
Oerlinghausen. Viele andere Städte und Gemeinden haben ihre Traditionsfeste bereits abgesagt. Auch in der Bergstadt hat die Frage im Raum gestanden: Kann die Oerlinghauser Sommernacht stattfinden oder scheitert die Ausrichtung der beliebten Veranstaltung an den Vorgaben und Kosten für das Sicherheitskonzept? „Wir haben erst drei Wochen vorher erfahren, dass wir die Sommernacht ausrichten können“, berichtet Nicole van Kooten.
„Der Aufwand ist mittlerweile groß.“ Die Vorsitzende der Werbegemeinschaft wünscht sich deshalb für die Zukunft eine offenere Kommunikation zwischen Stadt, Ordnungsamt und Werbetreibenden. „An der Zusammenarbeit muss noch gearbeitet werden.“ So wäre es aus der Sicht von Nicole van Kooten sinnvoll gewesen, Beschilderungen, die auf eine Sperrung der Innenstadt hinweisen, früher aufzustellen. „Das soll im kommenden Jahr besser laufen.“
Privatautos dienen als Blockaden – um Kosten zu sparen
Damit Kosten gespart werden, haben Geschäftsleute und Mitwirkende ihre Privatautos zur Verfügung gestellt, um Straßensperren zu errichten. Das sorgt bei einigen Bürgern, die nichts von der nötigen Maßnahme mitbekommen haben, für Irritation und Unmut. Mit Beginn um 18 Uhr gehört die Innenstadt allein den Besucherinnen und Besuchern. Wer von der Sperrung überrascht wird und mit seinem Pkw heraus will, muss die jeweils an den versperrenden Autos angegebene Nummer wählen.
Mitarbeiter des Pizzadienstes Adam, die mit dem „Mok Sushi“ kooperieren, machen sich mit Kundenbestellungen zu Fuß auf den Weg zu den entfernt parkenden Auslieferungsfahrzeugen. Polizei und Ordnungsamt sind die ganze Zeit über vor Ort, bitten um Verständnis und klären auf. Einige Besucher finden eine autofreie Stadt – nicht nur während der Sommernacht – durchaus sehr sympathisch. Tische und Stühle vor den Geschäften und auf der Straße, an denen sich Menschen versammeln und ins Gespräch kommen. „Das hat Charme“, sagt Verena Meier, die nach langer Zeit mal wieder zu Besuch in der Bergstadt ist.
Besondere Aktionen
Die Geschäftstreibenden werben mit besonderen Aktionen, an vielen Stationen in der Stadt gibt es Live-Musik. An der Rathausstraße spielt gegenüber dem Rumpelstilzchen „Saitenlage“ irischen und schottischen Folk. Spontan wird hier auch zum Rudelsingen eingeladen. „Es hat verschiedenen Anfragen gegeben, wir sind vorbereitet“, berichtet Wolfgang Pierel bereits beim Start der Sommernacht.
Singer-Songwriter Stefan Just unterhält mit Coversongs und Eigenkompositionen. Vor dem Altstadt-Domizil tritt die Partyband „Graffiti“ mit Andreas Klaude, Bianca Shomburg und Björn Diewald auf. Vor dem „Lolla Rossa“ wird Wein ausgeschenkt, es gibt Spezial-Cookies und Käsespieße. Claudia Haupt bietet Selbstgestaltetes an, unter anderem eine Oerlinghausen-Tasche, auf der die 33813 in fünf Wörtern gedruckt ist.
Schöne Atmosphäre
An einem langen Stand veräußern Jugendliche des Wahlfaches Catering der Heinz-Sielmann-Schule zusammen mit Pädagogen selbst hergestellte Gelees und Erdbeermarmelade, Brezeln und mehr. Frische Erdbeerbowle gibt es beim „Teezeit & Ambiente“, einen „Dizzy Deer“ und einen „Töns-Caipi“ vor der Melmschen Apotheke. Beliebt ist auch der Bergstadt-Gin, den Niklas Fulland und Jan-Philipp Klasing vor dem „Ava“ in verschiedenen Varianten ausschenken.
Wer sich auf ein „Blind-Date mit einem Buch“ einlässt, kann beim Drehen des Glücksrades vor der Buchhandlung Blume Lesestoff gewinnen, und Gutes tun. Die Summe der jeweils Ein-Euro-Einsätze sollen den weiterführenden Schulen zugutekommen, sagt Inhaberin Cerrin Wehrmann-Ristau. Sommernacht-Besucher sind sich am Ende einig: „Eine insgesamt wirklich schöne Atmosphäre, gut, dass so etwas in Oerlinghausen ausgerichtet wird.“