
Oerlinghausen. Das attraktive Programm für den Sommer steht bereits. Martina Lange und Jörg Czyborra von der Buchhandlung Blume werden dann unter anderem einen Krimiabend mit vier Autoren präsentieren und einmal mehr Erfolgsautorin Mechtild Borrmann begrüßen können. Eine Open-Air-Veranstaltung im Archäologischen Freilichtmuseum ist geplant und noch mehr. In der Mensa der Heinz-Sielmann-Schule hat jetzt aber zunächst die letzte Frühlings-Veranstaltung auf dem Programm gestanden, und die ist durchaus besonders gewesen.
Stefan Just ist Singer-Songwriter und seit vier Jahren bundesweit als Straßenmusiker unterwegs. Mit dem, was er bei seinen Auftritten an Emotionalität, an menschlicher Zuwendung, an Authentizität und Bodenständigkeit erfährt, könnte der Bielefelder sicherlich Bücher füllen. Womöglich wird er das irgendwann tun, nach Oerlinghausen hatte er Bücher von fünf international bekannten Musikern mitgebracht. Einer von ihnen ist Jimmy Kelly. In „Streetkid“ schildert er „Fluch und Segen, ein Kelly zu sein“. Auch Kelly singt auf Straßen und in Fußgängerzonen. Stefan Just las dessen berührende Geschichte „Ein Vater weint“, in der ein Vater seiner todkranken Tochter per Telefon ein Lied von Jimmy Kelly schenkt, ihr nach schwierigen Zeiten sagt, dass er sie liebt, sie sich versöhnen und sie kurz darauf stirbt.
„Man ist den Menschen plötzlich sehr nah“
„Man ist Menschen plötzlich sehr nah, die man gar nicht kennt“, diese Erfahrungen macht auch Stefan Just. Jörg Czyborra hatte den heute 48-Jährigen, damals noch mit Zopf, vor einigen Jahren bei einer Konzertreihe im Flugplatzrestaurant „Check In“ kennengelernt. Schon damals war klar, dass es Just menschlich und auch musikalisch vor allem um die Kommunikation auf Augenhöhe, um die direkte, echte Begegnung geht. Gerade deshalb liebt er die Straßenmusik. „Ich teile das Resümee von Jimmy Kelly zu 350 Prozent“, sagte Just. Straßenmusik sei einzigartig und einer der ehrenvollsten Jobs der Welt. „Da steht der Punk neben der alten Dame“, und zwar ganz selbstverständlich. Just zieht den Vergleich zu einer Flaschenpost. „Man hat immer die Hoffnung, dass der Song jemanden erreicht und berührt.“
Robin Gibb („Robin Gibb und die Bee Gees“), Eric Clapton („Ein Leben für den Blues“), David Bowie („Stardist Interviews“) und die Beatles („The Beatles“ von Frank Goosen), auch ihnen widmet Stefan Just literarisch und mit Gesang Teile des unterhaltsamen Abends. Bei dem werden die insgesamt 80 Besucher zwischendurch aufgefordert, mitzusingen, und folgen dem nach anfänglich zaghaften Tönen zunehmend gerne. Stefan Just hat die Mischung zwischen Literatur und Musik klug gewählt. Auch, wenn er sich ab und zu selbst zügeln muss, denn eigentlich könnte er noch viel mehr über all die Musiker erzählen, die ihn so sehr geprägt haben, „aber das ist eine andere Geschichte“, sagt er ein ums andere Mal.
Just macht Hits wie Bowies „Heroes“ oder Gibbs „Words“ zu seinen eigenen, so eigenwillig interpretiert er die Songs zum Spiel der Gitarre. Auch eigene Lieder hat er mitgebracht, und selbst bei der Zugabe wird es mit dem „Wish You Were Here“ noch einmal tiefgründig und emotional. Schülerinnen und Schüler von „Sielmanns Genussmanufaktur“ versorgten die Gäste mit Getränken.