Knallgelber Hingucker: Mit chinesischem E-Auto durch den Stadtverkehr

Bad Oeynhausen. Das Ehepaar Helmert freut sich über die teils erstaunten Blicke, die ihr neues Auto auf sich zieht. "Ich habe in der Region noch kein Zweites dieses Typs gesehen", berichtet Inge Helmert nicht ohne Stolz. Ihr neues Auto ist knallgelb und sieht eher aus wie ein großer Rollschuh. Im Sommer vergangenen Jahres hat sich das Bad Oeynhausener Ehepaar, das auf der Lohe wohnt, für ein Elektroauto entschieden. "Alle reden darüber, wir haben es gemacht", fügt Jürgen Helmert hinzu. In der Tat: Die Zulassungszahlen für Pkw im Kreis Minden-Lübbecke zeigen zwar in den vergangenen vier Jahren bei den reinen Elektrofahrzeugen Zuwächse, allerdings (noch) nicht im nennenswerten Bereich. So wurden bis Ende November 2019 nach Auskunft von Kreissprecherin Sabine Ohnesorge 9.610 Neuwagen zugelassen. 573 davon waren reine Elektrofahrzeuge, 1.196 Hybrid-Benzin-Pkw und 274 Hybrid-Diesel-Fahrzeuge. Am gleichen Stichtag 2018 waren es 337 reine E-Autos, 837 Hybrid-Benzin-Elektrofahrzeuge und 59 Hybrid-Diesel-Pkw. Zwei Jahre vorher waren es 160 reine E-Autos und insgesamt 418 mit Hybrid-Technik. Platz für zwei, Hund und Einkäufe Gesucht haben die Helmerts im Sommer 2019 nach einem günstigen, elektrisch angetriebenen Kleinwagen als Zweitwagen für den Stadtverkehr. Die Kriterien, die das E-Auto erfüllen sollte, waren schnell festgelegt: Der Stromer sollte ein Zweisitzer sein, Platz für Hund und Einkäufe bieten und an einer normalen 220-V-Haussteckdose aufladbar sein. "Die Strecken, die wir damit fahren, sind maximal zehn Kilometer lang", so Inge Helmert. "Viele Modelle waren uns einfach zu teuer", geben die beiden zu. Fündig geworden sind sie über das Internet schließlich in China. Und zwar bei dem Hersteller Jia Yuan. "Das Unternehmen baut seit 20 Jahren E-Autos. Und das E-Star-Leichtkraftauto hat in China sogar einen Designpreis gewonnen", berichtet Jürgen Helmert von seiner Internetrecherche. Zunächst haben sich die Helmerts das E-Auto nur auf Fotos und in Videos angeschaut. "In Korschenbroch am Niederrhein haben wir einen Importeur ausfindig gemacht", erzählt Helmert. Im August ist das Ehepaar, das 25 Jahre lang in den USA gelebt hat und erst vor ein paar Jahren an die Weser zurückgekehrt ist, an den Niederrhein gefahren, um sich E-Auto anzuschauen. Stromkosten belaufen sich auf 1,80 Euro pro 100 Kilometer "Wir sind Probe gefahren und das E-Car hat uns gleich so gut gefallen, dass wir es vor Ort bestellt haben", erzählt der Reitlehrer im Ruhestand. Das chinesische E-Car gibt es in zwei Varianten. Die Helmerts haben sich für die "größere" Ausführung entschieden. "Unser Wagen fährt maximal 80 Stundenkilometer, hat etwa 10 PS und eine Reichweite von rund 120 Kilometern", fasst Jürgen Helmert zusammen. Die Stromkosten beziffert Helmert auf 1,80 Euro pro 100 Kilometer. Gekostet hat das kleine, gelbe E-Auto inklusive Klimaanlage und AGM-Batterie (Akku auf Bleisäure-Basis wie herkömmliche Autobatterien) etwas mehr als 10.000 Euro. In den Kofferraum passen zwei Getränkekisten oder eben ein mittelgroßer Hund. "Unsere Tuula kann sich sogar hinlegen. Aber wir müssen uns entscheiden: Entweder mit dem Hund zum Waldspaziergang oder mit dem Hund zum Waldspaziergang", sagen Inge und Jürgen Helmert. Mit seiner Länge von 2,24 Meter passt das E-Car in jede noch so kleine Parklücke. Staatliche Förderung hängt am Hersteller Nach dreimonatiger Wartezeit konnten die Helmerts ihr chinesisches Auto kurz vor Weihnachten in Empfang nehmen. "Es kam in einem Containerschiff aus China nach Rotterdam", so Helmert. Natürlich haben sich die Helmerts auch Gedanken über spätere Inspektionen oder gar Reparaturen gemacht. "Motormäßig ist da nicht viel zu machen, alle paar 1.000 Kilometer muss das Differentialöl gewechselt werden, die Scheibenbremsen sind wie jedem anderen Auto." Auf eine staatliche Förderung für die Anschaffung ihres Elektroautos müssen die Helmerts allerdings verzichten. Der Grund: Das Jia Yuan E-Car steht nicht auf der Liste der förderungsfähigen Elektrofahrzeuge des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Auf dieser Liste stehen derzeit 191 Elektrofahrzeugtypen unterschiedlicher Hersteller aus dem In- und Ausland. "Die Hersteller müssen sich an das BAFA wenden, damit ihre Modell in die Liste aufgenommen werden", erklärt das Bundesamt auf Anfrage der NW. Dann werde überprüft, ob die Kriterien erfüllt sind. Der Hersteller "Jia Yuan" sei bisher noch nicht an das BAFA herangetreten, teilte das in Frankfurt ansässige Bundesamt weiter mit.

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