Sauberes Oerlinghausen

Bürger sorgen für eine saubere Bergstadt

Ein Rekord. Beim „Bergstadtputz“ in Oerlinghausen beteiligten sich mehr Sammlerinnen und Sammler als bisher. Offensichtlich steigt in der Bevölkerung das Bewusstsein, Müll zu vermeiden. Oder er wird korrekt entsorgt.

Mehrere Gruppen von Kindern und Erwachsenen begannen in der Goldstraße in Helpup, die Wege nach Müll abzusuchen. Hier beteiligten sich insgesamt 50 Personen an der Sammelaktion.?Foto: Knut Dinter | © Knut Dinter

Knut Dinter
08.04.2025 | 08.04.2025, 00:00

Oerlinghausen. Mehr Beteiligte und weniger Ausbeute als bisher – so lautet die Bilanz der jüngsten Müllsammelaktion in Oerlinghausen. Der Marketingverein hatte zum fünften Mal zum „Bergstadtputz“ aufgerufen. „Die Resonanz am Samstag war überaus gut, aus allen Stadtteilen wurden Rekordwerte an Teilnehmerzahlen gemeldet“, erklärte Geschäftsführerin Tanja Feg. „Besonders gefreut hat mich, dass diesmal auch sämtliche Schulen dabei waren.“

Mit gesenktem Kopf, den Blick fest auf den Boden gerichtet, begaben sich am Samstag 160 Kinder und Erwachsene auf die Jagd nach Abfall. Allein in der Kernstadt und in der Südstadt beteiligten sich jeweils mehr als 40 Freiwillige. Zwei Stunden lang suchten sie die Straßen und Wege in ihrer Nachbarschaft ab und wurden fündig. Mit ihren Greifzangen fischten sie in diesem Jahr deutlich weniger Plastikverpackungen auf. Wie in ganz Oerlinghausen wurden auch in der Südstadt aber immer noch zahlreiche Zigarettenkippen aufgelesen, wie Koordinator Ulrich Armeit bedauerte.

Die kleinen, unscheinbaren Stummel sind keineswegs harmlos, denn sie schaden der Umwelt. Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland dauert es rund 15 Jahre, bis sich ein Zigarettenfilter zu Mikroplastik zersetzt. In Tabak wurden bis zu 7.000 giftige Substanzen nachgewiesen. Gelangen die Reste in die Kanalisation, kann eine einzige Zigarette bis zu 1.000 Liter Wasser verunreinigen, wie eine Studie belegte.

112 Sielmann-Schüler helfen beim Bergstadt-Putz mit

Am Niklas-Luhmann-Gymnasium war die Müllsammlung auch Teil eines Unterrichtsprojekts. In den fünften Klassen wurde darüber gesprochen, wie schädlich Plastik in der Umwelt für Mensch und Tier sein kann. Gleichzeitig wurden Möglichkeiten für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit aufgezeigt.

Auch an den beiden Standort des Grundschulverbunds wurde fleißig gesammelt. In Lipperreihe wurden Erstklässler aktiv, in der Südstadt säuberten mehrere Klassen das Schulgelände und die nähere Umgebung. Die Kinder staunten über die erkennbare Gedankenlosigkeit. „Wer schmeißt denn so was einfach ins Gebüsch“, fragten sie sich. Demnächst wird das Thema im Unterricht noch vertieft. Bei der Projektwoche „Wir sind kleine und große Weltretter“ werden die Schülerinnen und Schüler mehr über Natur- und Umweltschutz erfahren, Schulleiter Markus Landerbarthold ankündigte.

Für die Heinz-Sielmann-Schule gehört die Putzaktion schon traditionell zum pädagogischen Konzept. In diesem Jahr reinigten die 112 Schülerinnen und Schülern der fünften Jahrgangsstufe nicht nur das Schulgelände, sondern auch mehrere umliegende Straßen und den benachbarten Spielplatz.

An der Grundschule in Helpup schwärmten die Kinder der vierten Klassen aus, um den Unrat auf dem Pausenhof und dem Gelände rund um die Kirche zu sammeln. „Es macht mir nicht aus, das aufzuheben, was andere weggeworfen haben“, sagte Schülerin Angelina. „Wir tun das ja für die Umwelt.“ Und ihre Freundin Sophie meinte: „Eigentlich müssten wir ja zum Meer fahren, denn da ist ja noch viel mehr Müll.“

In Helpup werden 30 Säcke gefüllt

In Helpup, wo schon seit vielen Jahren gemeinsam Müll gesammelt wird, war das Aufkommen deutlich geringer als sonst. „Wir haben 30 Säcke gefüllt, das ist etwa die Hälfte der üblichen Menge“, stellte Koordinator Walter Knörrich fest. Er führte das auf das gewachsene Bewusstsein der Bevölkerung zurück. „Die Bürgerinnen und Bürger haben erkannt, wie wichtig es ist, den Abfall richtig zu entsorgen oder besser ganz zu vermeiden“, sagte er.

Vom langfristigen Erfolg der Aktion ist auch Marketing-Geschäftsführerin Tanja Feg überzeugt. „Es ist schön, zu sehen, wie sich der Bergstadt-Putz als Gemeinschaftsaktion in ganz Oerlinghausen entwickelt hat. Nicht nur, dass die Teilnehmerzahl wächst, auch das Bewusstsein der Menschen für die Natur ist sensibler geworden“, sagte sie. Nicht zuletzt Mitglieder der Oerlinghauser Schützengesellschaft wurden vom Sammeleifer angesteckt. Zehn Personen des aktuellen Thronhauses hatten sich verabredet, die Aktion am Sonntag fortzusetzen.