Zu wenig Verkehr: Corona bremst Rückbau der Mindener Straße aus

Bad Oeynhausen. Der richtige Zeitpunkt ist da, jetzt fehlt der Verkehr. Dass die Coronakrise nicht nur das tägliche Leben beschränkt, sondern auch Auswirkungen auf die Stadtentwicklung haben kann, zeigen die Beispiele Mindener Straße und Werster Straße. Jetzt im Frühjahr 2020, wenn auf allen Straßen, die auf die Mindener Straße einwirken, der Verkehr fließen kann, sollte die Menge an Autos und Lkw noch einmal gezählt werden. Doch nun seien noch einmal 70 Prozent der normalen Verkehrslast auf der Mindener Straße, schätzt Sven Johanning, Pressesprecher von Straßen NRW. "Die neue Zählung ist von der Politik so gewünscht, um belastbare und vergleichbare Zahlen zu haben", sagt der technische Beigeordnete der Stadt Bad Oeynhausen, Thomas Lüer, auf Anfrage von nw.de. Diese Verkehrszählung sei wichtig für Planungen zum Rückbau der Mindener Straße, da sind sich Planer und Politiker einig. Gezählt werden sollte nach der Freigabe der B 611 - die Bauarbeiten an der Südbachtalbrücke sind seit März beendet - und vor der Sanierung der Flutmuldenbrücke und dem Neubau der Eisenbahnbrücken über die Steinstraße und die Herforder Straße. Alle Baumaßnahmen werden mit Straßensperrungen einhergehen. Alle Planungen für die Verkehrszählung zurückgezogen Doch dann kam Corona. "Wir haben alle Planungen für die Verkehrszählung zurückgezogen", sagt Lüer. Und begründet dies mit der fehlenden Aussagekraft in der derzeitigen Situation. "Für eine Verkehrszählung müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, sonst ist eine Vergleichbarkeit mit früheren Zählungen nicht machbar", erklärt der technische Beigeordnete. Gezählt werden müsse an normalen Werktagen außerhalb von Ferienzeiten. "Empfohlen werden die Tage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag", so Lüer. Weil an diesen Tagen die Verkehrsbelastung normalerweise am höchsten ist. Normalerweise. Nicht aber in Zeiten von Schul- und Kitaschließungen, Kurzarbeit, Reisebeschränkungen und Kontaktsperre. Das Problem des zu geringen Verkehrs und der deswegen nicht durchführbaren Zählung gilt auch für die Werster Straße. Denn dort fordern Anwohner nicht erst seit Eröffnung der Nordumgehung verkehrsberuhigende Maßnahmen wie ein Lkw-Durchfahrverbot, Querungshilfen und längere Grünphasen bei den Fußgängerampeln. Thomas Lüer hofft nun auf eine Zählung im Herbst Nun hofft Thomas Lüer auf den Herbst. Denn auch der Baubeginn für die neue Flutmuldenbrücke hat sich - wie bereits berichtet - verschoben, ursprünglich sollte der Neubau im Juli beginnen. "Das hat allerdings nichts mit Corona zu tun, sondern mit zwei Dingen, die uns noch fehlen", sagt Sven Johanning. "Zum einen steht noch eine Beurteilung der Bezirksregierung über die Wassertechnik der neuen Flutmuldenbrücke aus und zum anderen stecken wir noch in langwierigen Grundstücksverhandlungen", so Johanning. Weil die Brücke breiter wird, muss Straßen NRW ein Stück Wiese darunter kaufen. Klappt es bis zum Herbst nicht mit der Verkehrszählung, wird es auch bis weit ins Jahr 2025 nichts. Wegen der beschriebenen Brückenneubauten. "Dann müssen wir auf Zahlen aus der Vergangenheit zurückgreifen", sagt Lüer. Zuletzt hat die Stadt an der Werster Straße im September 2019 gezählt. Und die Zahlen zeigen im Vergleich mit früheren Zählungen eine abnehmende Verkehrsbelastung. Im November 2018, also vor der Freigabe der Nordumgehung, wurden auf der Werster Straße täglich 11.262 Fahrzeuge und auf der Mindener Straße 41.000 gezählt. Ein knappes Jahr später – im September 2019 – waren es auf dem gleichen Streckenabschnitt 10.244 Fahrzeuge und auf der Mindener Straße 22.700. Mit den Anwohnern der Werster Straße will Lüer auf jeden Fall das Gespräch suchen, um das Thema Lkw-Verkehr zu besprechen. Und mit Straßen NRW über Haltepunkte und Querungshilfen auf der Landesstraße. Aufbauten auf die Mindener Straßen sollen noch im Sommer kommen Eine Entlastung der Mindener Straße soll - wie geplant - noch im Sommer kommen. "Die Ausschreibung für die Aufbauten auf zwei Fahrspuren zwischen dem Alten Rehmer Weg und der Einfahrt zum Werrepark ist raus", sagt Lüer. Diese Reduzierung auf Zweispurigkeit in diesem Streckenabschnitt soll wie eine Bremse wirken und den Zeitaufwand für die Durchfahrt erhöhen. Und somit die Strecke durch die Stadt für den Durchgangsverkehr unattraktiver machen. Abgebremst sind auch die Planungen für den Radschnellweg. Denn auch hier fehlen noch die Aussagen über Verkehrsmengen. Radschnellweg, Rückbau der Mindener Straße sowie die Zuwegung für den geplanten Edeka-Markt auf dem ehemaligen Fuhrken-Gelände - all dies sind Themen, die eigentlich auf der Tagesordnung des Aussschusses für Stadtentwicklung am 31. März standen. Doch der fiel coronabedingt aus. Die nächste Sitzung soll nun am 20. Mai stattfinden. "Es ist derzeit geplant, dass die Sitzung des ASE am 20. Mai unter Einhaltung der geltenden Hygienestandards stattfindet. Die Details zu dieser Sitzung und zu weiteren möglichen Sitzungen in den kommenden Wochen wird der Bürgermeister am 4. Mai mit den Fraktionsvorsitzenden im Ältestenrat abstimmen. Selbstverständlich wird der Öffentlichkeitsgrundsatz gewahrt", teilte Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich am Freitag auf Anfrage mit. Ausschuss soll am 20. Mai tagen - unter Auflagen In der ASE-Sitzung wird es auch um die Frage gehen, wie der Verkehr in Bad Oeynhausen in Zukunft aussehen soll. "Was wir in nächster Zukunft machen, wird richtungsweisend für die nächsten 30 bis 50 Jahre sein - auch aus Gründen des Klimaschutzes", so Lüer. Für diese richtungsweisenden Entscheidungen sollte eine Haushaltsbefragung zur Mobilität der Zukunft gemacht werden - auch dies ist politischer Wille. "Die Fragebögen sind fertig, aber auch die haben wir wegen Corona wieder in die Schublade gelegt", sagt Thomas Lüer. Denn auch für Befragungen gibt es Regeln. "Als Erstes müssen die Menschen auch unterwegs sein, um die Fragen beantworten zu können." Und das ist aufgrund der Corona-Beschränkungen bei sehr vielen Menschen eben nicht der Fall.

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