Mit schwarzem Humor auf Ochsentour

Oerlinghausen. Nervös? &bdquo;Ach was, kein bisschen.“ Jörg Czyborra doch nicht. Schließlich hat der &bdquo;Assistent der Geschäftsleitung“ der Buchhandlung Blume schon oft als Liedermacher und Kabarettist auf der Bühne gestanden, hat andere Autoren angekündigt. Den eigenen ersten Roman vorzustellen, das ist dann aber doch eine ganz andere Nummer. Funktioniert die Technik? Liegt das Manuskript bereit? Und dann so viele Besucher, die in der urigen Atmosphäre des Helpuper Kruges zusammengekommen sind, um bei der Premiere dabei zu sein. &bdquo;Sieht toll aus“, sagt Czyborra, während alle Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet sind. Erhöht aber die ja eigentlich gar nicht vorhandene Anspannung. Jörg Czyborra, der seinen schwarzhumorigen Krimi mit dem zweideutigen Titel &bdquo;Ochsentour“ vorstellt, überspielt das Lampenfieber im wahrsten Sinne. Er greift zur Gitarre. Die gibt Halt und der 67-Jährige führt mit der Eigenkomposition &bdquo;Ich will zur Ochsentour durch Wald und Wiesen, wo die Viecher immer sind“ thematisch auf den Inhalt des Buches hin. Viele Stationen aus Oerlinghausen kommen in dem Krimi vor Ein Regionalkrimi, in dem schon bald die Hand eines toten Mädchens aus dem Sennesand ragt und die 80 Zuhörer auch in der Folge die Orte dieses und weiterer grausamer Geschehen vor Augen haben. Die Sandgrube als beliebten Partytreff der Jugend vor allem am Vatertag, die Himmelsleiter, den Bokelfenner Krug, den Segelflugplatz, das Archäologische Freilichtmuseum. &bdquo;Schreib’ bloß keinen Reisebericht über das Lipperland“, diesen Rat hat Jörg Czyborra beherzigt. &bdquo;Die Leser sollen die Stadt wiedererkennen.“ Zu der gehört untrennbar die Buchhandlung. An diesem so vertrauten Ort assistiert Jörg Czyborras Alter Ego Christian Kupery seiner Frau Susanne. Vor allem aber agiert er im 246 Seiten umfassenden Buch als Hobby-Ermittler. &bdquo;20 Zentimeter größer, 20 Kilogramm schwerer“ als Czyborra, so sollen sich die Besucher Kupery vorstellen, der &bdquo;auch so ein C & A-Typ ist“, ein Typ eben mit unheimlich viel Charme und Anmut. Urlipper ist er nicht, sportliche Aktivitäten sind ihm fremd, gutes Essen, Wein und Kaffee hingegen sind willkommen. In seinem Debütroman nimmt der Autor sein Publikum kurzweilig und unterhaltsam mit auf den Friedhof. Czyborra liest nicht nur, er erzählt – unter anderem von den sprachlichen Unterschieden zwischen dem Ruhrpott, aus dem er kommt, und dem Lipperland. Wurstebrei? Anbucken? Vorher nie gehört. Erwin Stolten schon eher. Der Unternehmer ist gerade zu Grabe getragen worden. Unternehmer hinterlässt eine eher lauernde als trauernde Familie Was er hinterlässt, ist eine eher lauernde als trauernde Familie, ein Testament, das für einigen Unmut sorgt und ein unehelicher Sohn. Kupery macht sich auf die Suche nach diesem bislang unbekannten Abkömmling. Doch dann beißt der erste Erbe ins Sennegras. Auf Kupery wartet eine echte Ochsentour. Czyborra greift noch einmal zur Gitarre, singt Sascha Gutzeits Moritat &bdquo;Das ist einfach nicht drin, seit ich ermordet worden bin“. Die Nervosität ist längst verflogen. In der Pause nimmt Czyborra schnell noch ein paar Tipps von Freund und Krimiautor Joachim Peters entgegen. Der war es schließlich, der &bdquo;den Startschuss für die Karriere als Autor“ gegeben hat. Schon vor der Lesung haben sich die Gäste am reichhaltigen Ochsentour-Buffet laben können, und natürlich signiert Jörg Czyborra am Ende Bücher und versieht sie mit einem eigens angefertigten Ochsen-Stempel. Das zweite Buch ist bereits in Arbeit.

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