Weserflutbrücke der A2 ist schon wieder kaputt

Bad Oeynhausen. Der Ärger mit der Weserflutbrücke auf der A2 am Kreuz Bad Oeynhausen reißt nicht ab. Arbeiter haben Teile der alten Asphaltdecke abgefräst und dabei entdeckt, dass die erst vor wenigen Wochen reparierten Dehnungsfugen nicht am Beton der Brücke haften und abgesackt sind. Sechs Fugen müssen komplett erneuert werden. Die Baufirma wird die Fugen im Rahmen der Gewährleistung auf eigene Kosten erneuern. Das erklärte der Projektverantwortliche Ariaz Tabrizi von Straßen NRW auf Anfrage von nw.de. Für die Nachbesserung braucht es allerdings durchgängig gutes Wetter. Und diese Bedingung lässt sich im Winter am besten in einem beheizten Zelt herstellen. Vor wenigen Tagen hat die Baufirma deshalb eine Baustellenheizung auf der Weserflutbrücke aufgebaut, Gebläsetunnel verlegt und Zelte über den Dehnungsfugen aufgeschlagen. Seit drei Jahren doktern die Fachleute inzwischen an der Weserflutbrücke herum. 2018 schlug die Autobahnmeisterei wegen Fahrbahnschäden vorm Kreuz Bad Oeynhausen Alarm. Bei der Notreparatur im Sommer stellte sich dann heraus, dass die Brücke nicht bloß an einfachem Asphalt-Karies leidet. Zwei Brücken, die nicht zueinander passen Das Grundproblem der Weserflutbrücke ist ihre Konstruktion. Das Bauwerk besteht aus zwei Brücken in jede Fahrtrichtung, die nicht zueinander passen. Autofahrer sehen von oben allerdings nur drei Spuren und eine geschlossene Asphaltdecke. Darunter verbirgt sich jedoch eine 1938 gebaute Bogenbrücke aus Mauerwerk und daneben ein filigraner Anbau aus Stahlbeton aus dem Jahr 1979. Beide Bauwerke sind mit einer Kappe miteinander verbunden. Das sorgt für Spannungen. Über die sechsspurige Autobahn rollen täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge. Sie lösen Erschütterungen aus, durch die in der Vergangenheit zahlreiche Risse entstanden sind. Wasser konnte offenbar von der Fahrbahn ins Brückenbauwerk eindringen und hat besonders der jüngeren Stahlbetonkonstruktion zugesetzt. Die Fahrbahn liegt auf Betonplatten, die wiederum mit der Brücke verbunden sind. Über den Pfeilern sind diese Verbindungen wenig beweglich. An den anderen Stellen sind sie besonders flexibel. Dehnungsfugen gleichen das freie Spiel der Kräfte aus. Auf der Brücke lösen das zwei unterschiedliche Typen von Fugen. Die wellenförmigen Querfugen sind im wesentlichen aus Stahl. Diese Fugen sind besonders flexibel und gelten als besonders leise. Beim Drüberfahren sind sie leicht zu erkennen. Probleme bereiten jedoch die eigentlich starren Fugen über den Brückenpfeilern auf der Weserflutbrücke in Richtung Hannover. Sie sind mit einer Kunststoffmischung namens Polyflex gefüllt worden. Die Brücke in Richtung Dortmund ist repariert, Richtung Hannover aber nicht In die Gegenfahrtrichtung nach Dortmund sind die starren Fugen ebenfalls mit Polyflex verfüllt worden. Dort gibt es nach Auskunft von Tabrizi, der das Projekt seit einem Jahr betreut, keine Probleme. Warum die Füllung auf der einen Brücke hält, auf der anderen aber nicht, ist unklar. Womöglich sind die Brücken unterschiedlich stark kaputt. Beide Brücken sind wegen der Kurvenlage leicht zur Seite geneigt, das Regenwasser fließt jedoch auf unterschiedliche Weise ab. In Fahrtrichtung Hannover neigt sich die Brücke zur Überholspur. Das Wasser fließt hier über die Kappe zwischen beiden Brückenbauwerken. Weil dort bisher kein Abfluss war, konnte womöglich streusalzhaltiges Oberflächenwasser durch Risse ins Bauwerk eindringen und den Konstruktionsbeton anfressen. Dieselbe Erklärung hatten Fachleute bereits im vergangenen Jahr für die rätselhafte Hohlräume an den flexiblen Fugen geliefert. Dieses Problem ist inzwischen behoben. &bdquo;In den nächsten Wochen werden wir das herausfinden", sagt Tabrizi. Dann wird die Polyflex-Fuge komplett ausgebaut und entschieden, wie das Problem gelöst werden soll. Die Notreparatur soll Straßen NRW die nötige Zeit verschaffen, um den Anbau der Stahlbetonbrücke in zehn bis 15 Jahren zu erneuern. Doch die Baustelle auf der Weserflutbrücke steht offenbar unter keinem guten Stern. Bereits im Juli 2018 bremsten Diebe die Autobahnsanierung aus. Sie stahlen über Nacht die teuren Kunststoffkomponenten für das Dichtungsmaterial Polyflex palettenweise von der Baustelle. Geschätzter Wert: 15.000 Euro. Erneute Nachbesserungen sorgen für Verzögerungen Die Baufirma beschaffte auf eigene Kosten Ersatz. Die Fugen hielten allerdings nur wenige Monate. Der Beton in der Brücke bröckelte, die Dichtung hielt nicht dicht. Im Sommer 2019 ließ Straßen NRW die Lücken behelfsweisemit Gussasphalt stopfen. Im Sommer 2020 sollte dann die dritte Reparatur in drei Jahren endlich Ruhe auf der A2 in Bad Oeynhausen bringen. Gleichzeitig ließ Straßen NRW die Fahrbahnübergänge der Weserstrombrücke ein paar Hundert Meter weiter Richtung Porta Westfalica erneuern. Die Sanierungen an der A2 kosten 2,3 Millionen Euro. Dabei soll es bleiben. Die neuen Nacharbeiten sorgen allerdings für Verzögerungen. Der Projektverantwortliche Ariaz Tabrizi von Straßen NRW geht derzeit davon aus, dass die Arbeiten auf der gesamten Baustelle bis Ende März 2021 abgeschlossen sein werden. Der Verkehr wird weiter dreispurig an der Baustelle vorbei geführt. Die Überholspur Richtung Hannover wird über die gegenüberliegende Weserflutbrücke geleitet. Die Auffahrt aus Vlotho bleibt weiter gesperrt.

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