Oerlinghausen. Monika Goldwasser kam im Jahr 1941 als Kind einer jüdischen Familie in einer kleinen Stadt südlich von Krakau zur Welt. Ihre Mutter Salomea Goldwasser war eine orthodoxe Jüdin, ihr Vater Adam Goldwasser war assimilierter Jude. Das brachte Monika Goldwasser von Anfang an in Lebensgefahr. Um das Leben ihrer Tochter zu schützen, gaben die Eltern ihr Kind zu einem Bauernpaar, bevor sie in das Ghetto von Skawina gebracht wurden, wo sie wahrscheinlich bei einem Massaker der SS starben. Als Überlebende dieser schrecklichen Zeit fühlt sich Monika Goldwasser in diesen Tagen immer noch verpflichtet, über all die Gräueltaten, die dort geschehen sind, zu berichten.
Und das tat sie auch vor der Reisegruppe der 10. Jahrgangsstufe der Heinz-Sielmann-Schule, die unter der Leitung des Pädagogen Ünal Kopal eine mehrtägige Exkursion nach Polen unternommen hatte. Dabei führte es die Schülerinnen und Schüler in die zweitgrößte Stadt des Landes, Krakau, die bis 1596 Hauptstadt des Königreichs Polen war. Hier beschäftigten sich die Oerlinghauser Schüler am ersten Tag mit dem jüdischen Leben in dieser so geschichtsträchtigen Stadt.
Sichtlich beeindruckt, aber auch wahrlich schockiert, waren die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte von den Erzählungen der Zeitzeugin Monika Goldwasser. Das, was die Jugendlichen sonst aus Büchern oder Filmen kennen, ist durch das Gespräch noch einmal intensiver vermittelt worden. Diese Eindrücke, so Abteilungsleiterin Kerstin Trägenap-Zunkel, werden den Schülern noch lange im Gedächtnis bleiben.
Nachhaltig bewegt und erschüttert waren die Sielmänner auch am nächsten Tag ihrer Exkursion, die sie in das Vernichtungslager Auschwitz führte. Mengen an Schuhen, Brillen und anderen persönlichen Besitztümern der Lagerinsassen sowie die unmenschlichen und verbrecherischen Szenerien hinterließen einen Eindruck, den keiner der Teilnehmenden mehr vergisst.
Solche Verbrechen dürfen nie wieder passieren
Am Ende waren sich alle einig, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, dass ein Besuch einer solchen Gedenkstätte in jedes Schulprogramm gehört. Solche Verbrechen dürfen nicht noch einmal passieren und unsere Jugend, der die Zukunft gehört, muss dafür sensibilisiert werden, sagt Pädagoge Ünal Kopal.
Abgerundet wurde diese Fahrt schließlich noch mit einem Besuch in der Fabrik Oskar Schindlers. Der rettete während der Nazi-Diktatur 1.200 Menschen jüdischen Glaubens vor der Ermordung durch Nazi-Schergen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde der Industrielle bekannt durch den Film „Schindlers Liste“, den Steven Spielberg 1993 herausbrachte. In Krakau dankte das Lehrkräfteteam Thorsten Hupe, Kerstin Trägenap-Zunkel und Organisator Ünal Kopal den zahlreichen Sponsoren, die sich bereit erklärt hatten, diese Fahrt zu fördern und zu unterstützen.
Namentlich sind es das Land NRW, das Gedenkstättenfahrten fördert, die Sanddorf-Stiftung und ihre Geschäftsführerin Birgit Hahn, die Netzconcepte GmbH sowie die Wortmann AG. Ein großes Dankeschön richtete das Lehrkräfteteam auch an den Förderverein der Heinz-Sielmann-Schule, der bei der Verwaltung der Gelder maßgeblich unterstützte.