Auf dem Marktplatz

Streit um Flüchtlingsunterkunft: Kontroverse Demos in Leopoldshöhe

70 Unterstützer der Bürgerinitiative „Leopoldshöhe sicher“ demonstrieren gegen eine geplante Einrichtung in Asemissen. 500 Menschen halten für das Bündnis „Leopoldshöhe bleibt bunt punkt“ dagegen.

Laut Angaben der Polizei haben sich am Freitagabend in der Spitze mehr als 500 Teilnehmer zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz zusammengefunden. | © Anna Lena Hinder

Anna Lena Hinder
25.04.2025 | 25.04.2025, 22:30

Leopoldshöhe. Laut wurde es am Freitagnachmittag auf dem sonst eher beschaulichen Marktplatz in Leopoldshöhe. In jeweils von der Polizei abgesperrten Bereichen standen sich etwa 70 Unterstützer der Bürgerinitiative „Leopoldshöhe sicher“ bei einer Kundgebung und in der Spitze 500 Menschen gegenüber, die sich für das neu gegründete Bündnis „Leopoldshöhe bleibt bunt punkt“ zu einer Mahnwache „gegen Hass und Hetze“ eingefunden hatten. Die Polizei musste während der insgesamt friedlichen Veranstaltung einmal eingreifen.

Um 16 Uhr wurde es bunt auf dem Marktplatz. Die vielen Teilnehmer der Mahnwache zeigten bunte Regenschirme, bunte Fahnen und Plakate mit Aufschriften wie „Heute Menschen in Not abschieben, morgen mitschuldig an ihrem Tod“. Seifenblasen wehten über das Geschehen, aus Lautsprechern erklang unter anderem mit „Imagine“ von John Lennon eine Hymne der Friedensbewegung. In der wird die Vision einer Gesellschaft frei von Religion, Nationalismus und Besitz beschrieben.

„Wir stehen hier, und zeigen ihnen: Hier ist kein Platz für euch“, sagte Mareike Puchert, Sprecherin des Bündnisses. 20 Meter gegenüber auf der anderen Seite des Marktplatzes baute der Anmelder der Demonstration, der nach Informationen der Neuen Westfälischen in Asemissen lebende Daniel Kokott, mit einigen Gefährten einen Pavillon und eine Verstärkeranlage auf. Dazu liefen unter anderem Songs der Band „Dobermann Cloe“, die sich offen mit ihrer Musik und ihren Videos für die AfD einsetzt. Kokott wird im aktuellen „Lagebild Rechtsextremismus 2025“ des nordrhein-westfälischen Innenministeriums im Zusammenhang mit rechtsextremen Aktivitäten aufgeführt. Kokott gilt als Teil der rechtsextremen Gruppierung „Freischar Westfalen“ und soll zudem auch Gründer der Querdenker-Gruppe „Bielefeld steht auf“ sein.

Flüchtlingsunterkunft für bis zu 48 Personen

Grund des Aufmarsches und der Gegendemo: Die Bürgerinitiative „Leopoldshöhe sicher“, die erstmals durch eine Flugblattaktion öffentlich in Erscheinung trat, protestiert gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Hauptstraße in Asemissen. Wie berichtet, hat die Gemeinde dort ein Gebäude übernommen und will zusätzlich noch Wohncontainer aufstellen. Bis zu 48 Personen können dort dann untergebracht werden. In dem Flugblatt äußert die Bürgerinitiative Sorge um die Sicherheit im Ort.

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Am Freitag zeigte sich Kokott als besorgter Bürger, der bereits mit Bürgermeister Martin Hoffmann in den Dialog über die Flüchtlingsunterkunft getreten sei. Am sogenannten freien Mikrofon wurde es dann deutlicher, als ein Redner Hoffmann die Fragen stellte, ob dieser wolle, dass seine Kinder angegangen oder seine Frau von den „neuen Bürgern“ geschändet werde. Die Polizei war mit acht Einsatzwagen vor Ort, um den Ablauf der parallel stattfindenden Veranstaltungen zu begleiten.

Junger Mann vorübergehend in Gewahrsam genommen

Als eine kleine Gruppe junger Leute sich den Unterstützern der Bürgerinitiative „Leopoldshöhe sicher“ näherte und ein Banner zeigen wollte, griffen die Beamten ein. Ein junger Mann habe laut Polizei Widerstand gegen einen Platzverweis geleistet und sei deswegen fixiert und vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Die anderen waren dem Platzverweis nachgekommen. Um 18 Uhr lösten sich die Versammlungen auf.

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