
Oerlinghausen/Leopoldshöhe. Wie lebt es sich in meinem Ort? 555 Menschen aus Leopoldshöhe und Oerlinghausen haben sich am großen Ortscheck der Neuen Westfälischen beteiligt. Dabei wurden beide Kommunen gemeinsam betrachtet und bewertet.
Neben der Bewertung anhand einer Skala von 1 bis 10 wurden mehr als 200 freie Kommentare abgegeben, die sowohl große Baustellen für die beiden Kommunen aufzeigen, als auch Lob hervorbringen.
Besonders positiv stechen das Sport- und Vereinsangebot in Oerlinghausen und Leopoldshöhe (7,8) sowie der Einzelhandel (7,9) hervor. Beide Kategorien schneiden auch OWL-weit am besten ab. Auch in weiteren Kategorien liegen die lippischen Kommunen klar über dem regionalen Durchschnitt. Die Lebensqualität etwa wird mit 7,8 deutlich besser bewertet als der OWL-weite Mittelwert von 7,0. Gleiches gilt für das Bildungsangebot, das mit 7,6 Punkten ebenfalls über dem OWL-Schnitt von 7,0 liegt.
Viele Familien in Westlippe fühlen sich gut aufgehoben
Familien fühlen sich in Westlippe offenbar gut aufgehoben: In der Kategorie Familie und Kinder erreichten die Kommunen einen Wert von 7,1. Abgefragt wurden hier unter anderem die Familienfreundlichkeit der Kommunen sowie die Qualität der Spielmöglichkeiten im Freien – etwa Spielplätze oder Freizeitflächen für Kinder.
Auch die Sauberkeit wird von den Befragten mit 7,4 sehr positiv eingeschätzt und übertrifft den regionalen Durchschnitt von 7,0. Die Vielfalt des gastronomischen Angebots kommt mit 6,9 zwar nicht ganz an den OWL-Gesamtschnitt heran, liegt aber im regionalen Vergleich dennoch im oberen Bereich.
Ähnlich positiv fällt die Einschätzung bei dem Thema Sicherheit aus. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 6,8 liegen die Orte in Westlippe über dem OWL-Durchschnitt (6,3). Nicht zuletzt fühlen sich auch die älteren Menschen in den Kommunen gut versorgt und eingebunden, das zeigt die durchschnittliche Bewertung von 7,0, die über dem OWL-Schnitt von 6,6 liegt.
In welchen Bereichen Verbesserungspotenzial besteht
Neben Spitzenbewertungen in vielen Bereichen müssen Oerlinghausen und Leopoldshöhe auch einige Kritikpunkte hinnehmen. In den Kategorien Digitalisierung und Klima (6,2) sowie Kultur und Freizeit (6,1) beispielsweise bleiben die beiden Kommunen leicht hinter dem OWL-Durchschnitt zurück. Deutlichere Defizite sehen die Bürgerinnen und Bürger im Bereich der Gesundheitsversorgung.
Mit einer Gesamtbewertung von 6,0 liegen Oerlinghausen und Leopoldshöhe spürbar unter dem OWL-weiten Durchschnitt von 6,4. Auch der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) sorgt bei vielen Befragten für Unzufriedenheit. Mit einer Durchschnittsbewertung von 5,8 – ermittelt aus den Fragen zur Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und zur Zufriedenheit mit dem Radwegenetz – wird deutlich, dass hier aus Sicht der Westlipper Verbesserungsbedarf besteht.
Mein Ortscheck OWL: Alle Ergebnisse im Überblick
Noch schwächer schneiden die Themen Verkehr und Immobilienmarkt ab. Die Kategorie Verkehr landet mit einer Bewertung von 5,4 auf einem der hinteren Plätze – liegt damit aber immer noch über dem OWL-weiten Durchschnitt von lediglich 4,7, dem schlechtesten Wert in der gesamten Befragung.Das Schusslicht bildet der Immobilienmarkt in den Orten. Mit nur 5,1 Punkten belegt dieser Bereich den letzten Platz in der lokalen Bewertung und entspricht OWL-weit dem Niveau der zweitschlechtesten Kategorie insgesamt.
Mehr Ärzte, bezahlbarer Wohnraum: Was die Westlipper?kommentieren
Ein Blick auf die Kommentare der Befragten zeigt deutlich, wo die größten Baustellen aus Sicht der Befragten liegen. Besonders häufig kritisiert werden die Themen Verkehr, Gesundheit, ÖPNV und der Immobilienmarkt. Viele Teilnehmer meinen, der „ÖPNV ist absolut ausbaufähig“.
Gefordert werden zuverlässigere Verbindungen – insbesondere nach Bielefeld und Detmold –, bessere Taktungen sowie günstigere Preise. Ein Teilnehmer kommentiert sogar, „einige Ortsteile sind komplett abgeschnitten“. Auch das Radwegenetz stößt auf Unzufriedenheit. Immer wieder wird bemängelt, dass in den lippischen Kommunen Radwege „praktisch nicht vorhanden“ seien. In Leopoldshöhe etwa wird der Wunsch geäußert, den Radweg an der Hauptstraße in Asemissen sicherer zu gestalten.
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Viel Kritik äußern die Befragten auch in Bezug auf die Gesundheitsversorgung. Der bestehende Ärztemangel mache es bereits schwer, überhaupt einen Hausarzt zu finden – ein Wechsel sei oftmals kaum möglich. Noch gravierender wird der Mangel an Fachärzten eingeschätzt. Die Wartezeiten seien lang, Termine nur schwer zu bekommen – und oft bleibe nur die Fahrt in weiter entfernte Städte. „Ich bekomme zeitlich keine Termine bei Fachärzten und muss weit fahren“, heißt es in einem der Kommentare. Auch der Wohnungsmarkt bereitet Sorgen.
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird vielfach genannt: Die Preise seien zu hoch, das Angebot zu knapp. Vor allem passende Mietwohnungen in guter Lage oder altersgerechter Ausstattung seien schwer zu finden.Bei aller Kritik finden sich in den Kommentaren auch viele lobende Stimmen und Wertschätzung für das Leben in Oerlinghausen und Leopoldshöhe. „Die Waldrandlage macht Oerlinghausen einzigartig“, heißt es etwa. Ein anderer Kommentator betont, wie gerne er in Leopoldshöhe lebt – und das seit über 30 Jahren. Wichtig sei dabei, dass der dörfliche Charakter erhalten bleibe. Auch auf die Sichtweise komme es an. Ein Teilnehmer findet, es werde zu viel gemeckert und gejammert. Seine Devise lautet: „Nicht meckern, sondern machen“.