landes NRW eröffnungswillige Einzelhändler in der Innenstadt. Das Ziel: "Leerstände senken, Attraktivität erhöhen", erklärt Bökenkröger. Im Dezember kam der Förderbescheid. 191.414 Euro bekommt Bad Oeynhausen aus dem Landestopf. "Danach habe mir meine Mannschaft zusammengestellt und versucht, die Eigentümer zu gewinnen und zu überzeugen", erinnert sich Patrick Zahn. Keine leichte Aufgabe für den Wirtschaftsförderer. Der es letztlich schaffte bis auf einen alle Eigentümer mit Leerständen ins Programm zu locken. Es gibt aber nicht einfach nur Geld, sondern braucht auch eine Gegenleistung: "Der Eigentümer muss seine üblichen Mietforderungen um 30 Prozent reduzieren, sonst wird er nicht ins Programm aufgenommen", erklärt Zahn. Und diese Reduzierung darf keine Milchmädchenrechnung sein, sondern muss anhand von Belegen nachvollziehbar sein. Optionsmietverträge abgeschlossen Zehn leerstehende Ladenlokale hat die Stadt inzwischen in ihrem Portfolio - Tendenz steigend. "Mit allen haben wir bereits Optionsmietverträge abgeschlossen und haben somit sofort Zugriff, wenn wir einen Mieter in der Hinterhand haben", so Zahn. Die Stadt zahlt 70 Prozent der eigentlichen Miete an den Eigentümer, bekommt im Gegenzug einen Teil der Miete vom neuen Ladenbesitzer wieder zurück. Die Differenz wird aus dem Förderprogramm gezahlt. Sämtliche Leerstände, die im Programm sind, sind sowohl auf der Internetseite www\.kurstadtladen\.de zu finden als auch durch Plakate gekennzeichnet. Patrick Zahn setzt auf Mundpropaganda. Denn die ersten beiden Läden sind bereits vermittelt. Denn auch schräg gegenüber von Wittelmeyers gibt es bald ein neues Angebot: "Möbel, Deko, Wein und ähnliches", zählt Zahn auf, solle dort angeboten werden. Auch wenn es derzeit keine einfache Zeit ist - die Stadt hat den Zeitpunkt der Bekanntmachung bewusst gewählt: "Es ist die Zeit für Impulse", ist Bürgermeister Lars Bökenkröger überzeugt. Denn die Innenstadt sei das Herz der Stadt. "Auch unsere Innenstadt wird sich nach Corona verändern - aber der Handel wird trotz Internet immer ein wichtiger Faktor sein", ist Bökenkröger sicher. "Mit einem passenden Mix aus Gastronomie und Kultur." Denn viele kleine Mosaiksteine machten die Attraktivität aus. Sorge, dass sich die Eigentümer auf der neuen Initiative der Stadt ausruhen, nicht selbst auf die Suche gehen oder ihre Immobilien verfallen lassen, hat der Wirtschaftsförderer nicht: "Wenn sie selber aktiv würden, bekämen sie wesentlich mehr Miete." Mode direkt vom italienischen Designer Elmaz und Martin Wittelmeyer sind überzeugt, für ihre Boutique den richtigen Standort gefunden zu haben. Nach Stationen in Hamburg und Berlin haben sie im vergangenen Jahr einen Pop-up-Store in den Königshofkolonnaden eröffnet. Mode auf Zeit. Als Test. "Das ist gut angekommen", bilanziert die 38-Jährige. Nun wird es größer. Auf 100 Quadratmeter bietet sie demnächst italienische Designermode für die Frau an. "Alles Einzelstücke, alles ohne Zwischenhändler, alles in Deutschland bisher wenig bekannte Designer." Bezahlbare Luxusmode nennt Wittelmeyer ihr Konzept. Für das das Ehepaar durchaus das Publikum in Bad Oeynhausen sieht. Für zwei Jahre hat sie den Vertrag mit der Stadt unterschrieben, danach muss sie alleine klar kommen und für weitere Jahre direkt mit dem Eigentümer verhandeln. Für Patrick Zahn bietet das Programm des Landes viel Potenzial: "Es gibt einige Interessen. Ein ganz anderes Klientel", hat er beobachtet. Willige Einzelhändler, die sich nun mit der Stadt im Rücken, trauten, den Neustart in der Kurstadt zu wagen. "Wir sind ein gutes Signal", nennt das Zahn. Der aber auch klar macht, dass es eines nicht geben wird: Laden-Hopping. "Es wird nicht die Chance für etablierte Geschäfte sein, zu günstigeren Konditionen umzuziehen", stellt der Wirtschaftsförderer klar. "Sondern uns geht darum, neue Ideen in die Stadt zu holen. Als Ergänzung."

Meistgelesen