So gut funktioniert der Hochwasserschutz in Lippe

So richtig besinnlich ist es für manch einen Anrainer der lippischen Flüsse und Bäche rund um das Weihnachtsfest nicht gewesen: Die Feuerwehren hatten punktuell gut zu tun. Doch Hochwasserereignisse werden häufiger vorkommen, sagen Experten. Wie gut greifen sie also, die Hochwasserschutzmaßnahmen vor Ort? Schieder-Schwalenberg und Lügde In Schieder-Schwalenberg und Lügde sind sich die Verantwortlichen einig: &bdquo;Wir haben unsere Hausaufgaben in Sachen Hochwasserschutz gemacht.“ Die Flutmulde vor den Toren Wöbbels ist ein Beispiel. &bdquo;Wir haben da einen riesigen Retentionsraum geschaffen, wo das Wasser hinkann. Es wird nie gelingen, dass niemals mehr ein Keller vollläuft, aber das Gros haben wir geschafft“, erklärt Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth. Ein teurer Spaß für die Stadt, weil die Mulde alle paar Jahre ausgebaggert werden muss. Dass an anderer Stelle, etwa im Niesetal in Schieder mal eine Straße überflutet werde, lasse sich nicht verhindern. In Lügde hat der Hochwasserschutz hervorragend funktioniert, sagt Fachbereichsleiter Gregor Günnewich. &bdquo;Dass Flächen im Emmerauenpark überflutet werden, ist durchaus geplant, das richtet dort keinen Schaden an. Wichtig ist der Schutz der Altstadt, und der ist gelungen.“ Wenn die Emmer hier also über die Ufer tritt, bildet die historische Stadtmauer einen natürlichen Schutz. An beiden Enden des langgestreckten Geländes verhindern Dammtorbalken, dass das Wasser drumherum doch noch in die Altstadt gelangt. Der Emmerauentunnel ist ebenfalls geschützt und musste entsprechend nicht gesperrt werden: Seitlich durch einen zusätzlichen Damm und auf der Sohle durch Regenabläufe und ein Becken, in dem sich das Wasser unterirdisch sammeln und zurück in die Emmer gepumpt werden kann. Kalletal Das Hochwasser der Weser hat die Anwohner und Feuerwehr rund um die Weihnachtstage vor allem in Stemmen und Erder auf Trab gehalten, inzwischen sind die Pegelstände zum Glück gesunken. Die Gemeinde Kalletal hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder Gedanken macht, wie sich Schäden durch Starkregen und Hochwasser minimieren lassen. Zwischen beiden Ereignissen müsse dabei aber unterschieden werden, erklärt Bürgermeister Mario Hecker. Die zuletzt vorherrschende Wetterlage habe vor allem im Bereich der Weser für Hochwasser gesorgt. Lang anhaltender Regen habe, anders als bei Starkregen, der in kurze Zeit für Überschwemmungen sorgt, die Pegel der Weser über einen Zeitraum von mehreren Tagen immer weiter ansteigen lassen. &bdquo;In diesem Fall greifen wir auf die vom Land NRW bereitgestellten Hochwasser-Gefahrenkarten zurück“, erläutert Hecker. Diese hätten schon vor Jahren gezeigt, dass zum Beispiel die Kalldorfer Kläranlage bei einem Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre auftritt, gefährdet sei. Die Gemeinde habe dann 2016 angefangen, dort mit Planungen für den Hochwasserschutz zu beginnen. 2018 sei die Errichtung einer Hochwasserschutzmauer erfolgt sowie die Anlage von Retentionsflächen. Das jetzige Hochwasser habe gezeigt, dass diese Maßnahmen absolut sinnvoll gewesen seien. Ein Musterbeispiel für einen erfolgreichen Hochwasserschutz. Auch wenn Starkregen, der in deutlich kürzer Zeit auftritt, meist mehr Schaden anrichte, sollen die Gefahrenkarten nun auch dazu dienen, die Hochwasserschutzplanungen in Langenholzhausen voranzutreiben. Lemgo Der Hochwasserschutz in Lemgo hat sich ausgezahlt. Rund 13 Millionen Euro (80 Prozent davon werden gefördert) hat die Stadt seit 2011 in den Ausbau der Begaauen und die Überschwemmungsgebiete investiert. Denn wenn die Bega aus Richtung Nordlippe nach Lemgo hineinfließt, führt sie Wasser aus einem etwa 170 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet mit sich. Die Lemgoer