Kokturkanal in Bad Oeynhausen ist durch Mineralöl belastet

Bad Oeynhausen. Das Wasser aus der Werre sprudelt in zahlreichen Zierbrunnen des Kurparks. Selbst der Jordansprudel wird seit einigen Jahren mit Wasser aus dem Wappenfluss der Stadt gespeist. Das Werrewasser für den Kurpark kommt allerdings aus dem Kokturkanal und der ist ins Gerede gekommen: Eine Untersuchung des Ufers hat nämlich ergeben, dass der Schlamm dort erheblich mit Mineralölen belastet ist. Strenge Umweltgrenzwerte werden erreicht, heißt es in einer Vorlage für den Umweltausschuss. Die Stadtverwaltung geht sogar davon aus, dass diese Grenzwerte teilweise überschritten werden. Genauere Zahlen sollen erst dem Umweltausschuss vorgelegt werden. Vorab beschwichtigt Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich: &bdquo;Nach menschlichem Ermessen gehen wir davon aus, dass von dem Schlamm und dem Wasser keine Gefahren ausgehen." In den Zierbrunnen im Kurpark seien bis heute keine Spuren von Mineralöl entdeckt worden. Die Kanalstraße verschmutzt den Kokturkanal Das besonders bei Kindern beliebte Wasserspiel vorm Kurhaus wird zudem mit Trinkwasser aus der Leitung gespeist. Werrewasser wird für die Fontaine des Jordansprudels, bei der Heckenfontaine und bei der Mittelfontaine des Kurparks benutzt. Das Wasser aus dem Kokturkanal fließt außerdem durch zwei Ententeiche im Sielpark. Doch wie konnte das Mineralöl überhaupt in den im Jahr 1752 angelegten Kokturkanal kommen? Eine lückenlose Ursachenforschung gibt es offenbar nicht. Naheliegend ist jedoch, dass schnöder Regen das Mineralöl von der einst viel befahrenen Kanalstraße in den Kokturkanal geschwemmt hat. Straßen NRW hat das Wasser nie gereinigt - zuständig sind aber die Stadtwerke Die Bundesstraße in der Obhut von Straßen NRW ist seit Jahrzehnten an das öffentliche Regenwasserkanalnetz angeschlossen. Und dieses Wasser landet nach jedem Regenguss ungefiltert im Kokturkanal. Für die BBO-Fraktion war die Berichterstattung der NW im März 2018 darüber Anlass genug, Bürgermeister Achim Wilmsmeier aufzufordern, dem Verursacher die Kosten für die Kokturkanalsanierung aufzubrummen: &bdquo;Straßen NRW ist über Jahre den notwendigen gesetzlichen Anforderungen zur Reinigung des von der Bundesstraße 61 abfließenden Oberflächenwassers nicht nachgekommen", schreiben Reiner Barg und Axel Nicke in ihrem Antrag. Diesem Ansinnen widersprechen jedoch die Stadtwerke Bad Oeynhausen. Das Straßenwasser fließt nämlich nicht direkt in den Kokturkanal, sondern erst einmal ins öffentliche Netz. Und daran ist auch das angrenzende Wohngebiet angeschlossen. Theoretisch könnte das Mineralöl auch auf einem privaten Grundstück abgelassen worden sein. Zudem haben die Stadtwerke über viele Jahre Abwassergebühren von Straßen NRW für die Einleitung des Niederschlagswassers auf der B 61 kassiert, erklärt Andreas Kollmeyer auf Anfrage. Die Stadtwerke seien deshalb auch in der Verantwortung, gereinigtes Wasser in den Kokturkanal einzuleiten. Das Straßenwasser der B61 wird bis heute nicht gereinigt Erste Konzepte zur Wasserreinigung gibt es bereits. Sie sind nur nicht umgesetzt worden, weil die Mindener Straße nach der Öffnung der Nordumgehung komplett umgestaltet werden soll. Zwischenlösungen könnten nur mit erheblichem Aufwand in die Straße eingebaut werden. Die Pflicht zur Reinigung des Straßenwassers gilt nur bis zu einer gewissen Verkehrsbelastung. Kollmeyer geht jedoch davon aus, dass trotz Nordumgehung noch so viel Verkehr auf der Kanalstraße bleibt, dass das Straßenwasser weiter gereinigt werden muss. Die Stadtwerke wollen deshalb Vorfluter und Klärbecken bauen, wenn die Straße neu gemacht wird. Kollmeyer: &bdquo;Ab 2.000 Fahrzeugen pro Tag ist die Reinigung erforderlich." Den belasteten Uferschlamm hat die Stadtverwaltung eher beiläufig bei den Planungen für den Umbau des Sielwehres entdeckt. Das Wehr, die Werre und der Kanal sollen seit Jahren neu gestaltet werden, die teilweise mehr als 100 Jahre alten Bäume im Sielpark sollen dabei nicht gefährdet werden. Eckhard Nolting vom Umweltamt der Stadt Bad Oeynhausen will dem Umweltausschuss die jüngste Gesamtplanung vorstellen. Wohin mit dem Ölschlamm? Der Schlamm ist in diesen Plänen zunächst nur ein theoretisches Entsorgungsproblem. Die Probe vor etwa zwei Jahren sollte deshalb auch lediglich klären, in welche Deponieklasse der Schlamm fällt, also wie teuer die Entsorgung käme. Dazu wurde an drei Stellen Boden entnommen und als Mischprobe zusammen auf 21 Parameter untersucht. Das Ergebnis waren &bdquo;erhöhte Mineralölgehalte" des Schlamms. Der Gewässerexperte der Stadtverwaltung erwartet allerdings auch &bdquo;Grenzwertüberschreitungen entlang der Gewässerstrecken unterhalb der Einleitungsstellen von der B61". Der Uferschlamm des Kokturkanals ist also wahrscheinlich grenzwertüberschreitend mit Mineralöl kontaminiert. Das bedeutet aber nicht, dass der Kanal großflächig ausgekoffert werden muss. Womöglich wäre es sogar umweltfreundlicher, den Schlamm da zu lassen, wo er ist – und in den Deponien Platz zu lassen für schwerstbelasteten Bodenaushub.

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