Bad Oeynhauser hat Familie in Beirut und sammelt nun Geld für die Opfer

Bad Oeynhausen. Die Nachricht von der verheerenden Detonation in Beirut am 4. August ereilte Ali Hammoud auf dem Weg zum Wahlausschuss ins Bad Oeynhausener Rathaus, als er über die sozialen Netzwerke von dem unfassbaren Unglück im Hafen Beiruts, der Hauptstadt des Libanon erfuhr. Banges Warten begann. Denn viele Verwandte des 32-jährigen Bad Oeynhausener leben in Beirut. Nach und nach erreichten ihn weitere Informationen. Zum Glück erfuhr er schnell, dass zumindest von seinen Verwandten niemand schwer verletzt oder gar getötet wurde. "Ich habe sofort gedacht, da muss ich helfen", sagt der 32-jährige Bad Oeynhausener. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde auch ihm erst später bewusst. Mehr als 160 Menschen wurden getötet, mehr als 6.000 wurden verletzt und mehr als 300.000 Menschen sind jetzt obdachlos. "Kein Gebäude ist mehr intakt, die Infrastruktur komplett zerstört" "Im Umkreis von fünf Kilometern um den Detonationsort ist kein Gebäude mehr intakt, kein Fenster ist mehr heile. Autos wurden durch die Luft gewirbelt, die Infrastruktur ist in diesem Umkreis komplett zerstört", berichtet Hammoud. Wie Menschen auch in weiter von der Explosion entfernten Bezirken das Unfassbare erlebt haben, hat Ali Hammoud von seiner Tante erfahren. "Meine Tante stand auf ihrem Balkon, sie wollte gerade ihren Besuch - eine andere meiner Tanten mit ihren Kindern - begrüßen. Da wurde sie von der Druckwelle, die die Detonation ausgelöst hat, zurück in ihr Wohnzimmer geschleudert. Sie war wohl kurz ohnmächtig. Zum Glück ist ihr nicht mehr passiert. Der Schock allerdings sitzt tief", erzählt Ali Hammoud. "Schlimmer erging es der anderen Tante und ihren Kindern." Die hätten in der riesigen Staubwolke, die sich in Windeseile über der Stadt ausbreitete, die Orientierung verloren - obwohl sie ihr Ziel eigentlich schon erreicht hatten. "Meine Tante ist mit ihren Kindern stundenlang herumgeirrt, Schutz vor dem Staub war nicht zu finden", so Hammoud. Beiruter fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen Viele Beiruter stehen nun vor den Trümmern ihrer Existenz. Sie fühlen sich - so berichteten auch deutsche Medien nach der Detonation eines vermutlich mit hochexplosivem Ammoniumnitrat gefüllten Lagerhauses im Hafen - von der Regierung und dem Parteiensystem im Stich gelassen. Der 32-jährige Bad Oeynhausener mit Wurzeln im Libanon war von der Nachricht so geschockt, dass er sich auf den Wahlausschuss im Rathaus kaum konzentrieren konnte. Ali Hammoud ist einer von zehn Kandidaten, die am 13. September bei der Kommunalwahl für den neu zu wählenden Integrationsrat kandidieren. Denn Hammoud möchte sich für Integration in der Kurstadt stark machen. Viele Hilfsgüter bleiben im korrupten System hängen Aber sein Herz schlägt nicht nur für die Kurstadt, sondern eben auch für das Land seiner Vorfahren- den Libanon. Und so nahm der 32-Jährige, der seit vielen Jahren als Betreuer der ersten Fußballmannschaft des FC Bad Oeynhausen aktiv ist, sofort Kontakt auf zu Freunden und Bekannten in Bad Oeynhausen, die ebenfalls Wurzeln im Libanon haben. Bereits am nächsten Tag verteilten sie Spendendosen, um für die Menschen in Beirut Geld zu sammeln. Mit Erfolg. "Mit einem ersten Betrag von 14.000 Euro ist ein Freund am vergangenen Donnerstag in den Libanon geflogen, um das Geld den Menschen zu übergeben, die es dringend brauchen", sagt Hammoud. Die Spendenaktion geht weiter, sagt Hammoud. Die Dosen sind in Sparkassen-Filialen, in Apotheken, in Gastronomie-Betrieben und bei Einzelhändlern aufgestellt. "Diese direkte Hilfe ist am besten", meint Hammoud, der weiß, dass Hilfsgüter von internationalen Hilfsorganisationen nicht immer die Bedürftigen erreichen, sondern im korrupten System hängen bleiben. "Das liegt nicht an den internationalen Organisationen, sondern an den örtlichen Institutionen, mit denen die internationalen für die Verteilung der Güter zusammenarbeiten müssen", sagt Ali Hammoud. Für seine Einschätzung nennt er zwei Beispiele: Gespendete Defibrilatoren fanden sich in Supermärkten wieder, dort wurden sie für viel Geld zum Kauf angeboten. Das Gleiche ist mit von Saudi Arabien gespendeten Mund-Nase-Schutzmasken passiert. "Das ist nicht Sinn der Sache", ärgert sich Ali Hammoud. An dem korrupten System werde sich so schnell nichts ändern, schätzt Hammoud die Lage ein. "Deshalb ist es wichtig, den Menschen direkt zu helfen, Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs gibt es zu kaufen, den meisten Menschen fehlen aber dazu derzeit die Mittel", so der 32-Jährige, der in Bad Oeynhausen eine eigene Reinigungsfirma betreibt.

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