Innenstadt ist dabei eine Art Nadelöhr, was in den vergangenen Jahrzehnten zu verheerenden Überflutungen der Innenstadt führte. Um das zu verhindern wurde 2012 die Brücke am Langenbrücker Tor erneuert, um einen größeren Durchfluss bei Hochwasser zu ermöglichen, die Bega renaturiert und neue Überflutungsbereiche und Flutmulden wurden geschaffen. Im Januar läuft der sechste und damit letzte Abschnitt an: Auch im Bereich am Schloss Brake wird dem Flüsschen mehr Raum gegeben, der Uferbereich ausgeweitet. Nach Abschluss der Arbeiten gilt das Ziel als erreicht: Die Lemgoer Innenstadt ist für ein Jahrhunderthochwasser (HQ100) gerüstet. Bewährt haben sich die Maßnahmen bereits beim Hochwasser nach dem Starkregen im Mai 2019 und auch bei der aktuellen Lage scheint der Schutz zu wirken. Am Bierweg sei ein Provisorium weggespült worden, ansonsten aber seien größere Überschwemmungen in dem Gebiet ausgeblieben. Als problematisch hätte sich die Lage an der Passade gezeigt. Dort kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Diverse Modelle, wie auch ein Regenrückhaltebecken, waren in den vergangenen Jahren untersucht worden – hatten sich jedoch laut Experten als nicht sinnführend erwiesen. Den Anwohner wird daher weiterhin geraten, ihre Häuser mit Sandsäcken und Einzelmaßnahmen zu schützen. Neu in den Fokus geraten ist bei dem Hochwasser ein kleiner namenloser Bach im ländlichen Gebiet nördlich der Hamelner Straße, so Steffen König. Dort hätte es Überschwemmungen gegeben, weil sich die Durchgänge der Kanalabschnitte zugesetzt hätten. Bad Salzuflen Die Kurstadt ist geprägt von Gewässern wie der Bega, der Salze und der Werre sowie kleineren Gewässern wie unter anderem der Moddenbach und der Rhienbach. Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben auch in Bad Salzuflen zum Anstieg der Pegel und so auch zur Überflutung von Bereichen entlang der oben genannten Gewässer geführt, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Dennoch hätten sich daraus resultierende Maßnahmen in Grenzen gehalten, so dass es bei wenigen Sperrungen von Gewässerübergängen geblieben sei. Des Weiteren sind in der zweitgrößten Stadt in Lippe festgesetzte Überschwemmungsgebiete vorhanden, sodass mögliche Wassermassen sich im Bedarfsfall ausbreiten können. Auf den öffentlich einsehbaren Hochwassergefahrenkarten seien diese Korridore gekennzeichnet und mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit dargestellt, heißt es weiter aus dem Rathaus. Überdies sei auch wichtig, dass jede Person, die in der Nähe eines Gewässers wohnt, Kenntnis über die Hochwassergefahrenkarten hat. Detmold Die Stadt hat in den vergangenen Jahren viel Geld in den Hochwasserschutz an verschiedenen Stellen investiert: an Werre, Berlebecke ... Diese Maßnahmen zahlten sich schon in der Vergangenheit immer wieder aus. Neben dem organisatorischen Schutz hätten aktuell die für die Ausbreitung der Werre ausgebauten Retentionsflächen vorbildlich funktioniert. &bdquo;Die Investitionen haben sich absolut bewährt“, resümiert die Stadt-Sprecherin Daniela Lang. Auch im Ortsteil Klüt, der im Frühling von einem Starkregenereignis heftig betroffen war, hat die Stadt kurzfristig unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt. Diese verstärkten Hochwasser-Schutzmaßnahmen, insbesondere das neue Mulden-Damm-System oberhalb der Mittelstraße, hätten aktuell einen guten Schutz geboten. &bdquo;Glücklicherweise hat sich die Situation nun entspannt. Die Wasserstände sinken sowohl in der Werre als auch im Knochenbach, in der Berlebecke und in der Wiembecke, die Warnstufen stehen jetzt überall auf null“, erklärt Daniela Lang. &bdquo;Nichtsdestoweniger beobachten wir die Situation weiter genau und können unsere Maßnahmen jederzeit wieder hochfahren.“

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