Der Weihnachtsengel aus Wulferdingsen

Bad Oeynhausen. Bei seinen Besuchen tankt er auf. Motivation. Dann weiß Ernst-Ludwig Homann, warum er jedes Jahr wieder eine Weihnachtsaktion für die Menschen in der kleinen moldawischen Stadt Ribnita organisiert. Wenn die Kinder ihr Weihnachtspaket aufmachen und sich über eine Schokolade, ein paar Bonbons oder auch eine Zahnbürste freuen. Oder die Erwachsenen über ein Paar Socken oder eine Fischkonserve - dann weiß Homann, dass sich die Arbeit des Spendensammelns gelohnt hat. "Aber ich fürchte, das wird in diesem Jahr schwieriger", sagt der Wulferdingsener. Schon vor 30 Jahren hat Homann gemeinsam mit Helfern aus der Kirchengemeinde Bergkirchen die Moldawienhilfe organisiert. Rund 50 Mal war er persönlich in Ribnita zu Gast, um Kleidung und andere Hilfsgüter, die er und seine Mitstreiter in Bad Oeynhausen und Umgebung gesammelt hatten, per Lastwagen in die Republik an der Moldau zu bringen. Vor 20 Jahren führte Homann dann zusätzlich die Aktion Weihnachtspakete ein. 1.500 Gläser Nutella muss man vorbestellen Während Homann die Moldawienhilfe - aus Altersgründen und mangels eines Nachfolgers - inzwischen eingestellt hat, soll die Weihnachtsaktion weiterlaufen. Allerdings sammelt Homann keine Sachspenden mehr. Davon hat sich er sich schon im vergangenen Jahr verabschiedet. Zu aufwendig das Sammeln, zu teuer der Transport. Zudem hat Homann festgestellt: Man kann all die Dinge, die in die Weihnachtspakete sollen, auch vor Ort in Moldawien kaufen. "Es gibt dort alles. Nur können es sich viele nicht leisten", berichtet Homann. Er schätzt, dass 10 bis 15 Prozent der Moldawier reich sind, schwer reich zum Teil. Der Rest der Menschen aber sei bettelarm, berichtet er. Auch wenn die Geschäfte in Ribnita also durchaus gut bestückt sind - um 1.500 Gläser Nutella oder 1.500 Tuben Zahnpasta zu kaufen, muss Homann das schon vorher anmelden. Aber das habe im vergangenen Jahr gut geklappt, sagt er. Weniger Geld - weniger Pakete Also sammelt Ernst-Ludwig Homann auch in diesem Jahr ausschließlich Geld. "Wir freuen uns über jeden Betrag, kleine und große", sagt der Wulferdingsener, den die Beschenkten in Ribnita auch schon mal ihren "Engel" nennen. Im vergangenen Jahr kamen rund 9.000 Euro an Spenden zusammen, die aus Rücklagen von der Kirchengemeinde und der Moldawienhilfe auf 14.000 Euro aufgestockt wurden. Damit konnte Homann 1.500 Weihnachtspakete füllen. Auf Rücklagen kann er in diesem Jahr nicht zurückgreifen. Und auch das Spendensammeln werde wohl schwieriger, fürchtet er. "2019 hatten wir noch Anlaufstellen in neun Geschäften in Bad Oeynhausen, in denen auch direkt gespendet werden konnte. Das machen wir in diesem Jahr nicht, wegen Corona", erklärt Homann. Der trotzdem auf die Hilfsbereitschaft der Bad Oeynhausener hofft. "Wenn wir weniger Geld zusammenbekommen, dann können wir eben nur weniger Pakete packen", überlegt er. "Das werden wir sicher noch ein paar Jahre lang machen können" Bis Mitte Dezember sollten die Spenden eingegangen sein. Dann kommt Missionspfarrer Alexander Panchina nach Bad Oeynhausen, nimmt das Spendengeld mit nach Ribnita und kauft dort die Waren für die Pakete ein. Die sollen dann am 6. Januar, dem Weihnachtsfest der orthodoxen Christen, in Kinder- und Altenheimen und in der Kirche an die Ärmsten der Armen von Ribnita überreicht werden. Erstmals wird Ludwig Homann dabei voraussichtlich nicht selbst vor Ort sein - auch wegen Corona. Auch wenn die Umstände der Weihnachtsaktion nicht leichter werden, ans Aufhören denkt Ernst-Ludwig Homann noch nicht. "Das werden wir sicher noch ein paar Jahre lang machen können", ist der 75-Jährige zuversichtlich.

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