So teuer werden Schnitzel und Co. ab Januar in Lippes Lokalen

Kreis Lippe. Freitagabend. Wer noch kurzfristig einen Platz in Detmolds Kneipen und Restaurants bekommen will, muss großes Glück oder extrem gutes Timing haben. Die Lokale sind voll, es wird gelacht, gegessen, getrunken. Genauso unbeschwert wie vor der Theke sieht es in den Köpfen der Gastronomen dahinter wohl eher nicht aus. Kein Wunder, schließlich hat es zum Ende der vergangenen Woche noch eine überraschende Nachricht aus Berlin gegeben. Ab Januar soll die während der Pandemie reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants und Cafés wieder von 7 auf 19 Prozent steigen. Der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) hatte vehement dafür geworben, das zu verhindern, um mit Blick auf Inflation, steigende Energiepreise und Personalkosten wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Ampel-Koalition entschied sich nun aber auf den letzten Metern dagegen, den gesenkten Steuersatz beizubehalten. Aus Sicht der lippischen Gastronomie mag das eine Hiobs-Botschaft sein, nicht zuletzt, weil die Stimmung auf dem Festakt zu 125 Jahre Dehoga-Kreisverband Lippe eine gehörige Portion Optimismus versprüht hatte. &bdquo;Wir sind sprachlos, dass es jetzt so gekommen ist“, sagt Holger Lemke, Chef der Windmühle Fissenknick und Lippes Dehoga-Präsident, stellvertretend für seine Kollegen. Die Gastronomie sei mal wieder der &bdquo;Sündenbock der Politik“. Nun befürchten die hiesigen Akteure eine Pleitewelle. Aber was bedeutet das konkret für den Gast? Am Freitagabend geht es mit einer kleinen Gruppe zum Schnitzelessen ins Theotmalli mitten ins Herz der Detmolder Fußgängerzone. Auch hier kann man froh sein, dank Reservierung überhaupt einen Tisch zu bekommen. Es gibt (natürlich) Schnitzel, Geschnetzeltes, Pommes, Salat, dazu noch zwei Getränke für jeden. Am Ende des Abends stehen insgesamt 120,90 Euro auf der Rechnung. Wer gerne Essen geht, weiß: Bei fünf Personen samt Hauptspeisen ein moderater Preis. Und was müsste die Gruppe ab Januar 2024 bezahlen? Theotmalli-Chef Roland Schlacher schaut sich den Bon an und muss direkt abwinken. Bei ihm werde sich ab Januar - vorerst - nichts ändern, sagt er. Er wolle erst einmal abwarten. Getan hat sich trotzdem was. &bdquo;Ich habe meine Preise erst vor zwei Wochen erhöht“, sagt Schlacher. Die Erhöhung habe er gleichermaßen auf Speisen und Getränke umgelegt. Das 0,3 Liter Bier koste nun beispielsweise 3,20 Euro statt 2,90 Euro. Ein Preis, den seine Gäste noch bereit seien zu zahlen, meint er. &bdquo;Reich werden wir in diesem Leben alle nicht mehr, aber wir können uns auch nicht immer beklagen.“ In anderen Regionen schon länger höhere Preise Das auf Schnitzel spezialisierte Lokal erwirtschafte den Umsatz vor allem mit den Tischen, die sitzen blieben, Getränke nachbestellten und das ein oder andere Schnäpschen kippten. Für sein Lokal werde sich daher wahrscheinlich zum Jahreswechsel nicht viel ändern. Als gerecht empfindet der langjährige Wirt das Ende des reduzierten Steuersatzes dennoch nicht. Schließlich kaufe er die Ware bei sieben Prozent ein, müsse sein Personal im Restaurant bezahlen und dann noch höhere Steuern abdrücken. In anderen Regionen sehe es preistechnisch für Gäste allerdings schon lange düsterer aus. &bdquo;Wenn man sich allein an der Ostsee umschaut, wo man für ein einfaches Schnitzel gerne mal 17 Euro bezahlt, dann sind wir hier noch sehr human.“ Probleme bekämen aus seiner Sicht vorrangig Kollegen, die trotz der gesenkten Mehrwertsteuer inflationsbedingt die Preise bereits wiederholt angehoben hätten. &bdquo;Die Branche meckert immer“, sagt Schlacher selbstkritisch. Irgendwann seien Erhöhungen für den Gast nicht mehr tragbar, Essengehen werde zum Luxus. Essengehen wird wohl 20 Prozent teurer Sind die Gastronomen denn darauf angewiesen, die Mehrwertsteuererhöhung an die Gäste weiterzugeben? Laut Lippes Dehoga-Präsident Holger Lemke hat die Branche gar keine andere Wahl, schließlich läuft der wieder angehobene Steuersatz als Kostenstelle voll mit. &bdquo;Gäste müssen damit rechnen, dass sie künftig 20 Prozent mehr zahlen müssen“, sagt Lemke. Er selbst habe die neuen Preise ab Januar schon in seiner Karte vermerkt. Stimmen, wonach die Gastronomie durch den zeitweise reduzierten Steuersatz lange bevorteilt worden wäre, könne er nicht nachvollziehen. &bdquo;Das Gegenteil ist der Fall: Hier passiert seit 20 Jahren eine Ungerechtigkeit“, sagt Lemke. In 23 von 27 EU-Ländern gelte der reduzierte Steuersatz nicht nur fürs Liefern oder Abholen von Speisen, sondern eben auch beim ganz normalen Restaurantbesuch. Das sei längst Standard. Und auch wenn volle Kneipen den Anschein machten, die Gastronomie habe längst nicht ihr Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Jetzt müsse abgewartet werden, wie die Gäste auf den Preisschock reagierten. Den Kopf in den Sand stecken wolle man aber nicht, Lemke: &bdquo;Wir werden für unsere Sache weiterkämpfen.“

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