Region hofft auf offenes Planverfahren der Bahn

Bad Oeynhausen. Alles ist offen: Mehrfach versicherten die Vertreter der Bahn, dass es keinerlei Vorfestlegung bei der Planung einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke auf eine bestimmte Lösung gebe. "Unser Planungspapier ist weiß", versprach Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter der Bahn für NRW, beim Auftakt zum "Planungsdialog" am Donnerstagabend. Gerade auch die Teilnehmer aus Bad Oeynhausen dürften bei zwei Kernaussagen besonders die Ohren gespitzt haben: Auch ein Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Hannover und Bielefeld werde in den Planungen untersucht. Und: Die Vorgabe der Bahn lautet nicht zwangsläufig, die Fahrzeit Bielefeld und Hannover genau auf 31 Minuten zu verkürzen, sondern nur bis zu 31 Minuten. "Das heißt für mich: Die Vorgabe der 31 Minuten ist deutlich geöffnet worden. Das ist eine gute Entwicklung. Das lässt überhaupt erst zu, den Ausbau der Bestandsstrecke in die Betrachtung mit einzubeziehen", sagte Thomas Dippert. Der Bad Oeynhausener ist Kreisvorsitzender der Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und war am Donnerstagabend nicht nur einer der 2.800 Menschen aus der Region, die nach Angaben der Bahn die Online-Veranstaltung zum Auftakt des Planverfahrens verfolgten. Dippert wird auch als Vertreter des VCD an den künftigen Planungsrunden teilnehmen, die die Bahn eigens für Verbände, Bürgerinitiativen und die betroffenen Städte und Kreise anbieten will. "Die 31 Minuten sind nicht in Stein gemeißelt" Auch Stefan Schwartze, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Vlotho, hat die Formulierung zum 31-Minuten-Ziel aufmerksam registriert. "Bis zu - das heißt für mich, dass dieses Ziel nicht in Stein gemeißelt ist", sagte er am Freitag im Gespräch mit der NW. "Das untermauert, dass in der Planung noch Bewegung ist", sagte Schwartze. Ganz so optimistisch sieht Bad Oeynhausens Bürgermeister diesen Punkt nicht. "Ich glaube schon, dass das Planungsziel der Bahn auf diese Fahrzeit ausgerichtet ist. Ich gehe nicht davon aus, dass die Bestandsstrecke ausgebaut wird, wenn damit nur vier oder fünf Minuten gewonnen werden", sagte Lars Bökenkröger. Auch er rechnet damit, in die Plenumsveranstaltungen der Bahn, die zwei bis vier Mal pro Jahr stattfinden sollen, eingeladen wird. Wie denn überhaupt diese Forderung nach 31 Minuten Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld zustande komme, wollten gleich mehrere Teilnehmer der Online-Veranstaltung wissen, die sich zwar nicht direkt zu Wort melden, aber in einem parallel laufenden Chat Fragen stellen konnten. Manuela Herbort, Bahnbevollmächtigte für Niedersachsen und Bremen, erklärte, dass es ja Ziel der Bahn sei, Fahrgäste in den Zug zu holen, die bislang auf Auto oder Flugzeug setzen. "Es gibt die Erkenntnis, dass bei Reisezeiten unter vier Stunden das Flugzeug nicht mehr attraktiv ist", sagte sie. Daher komme die Überlegung, die Fahrzeit der ICE-Züge zwischen dem Köln und Berlin unter die vier Stunden zu bringen. "Dazu kommt die Idee, über den Deutschlandtakt perfekte Umsteigezeiten an den großen Knotenpunkten zu bekommen." Den Auftrag hat das Ministerium nur mündlich beschrieben Frank Heuermann, Technikleiter der DB Netz AG, erläuterte, dass das Bundesverkehrsministerium der Bahn drei Prämissen für die Planung mitgegeben habe: den Ausbau der Strecke Hannover-Bielefeld für Geschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometer und eine Fahrzeitverkürzung bis zu 31 Minuten für ICE-Züge (die jetzt noch 48 Minuten brauchen), mehr Kapazität auf zwei zusätzlichen Gleisen und eine genehmigungsfähige und finanzierbare Planung. Allerdings, so eröffnete Heuermann zur Überraschung der Zuhörer, sei die Beschreibung des Planungsauftrags vom Ministerium der Bahn bislang nur mündlich übermittelt worden. Heuermann erklärte das so: "Wir wollten mit dem Planungsdialog so schnell wie möglich beginnen." Thomas Dippert nimmt diese Botschaft als etwas Positives. "Dass der Auftrag offenbar nur mündlich erteilt wurde, eröffnet ja auch die Möglichkeit, die jetzt erhobenen Einwendungen noch im Planungsauftrag zu berücksichtigen", sagte er. "Denn die fünf bis jetzt vorgelegten Varianten waren ja definitiv zu kurz gesprungen." Diese fünf Planungsvarianten, die das Bundesverkehrsministerium im November vorgelegt hatte, hatten gerade bei den betroffenen Städten und Kreisen die Sorge geschürt, dass damit schon eine Vorentscheidung für eine Neubaustrecke und gegen den am Donnerstag auch von den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford und Schaumburg eingeforderten Ausbau der Bestandsstrecke gefallen sei. "Es gibt von unserer Seite noch keinerlei Planung", versicherte Heuermann. "Natürlich ist der Ausbau der Bestandsstrecke eine mögliche Lösung" "Und natürlich", so versicherte auch Lübberink noch einmal ausdrücklich, "ist der Ausbau der Bestandsstrecke eine mögliche Lösungsvariante." Was Stefan Schwartze mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis nimmt. "Da werden wir den Planern sehr genau auf die Finger schauen, ob diese Variante wirklich ernsthaft untersucht wird", so der Bundestagsabgeordnete. Allzu viel Zuversicht, dass am Ende der von der Stadt Bad Oeynhausen favorisierte Ausbau der bestehenden Strecke die Lösung sein wird, mag auch Lars Bökenköger noch nicht verbreiten. "Dazu sind wir noch zu früh in dem Planungsprozess", so der Bürgermeister. Die Auftaktveranstaltung am Donnerstag habe auch gezeigt, wie viele Akteure im Spiel und wie unterschiedlich auch die Interessen seien. "Wir müssen jetzt sehen, wo wir Verbündete finden, und unsere Interessen bündeln", sagte er. Er wolle den Planungsprozess intensiv begleiten. Dabei werde auch eine möglichst einmütige Resolution des Stadtrates helfen, auf die Bökenkröger hofft. Werner Lübberink zeigte nach zweieinhalb Stunden Online-Auftakt, dass er durch und durch Bahner ist. Sein Schlusswort: "Für die weiteren Planungen steht das Signal nun auf Grün."

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