Kunstaktion

Abiturienten aus Oerlinghausen verschönern Stromkästen

An drei Stellen in der Stadt gestalten Schüler des Q2-Kunstkurses des Niklas-Luhmann-Gymnasiums insgesamt fünf Verteilerkästen. Das löst Reaktionen aus.

Kunstlehrerin Anna Beuth mit Rosalie Becker, Jasmin Leschinski, Marija Zlatunic und Julia Kowaski (v. l.) vor einem der Verteilerkästen, der insbesondere mit den Oerlinghauser Wahrzeichen gestaltet wird. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
31.03.2025 | 31.03.2025, 09:24

Oerlinghausen. „Damit Kunst bewegen kann, muss sie in die Öffentlichkeit.“ Diese Erkenntnis begleitet den Q2-Kunstkurs des Niklas-Luhmann-Gymnasiums (NLG) seit Beginn des Schuljahres. Neben bereits durchgeführten Projekten entstehen die aktuellen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler nicht in der Schule, sondern für alle Bürger sichtbar in der Stadt. Derzeit werden dort fünf Verteilerkästen der Stadtwerke Oerlinghausen in der Schulumgebung an der Marienstraße, der Ratsgasse und dem Postweg künstlerisch gestaltet.

Zum Leitmotiv „Farbe ist eine Kraft, die die Seele direkt beeinflusst“ (Wassily Kandinsky) werden die grauen Kästen in farbenfrohe Objekte verwandelt. Die 27 Jugendlichen des Abiturjahrgangs tragen damit ein Zeichen für mehr Farbe und Buntheit in die Öffentlichkeit. In Gruppen aufgeteilt arbeiten die Abiturienten parallel an den drei Standorten. Zwei weitere Termine wird es bis zur Fertigstellung Ende März noch geben.

Besonders schnell kommen Rosalie Becker, Jasmin Leschinski, Marija Zlatunic und Julia Kowalski voran. In der Nähe des ehemaligen Postgebäudes gestalten sie einen der Verteilerkästen mit Oerlinghauser Wahrzeichen-Motiven wie der Kumsttonne, einem Segelflugzeug, einem Hochlandrind, aber auch der lippischen Rose, dem NLG-Logo und dem Motto des Abi-Jahrgangs 2025: „Bacabi – 12 Jahre Rum“.

Die Kunst soll im Vorbeigehen verstanden werden

Eine andere Gruppe hat sich bei der Gestaltung an der Ecke Marienstraße für eine Art Tetrisspiel und eine Bücherregal-Optik entschieden. Eine Jungen-Gruppe verwandelt einen der Kästen mit Weltkugel, Friedenstaube und einem durchgestrichenen Panzer in einen Antikriegskasten. „Der Krieg ist nicht so weit weg“, begründet die Gruppe ihre Motiv-Entscheidung. Die Kumsttonne sei das Wahrzeichen der Stadt. „Sie ist ein Symbol der Hoffnung.“

Was muss ein Kunstwerk leisten, um gesellschaftlich relevant zu sein, dieser Frage sei der Kunstkurs im Vorfeld nachgegangen, berichtet Kunstpädagogin Anna Beuth. Vor allem zugänglich sollten sie sein. Und sie sollen auf einen Blick im Vorbeigehen verstanden werden. Schon während die Jugendlichen malen, gibt es viele Reaktionen von vorbeikommenden Bürgern, und die fallen sehr unterschiedlich aus.

Kritisch fragen einige nach, ob das denn erlaubt sei. Andere wollen wissen, ob die Jugendlichen wohl Sozialstunden ableisten müssen. Aber es gibt vor allem viel Lob und auch mal Gummibärchen.

In Oerlinghausen stehen etwa 500 Stromkästen. „Sie haben eine wichtige Funktion für das Stromnetz“, heißt es von den Stadtwerken, „sind aber durch Wind, Wette rund Vandalismus oft sehr unansehnlich.“ Deshalb haben die Stadtwerke etliche Kästen bereits mit diversen Motiven beklebt, und sie unterstützen den Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Helpup dabei, das Straßenbild mit lebendigen Motiven zu verschönern. Geschäftsleute haben auch Interesse gezeigt, eine Folie zu sponsern. Auch über die Anfrage der Gymnasiasten hätten sich die Stadtwerke sehr gefreut, berichtet Martina Metzner. Fünf einst grauen Kästen werden von ihnen in farbenfrohe Objekte verwandelt.

Am NLG hatten Schüler des Q2-Kunstkurses bereits einige Schultoiletten in Szene gesetzt. Angeprangert worden seien damit die Benutzer, die in der vergangenen Zeit oft nicht in der Lage gewesen seien, die Kabinen sauber zu hinterlassen, erläutert Anna Beuth die Motivation. „Der Wunsch nach Idylle wurde durch die Nachbarkabine in Szene gesetzt: Ein Ort der Sauberkeit, Ruhe und Entspannung.“ Zwar würden sich die Toiletten sicherlich nie einen Idealzustand verwandeln. Durch verantwortungsbewusstes Verhalten könne aber dazu beigetragen werden, dass das NLG ein Ort des Wohlfühlens wird. Auch bei den künstlerisch gestalteten Verteilerkästen hoffen die Abiturienten, dass sie nicht durch Vandalismus verunstaltet werden.