Grüne Politik in Leopoldshöhe

Im Zeichen der Sonnenblume

Vor 40 wurde in Leopoldshöhe die Ortsgruppe der Grünen gegründet. In ihrem Einsatz für Natur und Umweltschutz wurden sie oft als Fortschrittsgegner betrachtet.

Ein historischer Ort: In der Bahnhofsgaststätte (im Hintergrund, heute Café Fahrzeit) bildete sich die Ortsgruppe der Grünen. Daran erinnerten (von links) Heidrun Bode, das Sprecherteam Andreas Puchert und Susan Gottwald sowie Ulrich Lasar. Foto: Knut Dinter | © Knut Dinter

Knut Dinter
31.08.2024 | 31.08.2024, 10:23

Leopoldshöhe. Eine bewegte Zeit: Anfang der 1980er Jahre demonstrierten Hunderttausende gegen die Nachrüstung, in Frankfurt gegen die Startbahn West und in Grohnde gegen Atomkraft. Die 1980 gegründete Partei Die Grünen zog drei Jahre später erstmals in den Bundestag ein. 1984 regte sich auch in Leopoldshöhe eine Sonnenblume, das Symbol der Partei. Am Sonntag, 1. September, werden die Grünen auf dem Heimathof ab 14 Uhr ihr vierzigjähriges Bestehen feiern.

„Am Anfang stand ein konspiratives Treffen“, wie es Ulrich Lasar nennt. Er erinnert sich, wie er mit dem Landwirt Heinrich Eickmeyer und Bernd Jasmund überlegte, sich politisch zu engagieren. Die noch junge Partei erschien geeignet, in der Gemeinde etwas in ihrem Sinn zu bewegen. Im Juni 1984 folgte dann die Gründungsversammlung in der Bahnhofsgaststätte in Asemissen. „Wir waren eine der ersten Ortsgruppen in Lippe. Es sind knapp 40 Menschen erschienen, die meisten kamen aus der Friedensbewegung“, sagte Lasar.

Bei der ersten Wahl erhielten die Leopoldshöher Grünen sofort rund 11 Prozent der Stimmen und konnten als drittstärkste Kraft im Rat drei Mandate wahrnehmen. „Die Arbeit dort war immer schwierig“, meinte er. „Es hat sich schnell gezeigt, dass wir bei den anderen Fraktionen nicht so beliebt waren. Sie hatten jede Menge Vorurteile.“

Es lag nahe, dass die Grünen zunächst vor allem ökologische Themen aufgriffen. Zum Beispiel lehnten sie den Bau der Umgehungsstraße und einen geplanten Campingplatz am Heipker See ab. „Die touristische Erschließung des Naturschutzgebietes konnten wir verhindern, die Umgehungsstraße leider nicht“, sagte Lasar. Auch die Pläne für das neue Industriegebiet West in Asemissen stießen 1990 auf Kritik, letztlich wurde als Kompromiss ein größerer Abstand zum Siedlungsgebiet beschlossen. „Wir fühlen uns auch dafür mitverantwortlich, dass Leopoldshöhe als Ort mit den meisten Kreiseln bekannt wurde“, sagte Lasar mit ironischem Unterton.

Der Marktplatz sollte nicht nur ein Parkplatz sein

Heidrun Bode, Mitgründerin der Ortsgruppe und heutiges Ratsmitglied, meinte: „Wir hatten das Image, immer dagegen und damit gegen den Fortschritt zu sein. Die anderen Parteien haben aber schnell erkannt, dass Kreisel einfach besser für Fußgänger und für den Verkehrsfluss sind.“ Im Rat setzten sich die drei Vertreter der Grünen dafür ein, dass die Bücherei in Asemissen einen größeren Raum erhält und die Neubauten auf Grundstücken der Gemeinde einen Niedrigenergiestandard erhalten müssen. „Das war damals bundesweit einmalig“, sagte Lasar.

Mit ihren öffentlichen Aktionen waren die Grünen recht kreativ: Bei einer Fahrraddemonstration wiesen sie 1995 mit Plakaten auf fehlende Radwege hin, in weißen Gewändern protestierten sie 1997 gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft, 1998 war im Bundestagswahlkampf auch ein Pferdewagen im Einsatz.

Der Schutz der Natur liegt den Grünen nach wie vor sehr am Herzen. Eines der jüngsten Beispiele ist das Baugebiet Brunsheide, wo ursprünglich allein Einfamilienhäuser geplant waren. „Wir waren vehement dagegen, die letzte Kaltluftschneise in Leopoldshöhe zuzubauen“, sagte Heidrun Bode. „Auf jeden Fall sollten Grünlandstreifen erhalten bleiben.“ Auch der Marktplatz sollte nicht nur dazu dienen, Autos abzustellen. „Nach unseren Vorstellungen ist es notwendig, dass dort mehr Bäume stehen, um im Sommer Schatten zu bieten.“

Trotz einiger Erfolge kommen zu Grünen zu dem Schluss, es sei noch viel zu wenig erreicht. Zum Beispiel machen sie sich für biologisches Bauen und für Verdichtung stark, um der natürlichen Landschaft möglichst viel Raum zu lassen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche habe innerhalb von zehn Jahren drastisch zugenommen, so dass Leopoldshöhe wohl bald komplett zugebaut sei, hieß es 1996 sarkastisch.

Auch wenn die Anträge der grünen Fraktion (sie umfasst aktuell sechs Mitglieder) häufig abgelehnt wurden, meinte Ulrich Lasar: „In den Ausschüssen kamen die häufigsten Wortmeldungen von den Grünen.“ Heidrun Bode ergänzte: „Wir hinterfragen eben viel und zeigen auch Alternativen auf.“ Beide kommen zu dem Schluss: „In den 40 Jahren konnten wir viel bewegen. Unser Engagement hat sich gelohnt.“