ZOB-Verlegung in Bad Oeynhausen: Gutachter empfiehlt Bahnhof-Aufbohrung

Bad Oeynhausen. Die Stadtverwaltung erwägt offenbar ernsthaft, den Tunnel im Nord-Bahnhof aufzubohren. Ein Gutachter empfiehlt den Durchstoß unter den Gleisen, wenn die Stadt zugleich den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) auf die Rückseite des Nord-Bahnhofs verlegt. Die Ergebnisse der Studie liegen nach Informationen der nw.de seit Ende Mai vor. Die Gelegenheit zur Tunnelbaustelle im Bahnhof ist günstig, weil die Bahn für ihre Brückenbaustellen bereits zahlreiche Gleissperrungen organisiert hat, wovon die Bahnhofs-Baustelle profitieren kann. Zugleich drängt aber auch die Zeit, denn die Bahn will im Jahr 2021 mit ihren Bauarbeiten beginnen. Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich bestätigte auf Anfrage, dass "mehrere Varianten zur Verlegung des ZOB geprüft" worden seien. Die Machbarkeitsstudie empfehle die Verlegung an die Kanalstraße und spräche sich auch für eine Verlängerung des Tunnels aus: "Die Synergien aus einem solchen Vorgehen liegen für die Verwaltung auf der Hand." Die Machbarkeitsstudie ist von der Minden-Herforder-Verkehrsgemeinschaft (MHV) in Auftrag gegeben worden und wird von der Stadt Bad Oeynhausen bezahlt. Die MHV plant für die Stadt den Busverkehr. Die Stadt will künftig deutlich mehr Geld für den öffentlichen Personennahverkehr ausgeben. Die MHV-Planer wissen derzeit aber noch nicht, über welchen Knotenpunkt die Busse in Zukunft rollen sollen. Der Gutachter hat drei Varianten untersucht Die Studie liegt nach Darstellung von Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich "seit Mitte Juni schriftlich in der Verwaltung vor". Anfang Juli habe das beauftrage Büro die Ergebnisse in einem Termin mündlich vorgestellt und erläutert. Eine Veröffentlichung ist nicht vorgesehen. "Letztendlich werden die Ergebnisse öffentlich bekannt, wenn daraus schließlich konkrete Beschlüsse für die öffentlich tagenden Gremien vorbereitet werden", schreibt Müller-Ulrich. Das soll in einer der kommenden Sitzungen des Ausschusses für Stadtentwicklung geschehen. Drei mögliche Varianten hat der Verkehrsexperte geprüft: Erstens: Alles bleibt beim Alten, zweitens: Der ZOB kommt an die Kanalstraße und drittens: Der neue ZOB an der Kanalstraße wird mit einem Tunneldurchstoß an den Bahnhof angebunden. Die letzte Variante wird vom Gutachter empfohlen. Sollte die Stadt unter der vielbefahrenen Eisenbahnstrecke Bielefeld Hannover bauen, setzt dies einen langwieriges eisenbahntechnisches Planungsverfahren voraus. Allein die Sperrzeiten für den Schienenverkehr brauchen etwa drei Jahre Vorlaufzeit. Dazu erschwert ein womöglich eng gesetztes Zeitfenster jede Arbeit im Gleis. Nach Ansicht von Fachleuten verursachen allein die Sperrzeiten bereits erhebliche Kosten, die von der Stadt allein vermutlich nicht zu stemmen wären. Die Bahn plant selbst zwei Großbaustellen in Bad Oeynhausen Die Bahn hat allerdings selbst zwei Großbaustellen in der Bad Oeynhausener Innenstadt für 2021 und 2023 angekündigt. Die Steinstraßenbrücke und die Brücke an der Herforder Straße/Kaiserstraße müssen abgerissen und neu gebaut werden. Für diese Baustellen muss die Bahn ihre Gleise sperren. Nach Auskunft von Müller-Ulrich liegen der Stadtverwaltung "mittlerweile konkrete Informationen" zu den Sperrzeiten vor. Sie seien bereits in die weiteren Planungen zum Neubau der Brücke an der Bismarckstraße eingeflossen. Sollte der Stadtrat sich zur Verlegung des ZOB bereit erklären, "wäre eine Nutzung des derzeit bekannten Zeitkorridors sinnvoll", schreibt Müller-Ulrich. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass auch für einen ZOB an der Kanalstraße zunächst Baurecht hergestellt werden muss. Bus und Bahn besser zu verzahnen ist eine Mammutaufgabe. Derzeit liegt der in einer Insellage zwar nur einen Steinwurf vom Nord-Bahnhof entfernt. Er ist jedoch durch eine groteske Ampelschaltung und starken Autoverkehr von der Innenstadt und vom Bahnhof abgeschnitten. Jüngst hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bei einem Haltestellentest kritisiert, dass am ZOB nicht einmal ein Schild auf den Bahnhof verweise. Ortsfremde wüssten nicht, wohin.

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