
Oerlinghausen / Leopoldshöhe. „In der Bevölkerung stelle ich durchweg eine positive Grundstimmung zur Landtagswahl fest“, meinte Julia Eisentraut. „Aber es gibt auch viele Fragen, vor allem zur Ukraine.“ Die 29-Jährige aus Oerlinghausen kandidiert im Wahlkreis 97 (Lippe I) für die Grünen. Auf Einladung ihrer Parteifreunde besuchte sie gestern Leopoldshöhe und informierte sich über die Pläne zum Baugebiet Brunsheide.
Im Rathaus nahm sich Bürgermeister Martin Hoffmann (SPD) eine Stunde Zeit, um der Kandidatin die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs vorzustellen. Der siegreiche Entwurf beeindruckte auch Eisentraut. „Das gefällt mir: Der Entwurf sieht viel Grün und wenig versiegelte Flächen vor“, meinte sie. Das Verfahren, einen Wettbewerb auszuschreiben, begrüßte Eisentraut. „Wir fordern ohnehin mehr Beteiligung der Öffentlichkeit“, sagte sie. Überhaupt sollten Pläne nicht nur ausgehängt, sondern der Bürgerschaft auch erläutert werden. Hoffmann berichtete, bereits jetzt bestehe eine „Riesen-Nachfrage“, obwohl frühestens in zwei Jahren die ersten Häuser gebaut werden könnten. Er betonte, dass die Gemeinde Leopoldshöhe in der Brunsheide außerdem bezahlbares Wohnen ermöglichen will. „Das geht nur mit Fördermitteln, die Gespräche mit dem Land laufen noch“, sagte er an und entsprach damit einem der Ziele der grünen Kandidatin. „In Westlippe ist die Wohnsituation schwierig, der Immobilienmarkt ist so gut wie leer gefegt“, sagte sie. In NRW müsse die Mietpreisbindung erhalten bleiben und günstiger Wohnraum geschaffen werden.
Eisentraut, die Informatik studiert hat und gegenwärtig ihre Doktorarbeit verfasst, möchte sich im Landtag unter anderem im Bereich Digitalpolitik einsetzen. „Digitalisierung soll ja die Arbeit erleichtern und den Menschen nicht ausschließen“, lautet ihr Grundsatz. Deshalb könnten Routineaufgaben auch automatisiert werden. Um allen den Zugang zum Internet zu ermöglichen, sollten öffentliche Computerarbeitsplätze eingerichtet werden.
»In der Ukraine wird für Freiheit und Menschenrecht gekämpft«
Auch die digitale Ausstattung der Schulen – ein weiterer Schwerpunkt – müsse vorangetrieben werden. Sie ist überzeugt: „Wir müssen einen Zahn zulegen. Das betrifft Lehrpläne, Unterrichtsmethoden wie die Ausbildung der Lehrkräfte. Künftig werden digitale Kompetenzen, auch in den Handwerksberufen, extrem hoch bewertet.“
In Westlippe müsse der öffentliche Nahverkehr weiter verbessert werden, erklärte Eisentraut. Die neue Buslinie 939 zwischen dem Welschenweg und Hörste hätte nicht wieder eingestellt werden müssen. Die Fahrzeiten in den Morgen- und in den Abendstunden waren ihrer Meinung nach ungünstig.
Unweigerlich führte das Gespräch zum Thema Ukraine. „Wir haben intern lange darüber diskutiert“, sagte Eisentraut, die sich deutlich für Waffenlieferungen aussprach. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir sonst die Ukrainer daran hindern, sich zu verteidigen. Sie haben das Recht dazu.“ In der Ukraine werde für die Freiheit und die Menschenrechte gekämpft. Dies müsse Deutschland unterstützen, sagte sie mit Entschiedenheit in der Stimme.
In den letzten Wochen vor dem 15. Mai will die Kandidatin noch einen intensiven Wahlkampf führen. Sie steht auf Platz 35 der grünen Landesliste. Daher wird es für sie auf jeden Fall spannend. Julia Eisentraut: „Ich weiß erst am nächsten Tag, wenn die Überhang- und Ausgleichsmandate feststehen, ob ich tatsächlich gewählt bin.“