Windkraftanlagen an der Gauseköte: Weshalb sich 90 Menschen ernsthaft Sorgen machen

Kreis Lippe. Wäre es ein Theaterstück, dann wäre es ein trauriges Schauspiel. Nur vereinzelt sind die Plätze im Kurtheater in Horn-Bad Meinberg zum Erörterungstermin rund um den geplanten Bau der Windkraftanlagen an der Gauseköte besetzt. Die etwa 17 beteiligten Personen wirken am Dienstagvormittag auf den roten Stoffstühlen etwas verloren. Dabei ist der Protest groß. Insgesamt haben den Kreis Lippe 90 Einwände erreicht. Sie alle vorzutragen, dauert mehrere Stunden. Die Bedenken drehen sich um die unterschiedlichsten Bereiche. Es geht um das Bauplanungsrecht, Gesundheit, Denkmalschutz, den Landes- und Naturschutz, die Sorge um den Tourismus, das Klima und den Erhalt der Adlerwarte. Damit sich nicht alles wiederholt, fassen Karin Drexhage, Leiterin Fachgebiet Umweltrecht und Controlling, und Cornelia Hildebrand vom Kreis die einzelnen Beiträge inhaltlich nach Schwerpunkten zusammen. Wer anwesend ist, kann seine Einwände ergänzen – und sich Antworten holen. Nur wenige nutzen an diesem Werktag die Bühne. Weil im Vorfeld seitens des Kreises keiner hatte ahnen können, wie viele der redeberechtigten &bdquo;Einwänder“ persönlich auftauchen und ob sich die 1.700 starke Unterschriftenliste auf die Zuschaueranzahl auswirken könnte, wollte man mit dem Kurtheater platztechnisch auf Nummer sichergehen. Darauf weist Olrik Meyer, Fachbereichsleiter Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Mobilität, noch im Vorbeigehen hin. Mehr Offizielle als Bürgerinnen und Bürger Es sind letztendlich mehr Offizielle als Menschen da, die etwas zu ihren schriftlich verfassten Sorgen ergänzen wollen. Oben auf der Bühne sitzen acht Verantwortliche von Westfalenwind, daneben reiht sich zahlenmäßig genauso stark das Team der Genehmigungsbehörde aneinander. Rechts und links an den Rängen sitzen noch weitere Offizielle. Lesen Sie auch: Sieben statt 13 Rotoren: Windkraft-Planung für die Gauseköte geht in die neue Runde Oben in der letzten Reihe langweilen sich die erste Stunde zwei Polizeibeamte, die dann mutmaßlich mangels Notwendigkeit wieder abziehen. Zu problematischen Situationen kommt es am Vormittag nicht. Dennoch ist die Stimmung angespannt, wobei sich auch die Antragsteller selbst im Ton vergreifen. Die Positionen sind halt unvereinbar – und die Fronten bleiben verhärtet. Zwischendurch ergreifen immer wieder Bürgerinnen und Bürger das Wort, um ihren Frust Luft zu machen. Auch zwei Vertreter der AfD nutzen die Chance, um sich zu profilieren. &bdquo;Sie zerstören unsere Heimat, das ist ein Verbrechen“, heißt es aus dem Plenum. Dr. Jan Lackmann von Westfalenwind platzt irgendwann der Kragen. Der Ingenieur wirft den &bdquo;Rechtsradikalen vor, alles für parteipolitisches Geplänkel zu dramatisieren.“ Es gibt ein Raunen – nicht nur von den direkt Betroffenen. Sorgen um die Natur sind groß Dorothee Friebel aus Schlangen sitzt vorne in der zweiten Reihe und schreibt viele Argumente von Westfalenwind direkt mit. Sie zählt zur Initiative &bdquo;naturfreunde-teuto“, die mehr als 4.000 Unterschriften gesammelt hatte. Die 70-Jährige macht sich Sorgen, was mit der schützenswerten Natur passiert, wenn die sieben geplanten Windkraftanlagen wirklich kommen sollten. &bdquo;Die Kostbarkeit dieses Gebietes kann man nur erkennen, wenn man das Umfeld in den Blick nimmt“, sagt Friebel. Inzwischen würden die Menschen weite Distanzen überbrücken, um überhaupt noch ein Stück unberührte Natur zu erleben. All das sei durch die bedrängende Wirkung der Windräder – optisch und akustisch – gefährdet. Auch der ehemalige Leiter der Adlerwarte, Klaus Hansen, sitzt kopfschüttelnd unter den Einwändern. Der lippische CDU-Landtagsabgeordnete hatte erstmals öffentlich das Aus der Adlerwarte bei einem Bau der Windkraftanlagen ins Spiel gebracht. Bis sich der Erörterungstermin inhaltlich um Europas älteste Greifvogelwarte dreht, ist Hansen schon längst wieder auf dem Weg nach Düsseldorf. Ganz vorne in der Reihe hat Stephan Prinz zur Lippe Platz genommen, um dessen Bauland sich letztendlich alles dreht. Er wolle bis zum Schluss bleiben, sagt er noch am Vormittag. Erwartungen an den Termin habe er keine, sagt Prinz zur Lippe achselzuckend. Allerdings habe er mit mehr Menschen gerechnet, die ihr Veto ausdrücken.

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