Wetterextreme: Steigende Hochwassergefahr in Marienmünster

Marienmünster. Sie werden immer mehr: Starkregen-Ereignisse. Weltweit – und damit auch in Marienmünster. Die Krux daran: Derlei Geschehnisse bieten nur ganz geringe Vorwarnzeiten, Prognosen sind durchaus schwierig zu treffen. Treten die großen Wassermengen plötzlich auf, möchte man geschützt sein – doch wie? In Marienmünster sprach jüngst der Umweltausschuss über ein lokales Starkregenrisikomanagement. Dabei ging es auch um Grundstücke und Gebäude in Kollerbeck und Vörden. Starkregen-Ereignisse haben sich inzwischen auch im Marienmünsteraner Raum gehäuft: Einige Ortschaften hatten zuletzt mit erheblichen Wasserschäden zu kämpfen (die &bdquo;NW“ berichtete). Das Ingenieurbüro Bockermann Fritze hat nun örtliche Gefährdungsgebiete herauskristallisiert und Starkregen-Gefahrenkarten erstellt. Dabei sind auch 75 &bdquo;Points of Interest“, darunter wichtige öffentliche Einrichtungen Marienmünsters, genauer untersucht worden. Passend dazu: Wirtschaftsweg in Marienmünster wird für Hochwasserschutz tiefer gelegt Doch wann ist ein Regen eigentlich ein Starkregen? Gemeint ist ein Niederschlag von etwa 25 Litern pro Quadratmeter pro Stunde oder von rund 35 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden. Solch ein Extremniederschlagsereignis tritt immer mit hoher Intensität und lokal auf, häufig beim Abregnen massiver Gewitterwolken. Im Gegensatz zu Hochwasser an Flüssen ist der genaue Ort und Zeitpunkt von Starkregen kaum vorherzusagen und kann für die Betroffenen äußerst überraschend auftreten. Eine wahre Naturgefahr. Gesundheitliche Gefahren für Kinder und Erwachsene Michael Kamphans vom Ingenieurbüro Bockermann Fritze hat nun im Umweltausschuss die neuen Gefahrenkarten für Marienmünster vorgestellt. Dabei auch zu sehen: Schon ab einer Überflutungstiefe von 10 bis 50 Zentimetern besteht die Gefährdung der menschlichen Gesundheit, beispielsweise eine Stromschlag-Gefahr durch überflutete Stromverteiler im Keller. Klimamanager Marienmünster: &bdquo;Dafür sorgen, dass es hier lebenswert bleibt“ Steigt das Wasser höher, sind Unebenheiten unter der Wasseroberfläche nur schwer zu erkennen – das birgt große Verletzungsgefahren. Bei einer Überflutungstiefe von mehr als einem Meter drohen schließlich Bauwerksteile von Gebäuden zu versagen, Kinder wie Erwachsene im schlimmsten Fall zu ertrinken. Mittlere Gefährdung bei Seniorenheim in Vörden Bei der objektspezifischen Risikoanalyse hat Kamphans die Marienmünsteraner Gebäude in die Gefährdungsklassen &bdquo;gering“, &bdquo;mittel“ und &bdquo;hoch“ eingeteilt. Darunter auch das Vördener Albert-Schweitzer-Haus. Der Risikosteckbrief des Pflegeheims lässt erkennen: Das Gebäude weist eine mittlere Gefährdung auf. &bdquo;Der Oberflächenabfluss von Nordosten führt zur Füllung lokaler Senken entlang der Gebäudefassaden im Nahbereich von Gebäudezugängen/-öffnungen“, steht’s in der neuen Analyse. Ein dringender Handlungsbedarf bestehe nicht. Allerdings solle man sich der möglichen Gefahr, vor allem im Bereich der Zugänge, bewusst sein. Kollerbecks Kindergarten in Gefahrenzone Auch der städtische Kindergarten in Kollerbeck ist als eines der 75 Objekte vom Ingenieurbüro untersucht worden. &bdquo;Der Oberflächenabfluss von Süden führt zu einer Füllung einer gestreckten Senke entlang der Gebäudesüdfassade im Bereich von Gebäudezugängen“, so die wichtige Erkenntnis. Auch hier gebe es eine mittlere Gefährdung, also kein akuter Handlungsbedarf. Es gehe mehr um eine Sensibilisierung der Mitarbeiter. Und darüber hinaus um eine Sensibilisierung aller Marienmünsteraner Bürger für das Thema Starkregen, für eine ausreichende Sicherung des eigenen Grundstücks und des eigenen Gebäudes. Parkplätze aus Hochwasser-Puffer? Für die Stadtverwaltung hatte Kamphans einen ganzen Maßnahmenkatalog mit 16 administrativen und baulichen Maßnahmen aus den Kategorien Information, kommunale Flächenvorsorge, bauliche Vorsorge und Krisenmanagement im Gepäck. Wer sich für die Starkregen-Gefahrenkarten mit Blick auf Marienmünster interessiert, soll sie bald online über die städtische Homepage einsehen können. Auch erste Handlungsempfehlungen sollen beschrieben werden. Zudem bietet das Geodaten-Portal des Kreises Höxter allerhand Infos. Lesen Sie auch: So schütze ich mich vor Starkregen Auf Nachfrage der Grünen-Politikerin Jutta Fritzsche erläuterte Kamphans im Ausschuss noch, dass eine Flächenentsiegelung auf Parkplätzen zwar grundsätzlich immer positiv sei, bei Starkregen aber zu keiner nennenswerten Verbesserung der Situation führe. Stattdessen sei zu überlegen, Parkflächen künftig so anzulegen, dass sie bei Starkregen bis zu zwanzig Zentimeter aufgestaut werden können, um so einen Puffer zu bekommen. Für gegebenenfalls dort parkende Autos seien zwanzig Zentimeter Wasser völlig ungefährlich.

Meistgelesen