Gastronomie in der Kurstadt: Zwei Traditionshäuser stehen zum Verkauf

Bad Oeynhausen. Der Preis für beide zusammen geht in die Millionen. Seit wenigen Tagen stehen sowohl das Hotel und Restaurant "Wittekindsquelle" als auch Siekmeiers Hof zum Verkauf. Erste Kaufinteressenten gibt es bereits. Warum er sich gerade jetzt von den beiden Objekten trennen will - darüber wollte der Eigentümer, der nicht genannt werden möchte, nicht mit der NW sprechen. Vollkommen überrascht von den Verkaufsabsichten aber zeigt sich der Pächter der Wittekindsquelle: "Mein Sohn hat über Dritte vom Verkauf erfahren und ist mit den Nerven am Ende. Wir würden alle gerne weitermachen", sagt Claudia Gemba im Gespräch mit dieser Zeitung. Christopher Gemba hatte 2019 einen Zehn-Jahres-Pachtvertrag für das Anwesen abgeschlossen (die NW berichtete). Nach NW-Informationen soll er aber bereits im vergangenen Jahr eine Kündigung für das Objekt erhalten haben. Anders stellt sich die Situation offenbar auf Siekmeiers Hof dar. Schon 2019 hatte sich die Betreiberfamilie Hempelmann dazu entschlossen, den Fünf-Jahres-Pachtvertrag nicht zu verlängern. "Silvester 2019 war unser letzter Tag", sagt Friedrich Hempelmann auf Nachfrage der NW. "Zum Glück", wie er rückblickend sagt. Es reiche schon, dass Corona für eine Schließung seines "Wilden Schmieds" sorge. Nach Hempelmanns Aufgabe habe sich der Eigentümer entschlossen, Siekmeiers Hof in Eigenregie und mit neuem Konzept weiterzuführen. 1.350 Quadratmeter Fläche, davon rund 1.000 Quadratmeter Gastraumfläche sollen 850.000 Euro kosten. Verkauft wird das Objekt als Restaurant und Eventlocation. Es besteht aus Haupthaus, Tapas-Bar, Eventscheune und Backhaus. Das Hofensemble stammt aus dem Anfang der 1910er Jahre und wurde 1998 zur Gastronomie umgebaut. Lange Jahre erste Adresse für Gastronomie Viele Jahre lang war die Wittekindsquelle in Bergkirchen eine der ersten Adressen in Sachen Gastronomie und Hotellerie. 1993 umgebaut und 1994 eröffnet war Werner Flaig einst einer der ersten Chefs, die dem Traditionshaus zu Ruhm verhalfen. Es fand unter anderem damals Anerkennung in der Fachpresse ?als &bdquo;bestes Haus unter 600“ in der Zeitschrift &bdquo;Der Feinschmecker“. Nach Flaigs Tod folgten viele weitere Pächter. Einer sorgte für Schlagzeilen, weil er Hilfe von dem bekannten Fernseh-Koch Frank Rosin bekam, aber dann doch trotz werbewirksamer Fernseh-Vermarktung den Betrieb aufgeben musste. 2019 dann übernahm Christopher Gemba das Haus - und verpasste ihm einen neuen Namen. "Hänsels". Nun soll das knapp 5.000 Quadratmeter große Areal, das rund 1.500 Quadratmeter Nutzfläche, 24 Hotelzimmer, Restaurant, Biergarten und eine Eventscheune hat, verkauft werden. Der Preis ist laut Maklerbüro Volkening Verhandlungssache. Übergeben wird die Wittekindsquelle an den neuen Eigentümer pachtfrei - so zumindest ist es im Verkaufs-Exposé des Maklers vermerkt. "Das Verhältnis ist zerrüttet" "Die Nerven liegen blank", sagt Claudia Gemba, Mutter des Pächters. Angeblich, so sagt sie, habe der Eigentümer bisher nicht mit ihnen über den Verkauf des Bergkirchener Objektes gesprochen. Stattdessen soll er laut Gemba die Pächter ausgesperrt haben: "Die Schlösser wurden ausgetauscht, wir kommen nicht mehr rein. Dabei sind noch unsere ganzen privaten Sachen im Haus", so Gemba verzweifelt. "Mein Sohn hat die Sache seinem Anwalt übergeben." Erst 2019 hatte Christopher Gemba - damals 31 - das Haus übernommen. Mit seinen Eltern im Rücken. In Hörstel bei Ibbenbüren haben Claudia und Manuel Gemba viele Jahre lang ein "Hänsels" geführt. In dem hatte auch der Junior nach seinem Bachelorstudium in Marketing und Kommunikation als Geschäftsführer gearbeitet. Als dort größere Baumaßnahmen geplant waren, entschloss sich die Familie zum Neuanfang. Fünf Hotels im Umkreis Osnabrücks kamen in die Auswahl. &bdquo;Gute Lage, gute Bausubstanz“, nannte Christopher Gemba vor zwei Jahren die Kriterien, die den Ausschlag für die Wittekindsquelle gaben. Wobei er natürlich auch die wechselhafte gastronomische Vergangenheit des Hauses kannte. "Wir hätten es hier geschafft", ist Claudia Gemba überzeugt. Trotz Corona sei die Sommersaison 2020 gut gelaufen: "Der große Biergarten und das gute Wetter haben uns gerettet." Auch viele Wandergruppen und Geschäftsreisende hätten für eine gute Auslastung des Hotels gesorgt. Dann kam der zweite Lockdown und mit ihm Coronahilfen, die lange auf sich warten ließen. "Wir haben die Hälfte der Pacht gezahlt - dazu waren wir verpflichtet", sagt Claudia Gemba. Die Lage, so sagt sie, sei dramatisch zurzeit. "Das Verhältnis ist zerrüttet", bilanziert die Pächter-Mutter.

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