
Oerlinghausen. Marode Technik, Wasserrohrbrüche, undichte Dächer, mangelnde Wärmedämmung und letztlich auch zu wenig Platz – mit den weiterführenden Schulen der Bergstadt sieht es finster aus. Viel Geld ist in den vergangenen Jahren in die Reparatur und Sanierung vornehmlich der Heinz-Sielmann-Schule geflossen. In der Politik ist unstrittig, dass etwas passieren muss. Die Gretchenfrage bei der finanziellen Situation der Stadt ist: Sanierung oder Neubau. Dazu stellten der Architekt Niklas Büchner und der Immobilienmanager Nils Christ der Kölner Agentur Drees und Sommer den Mitgliedern des Schulausschusses vier Varianten vor.
Bei zwei Varianten wurde auf Bestandserhalt gesetzt, wobei der F-Trakt der Heinz-Sielmann-Schule, die ehemalige Fröbelschule in jedem Fall neu gebaut werden müsse. Die anderen beiden Varianten präferierten einen Neubau, wobei beim Gymnasium die Turnhalle erhalten bliebe und bei der HSS Turnhalle und Mensa.
Die größten Sparmöglichkeiten haben die Politiker beim Niklas-Luhmann-Gymnasium. Würde dort der Bestand erhalten bleiben und die Gebäude lediglich saniert werden, schlüge das mit Kosten in Höhe von 15,5 Millionen Euro zu Buche. Die Arbeiten würden etwa 1,5 Jahre dauern. Gemäß einer fortgeschriebenen Bauzustandserfassung würden die Gebäude nach und nach saniert. Zeitweise müssten Schulräume umgenutzt werden, also Fachräume als Klassenräume genutzt werden. Es würde weder einen Rückbau noch einen Neubau geben. Während der Bauzeit müssten allerdings akustische Beeinträchtigungen hingenommen werden. Insgesamt sehen die Fachleute die Baulogistik als unproblematisch und den Bauablauf als einfach an.
Zweite Variante ist erheblich teurer
Die Variante 2 wäre bei einem Erhalt der Sporthalle ein Neubau des Gymnasiums. Diese Variante ist erheblich teurer und würde 50,4 Millionen Euro kosten. 35 Millionen Euro mehr als der Erhalt der jetzigen Gebäude des Gymnasiums. Die Sporthalle würde gemäß des Bauzustandes saniert werden, das Schulgebäude würde komplett abgerissen werden. Die Experten prognostizieren eine Bauzeit von sechs Jahren. Es müssten Flächen zur Lagerung von Baumaterialien und Aufstellmöglichkeiten für einen Baukran geschaffen werden, allerdings sei die Zugänglichkeit zum Grundstück besser als bei der HSS. Weil das Gebäude abgerissen wird, müssten für den Unterricht Interimslösungen gefunden werden, beispielsweise Container auf dem Sportplatz.
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Die Kölner Experten resümierten, dass, wenn die finanziellen Mittel verfügbar seien, mit dem Neubau ein modernes und zukunftsfähiges Schulgebäude mit optimalen pädagogischen Bedingungen, einer gegenüber der Variante 1 längeren Lebensdauer und geringeren Betriebskosten. Bei der Variante 1 müssten Abstriche im Bereich Pädagogik, Barrierefreiheit und architektonischer Gestaltung in Kauf genommen werden.
Finanzieller Aufwand: 100 Millionen Euro
Bei der Heinz-Sielmann-Schule fällt den Politikern die Entscheidung wahrscheinlich noch schwerer. Auch für die HSS gibt es die Varianten Bestandserhalt und Neubau. Die Hauptgebäude stammen aus dem Jahr 1966. Auch in der Variante des Bestandserhalts ist die ehemalige Fröbelschule nicht mehr zu retten. Sie wird in jedem Fall abgerissen. Für die Sanierung der übrigen Gebäude fielen laut Aussage der Experten Kosten in Höhe von 33,9 Millionen Euro an. Die Bauzeit veranschlagten sie auf vier Jahre. Es gebe nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Lagerung von Baumaterial, der Zugang zum Grundstück sei durch die Topographie eingeschränkt und wegen der begrenzten Platzkapazitäten könnte es während der Bauzeit zu Problemen kommen. Außerdem müssten Container bereitgestellt werden, um die notwendigen Räume zu schaffen.
Beim Neubau der HSS würde die Mensa stehenbleiben und die Sporthalle saniert werden. Alle anderen Gebäude würden abgerissen. Die anderen Schwierigkeiten wären ähnlich wie bei der Variante 3, dem Bestandserhalten. Natürlich würde ein Neubau teurer werden. Der Unterschied zum Bestandserhalt wäre aber bei weitem nicht so groß wie beim Gymnasium. Ein Neubau der Heinz-Sielmann-Schule würde 48,7 Millionen Euro kosten.
Im Resümee sprechen die Experten bei einem Neubau beider Schulen davon, dass damit eine Schulliegenschaft von überregionaler Strahlkraft entstehen könnte. Diese Lösung würde die Stadt jedoch knapp 100 Millionen Euro kosten. Auch die preisgünstigere Bestandserhaltung beider Schulen ist mit Kosten von knapp 50 Millionen eine finanzielle Herausforderung für die Stadt.