Oerlinghausen. Der Vorhang schwebt zur Seite und ein Raunen geht durchs Publikum. So festlich gekleidet haben wohl selbst viele Eltern ihre Kinder nur selten gesehen. Die zwölf Sängerinnen und ein Sänger der von Alfons Haselhorst geleiteten Chor-AG II der Jahrgangsstufen 10, Q1 und Q2 sorgen allein durch ihr Erscheinungsbild für Aufsehen, erst recht aber mit ihrem ausdrucksstarken, mehrstimmigen Gesang, in dem es unter anderem um grüne Augen geht.
Schulleiterin Katrin Tebben kündigte gleich zu Beginn ein besonderes Konzert an, denn nicht nur die Bläserklasse 5a von Matthias Günther hatte ihren ersten Auftritt vor großem Publikum, auch Stefanie Dermann, die als dritte Musikpädagogin am Niklas-Luhmann-Gymnasium (NLG) unterrichtet und zwischenzeitlich für Alfons Haselhorst eingesprungen war, dirigierte erstmals die Chor-AG I der Jahrgänge 5 bis 9. Dass 57 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten auf der Bühne standen, war ebenfalls ein Novum und zeigt ganz offensichtlich, wie groß die Freude am gemeinsamen Gesang ist.
Wie üblich blieb es nicht allein beim Singen. Die einzelnen Stücke wurden in eine Geschichte gepackt, die in die Zeit passte. In der gefüllten Aula bekamen das Auditorium „Ein etwas anderes Weihnachtswunder“ zu sehen und zu hören. Die Neuntklässlerinnen Gloria Litig und Lily Buchholz hatten die Texte verfasst und weil das Interesse eben so groß war, fix noch ein paar Rollen hinzugeschrieben. Menschen aus unterschiedlichen Ländern bleiben in einen Flixbus im Schnee stecken. Pünktlich unterm Weihnachtsbaum? Dieser Traum ist schnell ausgeträumt. Also macht die Gruppe das Beste daraus und erzählt, wie Weihnachten in anderen Ländern gefeiert wird.
Jubel löste vor allem das flotte Stück „Pizza, Pizza“ aus. Achtklässlerin Maria Zielke begeisterte mit ihrem Soloauftritt beim bekannten „Mary, did you know“. Auch eine Reihe anderer Gymnasiasten traten mutig vor die Mikrofone. Und auch die Busreisenden wussten mit ihren Beiträgen zu überzeugen. Allen voran „der Italiener“, perfekt verkörpert von Maite Banze genannt Tiemann und „Lucy“, die noch nie Weihnachten gefeiert hat Eliora Tchamseu).
Nach Pause und Umbau übernahmen die Instrumentalisten des NLG die Bühne. Zunächst aber verkünden zwei Nachrichtensprecherinnen in einem „Newsticker“, welch katastrophale Auswirkungen der Beleuchtungseifer in der Advents- und Weihnachtszeit haben kann. Die Bläserklasse 5a nahm die Zuhörer augenzwinkernd mit in die Straßen und Stuben der Oerlinghauser Stadtteile und schließlich in das explodierende Holzheizkraftwerk. In der Aula wurde es dunkel, ein lautes Krachen war zu vernehmen. Als sich der hereingeblasene Rauch verzogen hatte, wuchs die Aufregung der Bläserklässler. Sie überwanden das Lampenfieber, setzten beim „Jingle Bells“ die roten Weihnachtsmützen auf und machten nach einer hardrockigen Zugabe schließlich die Bühne frei für die Junior-Big-Band.
Sie überzeugte mit sattem Sound und ebenso großer Spielfreude. Matthias Günther hatte mit den Instrumentalisten unter anderem den bekannten „Moondance“ einstudiert oder das „Mercy Mercy Mercy“, aber auch komplexe Arrangements, in denen ebenfalls etliche Solisten glänzen konnten. Beim „Celebration“ klatschte das Publikum von Beginn an mit und erfuhr nebenbei, dass dies der Song zur Handball-EM 2024 werden soll. Natürlich durfte auch ein wenig Herzschmerz nicht fehlen. Den gab es beim Klassiker „Last Christmas“. Viele leuchtende Handys sorgten für den stimmungsvollen Sternenhimmel.
Am Ende kamen alle 160 Mitwirkenden gemeinsam auf der Bühne zusammen, um mit dem Publikum das traditionelle „O du Fröhliche“ anzustimmen. Beim zweiten Weihnachtskonzert des NLG am Dienstag waren neben den Chor-AG I und II das Orchester des Musikvereins Oerlinghausen unter der Leitung von Andreas Friesicke, die Bläserklasse 6a von Alfons Haselhorst und die Band „uncovered“ mit Sängerin Lina Holwitt zu hören.