Exklusives Geschäft auf Rädern: Mobile Luxustoiletten aus Horn-Bad Meinberg

Horn-Bad Meinberg. Wenn die Scheichs nördlich von Wolfsburg auf dem Testgelände Ehra-Lessien vorbeischauen, um einen Bugatti Veyron auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf mehr als 400 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen, erleichtern sie sich danach auf einem Stillen Örtchen aus Horn-Bad Meinberg. Wenn der Manager Dieter Zetsche in Frankreich feiert, ist genauso ein WC-Container aus Lippe vor Ort, wie bei der Hochzeit von Mate Rimac , dem kroatischen Erfinder und Hersteller von elektrischen Supersportwagen. Wenn Jörg Stibbe in seinem Bad Meinberger Büro erzählt, wer sonst noch seine Luxus-Toilettencontainer gebucht hat, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: die amerikanische Botschaft in Berlin, der Europapark in Rust, Wladimir Klitschko in Dortmund, das Weltwirtschaftsforum in Davos, das Humboldtforum in Berlin, die DTM in Barcelona, das CHIO in Aachen und Schloss Elmau in Bayern zum G7-Gipfel . Eins haben seine Mieter gemeinsam: Sie sind finanzstark. Deshalb sind Jörg Stibbes Toiletten auch luxuriös. Von außen sind die Container silbern lackiert. Jörg Stibbe öffnet die Tür von "Modell Titan". Nach dem Einschalten diverser Sicherungen erwachen im Vorraum und in den Toilettenräumen Monitore zum Leben und zeigen Unterwasserimpressionen. Farbliche anpassbare LED-Leuchtstreifen setzen - je nach Kundenwunsch - unterschiedliche optische Akzente. Einsatz weitet sich auf das ganze Jahr aus? Die Kloschüsseln sind wertig aus Porzellan, die Wände haben Granit- und Betonoptik, die Decke ist in hochglänzendem Schwarz lackiert. Diese Toiletten könnten sich auch im Keller eines edlen Restaurants befinden. Und Stibbe hat verschiedene Modelle im Angebot: von modern mit Goldakzenten über Marmoroptik bis zu ganz schlicht in grau und weiß. Einige der silbernen Toilettencontainer warten derzeit noch in der Lagerhalle in Horn auf ihren Einsatz. "Früher gab es ab Oktober bis April keine Buchungen", sagt Jörg Stibbe. "Jetzt ist der Sommer zwar immer noch die Hauptsaison, aber wir haben auch im Herbst und Winter Aufträge." Gut fürs Geschäft, auch wenn das dadurch etwas komplizierter wird. Denn Stibbe liefert seine Toilettencontainer in ganz Europa selbst zum Bestimmungsort. Und wenn die Temperaturen niedriger sind, muss Frostschutz in die Wasserspülung, damit unterwegs nichts einfriert. Container können autark betrieben werden Je nach den Verhältnissen am Einsatzort können die Toilettencontainer mithilfe von Generator sowie Frisch- und Abwassertank komplett autark betrieben werden oder sie werden ans vorhandene Stromnetz sowie an die Wasserleitung und an die Kanalisation angeschlossen. Die standardisierten Container passen auf ebenso standardisierte 3,5-Tonnen-Anhängerfahrgestelle oder hinten auf einen 7,5-Tonnen-Lkw. Mit dem Lkw oder einem großen Toyota Land Cruiser SUV als Zugfahrzeug macht sich Stibbe mit seinen mobilen Stillen Örtchen über die Autobahn auf den Weg zum Kunden. "Durch die Anhänger-Lösung komme ich am Zielort beim Kunden eigentlich überall hin", sagt Stibbe. Ein Konkurrent, der Busse zu mobilen Toiletten umgerüstet habe, sei da nicht so flexibel. "Einmal haben wir unseren Toilettencontainer sogar auf ein Schiff gekrant, weil bei einer Offshore-Windenergieanlage eine Einweihungsfeier stattfand." &bdquo;Wacken wäre kein Einsatzort für mich“ Im Allgemeinen gilt bei Stibbe: Der Kunde ist König. Und wenn Geld keine Rolle spielt, wird auch schon mal der silberne WC-Container komplett grün foliert, weil das besser zum Markenauftritt des Kunden passt. Mit dieser Kundschaft fühlt sich Stibbe wohl. "Wacken wäre kein Einsatzort für mich, denn unsere Kunden erwarten, dass die Toilettencontainer tiptop sauber und technisch einwandfrei sind.“ Eingetretene Klotüren wären da der Supergau. Schon eine Schramme vom Bauzaun eines unvorsichtigen Zeltverleihers sei sehr ärgerlich, sagt Stibbe. Exklusive Veranstaltungen als Nische Mit großen Festzelten hat alles auch angefangen. Als gelernter Küchenmeister hatte Jörg Stibbe das Hotel der Eltern in Bad Meinberg übernommen und zeitgleich immer wieder einem Bekannten bei dessen großem Partyservice ausgeholfen. "So um 1995 fing es dann bei Firmenfeiern oder Hochzeiten mit den etwas besseren Zelten an", erinnert sich Stibbe. "Aber gute mobile Toiletten gab es noch nicht. So um 1996 habe ich deshalb meinen ersten Toilettenwagen selbst gebaut." Das Geschäft mit dem Geschäft lief gut an und anfangs parallel zum Hotelbetrieb. "Unsere Nische sind sehr exklusive Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen. Zu 95 Prozent sind unsere Kunden gewerblich", sagt Stibbe. Etwa 150.000 Euro kostet ein kompletter Toilettencontainer mit Fahrgestell. Nach den ersten zwei komplett selbst gebauten Wagen lässt er sich von Handwerksbetrieben beim Bau der Toilettencontainer unterstützen - die mitunter bei den Innenausbau-Ideen ein gutes Gespür für kommende Trends hätten, sagt Stibbe. "Unser Modell Titan wollte fast zwei Jahre lang kaum jemand mieten. Und dann wollte auf einmal jeder diesen Wagen haben." Dafür ist das etwas vom Zeitgeist überholte Modell mit Marmoroptik derzeit etwas günstiger zu haben.

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