Amtszeit des Landrats läuft aus - ohne Händeschütteln

Kreis Minden-Lübbecke/Bad Oeynhausen. Landrat Ralf Niermann geht nicht davon aus, dass er während seiner Amtszeit noch einmal Hände der Bürger im Mühlenkreis schütteln wird. Seine Amtszeit endet im Oktober, sofern im September die Kommunalwahlen stattfinden. "Die Corona-Pandemie wird uns noch Monate beschäftigen, wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns - bis ein Impfstoff gefunden ist, der für alle Bürger zugänglich ist", sagt Niermann im Exklusiv-Gespräch mit der NW. Am Telefon hat Ralf Niermann am Mittwoch Fragen zum Krisenmanagement, der Arbeit des Krisenstabs, zur herausragenden Rolle der Mühlenkreiskliniken und des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen, zur Bedeutung des Diagnose- und Behandlungszentrums, zur Maskenpflicht, aber auch zu möglichen Lockerungen und fortbestehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens beantwortet. Dynamische Lage macht schnelles Handeln notwendig Wie schnell sich die Lage und der Stand der Diskussion in Corona-Zeiten ändern kann, zeigt das Beispiels der Maskenpflicht. Gegen 12 Uhr betonte Niermann noch, dass der Kreis eine solche Pflicht nicht einführen könne. "Ich gehe aber davon aus, dass die Landesregierung dies bald tun wird." Das tat sie auch. Noch nicht einmal eine Stunde später teilte die Landesregierung mit, dass ab kommenden Montag eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen greift. Seit Beginn der Corona-Krise sprechen Experten immer wieder von einer dynamischen Lage, die schnelles Handeln notwendig mache. &bdquo;Auch wenn sich die Lage derzeit etwas entspannter darstellt, kann sich das schnell wieder ändern“, so Niermann. Noch sei nicht gänzlich klar, wie sich das Osterwochenende auf die Infiziertenzahlen auswirke und natürlich auch noch nicht, wie die Folgen der seit Montag geltenden Lockerungen aussehen. &bdquo;Und so werden weitere Lockerungen von den Entwicklungen abhängen“, sagt Niermann. &bdquo;Sicher ist aber, dass auch der Vatertag 2020 mit seinen vielen Treffpunkten nicht so ausfallen wird, wie in den vergangenen Jahren“, nennt Ralf Niermann nur ein Beispiel. Bekanntermaßen wird der Feiertag Christi Himmelfahrt im Sielpark, an der Weser, auf der Rehmer Insel und an anderen Stellen im Kreisgebiet für eine fröhliche Sause genutzt. Coronakrise zeigt auch positive Effekte Um aktuelle Entwicklungen einzuschätzen, kommt seit Anfang März täglich um 8.30 Uhr der Krisenstab des Kreises zusammen. Anfänglich bestand der nur aus Angehörigen der Kreisverwaltung. Binnen einer Woche wurde der Stab um Vertreter von Rettungsdienst, Bevölkerungsschutz sowie Experten der Mühlenkreiskliniken, des HDZ und des Hausärzteverbandes erweitert. &bdquo;Diese außerordentliche gute Zusammenarbeit ist ein Glücksfall und sie hat dazu geführt, dass wir mit vielen Maßnahmen schneller als andere Kreise waren“, fügt Ralf Niermann hinzu. "Ich bin der gesamten Belegschaft der MKK und des HDZ ausgesprochen dankbar." Trotz aller Anstrengungen und Belastungen zeige die Coronakrise auch positive Effekte. "Das ganze Unternehmen MKK ist in der Krise zusammengewachsen. Die Coronakrise zeige aber auch, welchen Wert die kommunale Gesundheitsfürsorge für die Gesellschaft habe. "Und ich hoffe, dass dieser Wert auch nach der Krise noch wahrgenommen wird", sagt Niermann. Und meint damit eine Stärkung der öffentlichen Trägerschaft durch eine Reform der Finanzierung. Mit einem gemieteten &bdquo;Corona-Mobil“ haben die Mühlenkreiskliniken am 6. März vor dem Johannes-Wesling-Klinikum ein erstes Notfallzentrum eingerichtet. Auch um Hausärzte zu entlasten und die Patienten und Mitarbeiter im Klinikum zu schützen. Am 20. März wurde das Diagnose- und Behandlungszentrum eröffnet - als erstes in Ostwestfalen-Lippe. Im Zusammenspiel von Kreis, Mühlenkreiskliniken und der Kassenärztlichen Vereinigung sowie dem Hausärzteverband. Eine Auflösung des DBZ - so wie es der Kreis Gütersloh gerade getan hat - sei derzeit kein Thema. "Wir brauchen das Zentrum weiterhin", so Niermann. Lediglich die Öffnungszeiten sind reduziert worden. Es gebe nach wie vor ausreichend Patienten. Die Patienten, die sich dort auf Sars-CoV-2 testen lassen, kommen nicht nur aus dem Mühlenkreis, sondern auch aus Niedersachsen und dem Kreis Herford. Seitdem das Labor der Mühlenkreiskliniken die Testmöglichkeiten - wie berichtet - erweitert hat, sind dort täglich bis zu 1.000 Test möglich. Lob für Mitarbeiter und Bürger Eine wichtige Rolle komme auch den Mitarbeitern des Rettungsdienstes und des Bevölkerungsschutzes zu. Letztere helfen vielen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen bei der Materialbeschaffung. "Natürlich gibt es Engpässe bei Schutzkleidung und Masken. Es ist eine sehr schwierige Marktsituation", weiß Niermann. Seit Beginn der Pandemie ist das Kreisgesundheitsamt fast nur noch mit einem Thema beschäftigt: Corona. Mehr als 100 Mitarbeiter der Verwaltung seien derzeit mit Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Sars-CoV-2 befasst. Wobei eine der wichtigsten Aufgaben das Nachvollziehen der Infektionsketten sei. "Bis auf einige Ausnahmen ist das auch bisher sehr gut gelungen"", so Niermann. Insgesamt lobt der Landrat auch die Disziplin und das in weiten Teilen vorbildliche Verhalten der Bürger des Mühlenkreises. "Das hat mir auch die Kreispolizei gespiegelt. Es hat bislang kaum coronabezogene Einsätze gegeben."

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