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Oerlinghausen. Großeltern zu sein, ist etwas Wunderbares. Man darf die Enkel verwöhnen, kann tolle Sachen mit ihnen machen und hat doch nicht das ganz große Paket der elterlichen Verantwortung zu tragen. Rudolf und Margret (Namen geändert) sind Großeltern – und sie würden für ihr Enkelkind gerne mehr Verantwortung übernehmen, denn sie haben die große Sorge, dass es ihrem Enkelkind bei den Eltern nicht gut geht. Das Enkelkind, das mit seinen Eltern in einem Ort in der Nähe wohnt, haben die Großeltern zuletzt Weihnachten 2019 gesehen. &bdquo;Ich weiß nicht, wie mein Enkelkind jetzt aussieht, ich weiß nicht, wie es ihm geht. Zum Geburtstag, der kürzlich stattfand, durfte ich nicht einmal einen Geburtstagskuchen vorbeibringen“, sagt Margret. Das Verhältnis zu den Eltern ist seit Jahren schwierig Das Verhältnis zu den Eltern des Enkelkindes ist seit Jahren schwierig, seit 2019 jedoch völlig zerrüttet. Als das Kind zehn oder zwölf Monate alt war, hat Margret zum ersten Mal das zuständige Jugendamt des Ortes zur Hilfe gerufen. Die Eltern des Kindes würden das Kind vernachlässigen, weil sie exzessiv im Internet spielen. Und mit exzessiv meint Margret sieben Tage in der Woche, oft 24 Stunden lang. Die Eltern des Kindes seien beide arbeitslos, leben von Hartz IV. So wie Margret es im Gespräch mit der Neuen Westfälischen schildert, laufen in der Wohnung ihres Enkelkindes ständig die Rechner. Das Ehepaar würde abwechselnd schlafen, damit immer mindestens einer am Rechner sitzt. Das Kind würde als Störfaktor empfunden, willkommen sei lediglich das Kindergeld. Kalte Dusche, nasse Kleidung Als ihr Enkelkind drei Jahre alt ist, darf es mit Margret mit in den Urlaub fahren. Während der Reise vertraut das Kind seiner Großmutter an, dass es von seinen Eltern bekleidet kalt abgeduscht wird, &bdquo;wenn es nicht lieb war“, und dann in den durchnässten Klamotten rumlaufen muss, bis die Kleidung wieder trocken ist. Als Margret die Eltern darauf anspricht, bestätigen sie diese &bdquo;Erziehungsmethode“. Wieder informiert Margret das Jugendamt. Eine Familienbetreuerin wird eingeschaltet. Der Familie wird in einer Art Seminar erklärt und beigebracht, wie man eine Wohnung sauber hält. Ein weiteres probates Erziehungsmittel sei es für die Eltern, ihrem Kind mit dem Fingernagel gegen die Lippe zu schnipsen &bdquo;wenn es nicht lieb war“. Auch diese Erziehungsmethode haben die Eltern Margret gegenüber bestätigt. Und ebenso bestätigen sie der Großmutter gegenüber, dass sie das Kind am Wochenende im Kinderzimmer einsperren und die Türklinke an der Innenseite entfernt hätten, schildert die Großmutter gegenüber der NW Auszüge aus den Gesprächen. Den Großeltern geht die Schilderung dieser Vorfälle emotional nahe. Zweimal kann der Großvater nicht weitersprechen, weil ihm die Tränen kommen. Nach Auffassung der Großeltern wird ihr Enkelkind seit Jahren psychisch massiv unter Druck gesetzt. Seit das Kind zur Schule geht, besucht es nach der Schule eine Tagesgruppe. Dort werden die Hausaufgaben gemacht und es wird versorgt und betreut. Zu den Eltern fährt es am späten Nachmittag. Zu den Betreuern der Tagesgruppe hat Margret einen guten Kontakt, doch auch die dürfen sie nicht zu ihrem Enkelkind lassen, weil die Eltern das verboten haben. Die Großeltern haben angeboten, es als Pflegekind aufzunehmen Im vergangenen Jahr hat das Enkelkind gegenüber einer Mitarbeiterin des Jugendamtes geäußert, dass es nicht mehr zu den Eltern zurück möchte. Daraufhin wird das Kind in einer Auffangstation untergebracht. Die Eltern hatten jedoch Besuchsrecht. Während dieser Zeit haben die Großeltern und ein weiterer Angehöriger angeboten, das Kind als Pflegekind aufzunehmen. Doch nach einigen Wochen hat das Kind gesagt, dass es wieder zu seinen Eltern wolle und dass die Vorfälle nicht so waren, wie sie das Kind zunächst geschildert hatte. Die Großmutter ist überzeugt, dass der Vater das Kind manipuliert habe. &bdquo;Er hat ihr einen Hund versprochen, wenn sie sagen würde, dass sie zu Anfang gelogen hat“, sagt die Großmutter. Das Kind wurde wieder in die Familie zurückgegeben. "Wir haben beim Jugendamt nachgefragt" &bdquo;Wir haben dann beim Jugendamt nachgefragt und die Antwort bekommen, dass wir jetzt außen vor sind. ,Für Sie ist die Sache erledigt, wurde uns wörtlich gesagt. Da wieder eine Familienbetreuerin im Boot sei, wäre keine Pflegefamilie mehr notwendig, wurde uns von einem Vertreter des Jugendamtes gesagt“, erklärte die Großmutter. Die Großeltern sind bitter enttäuscht vom Verhalten des Jugendamtes. Sie fühlen sich von der Behörde nicht ernst genommen und fragen: &bdquo;Was muss denn noch passieren, damit das Kindeswohl als gefährdet gilt?“ Die NW hat das Jugendamt um eine Stellungnahme gebeten. Die Antwort kam zwei Wochen nach der Anfrage: &bdquo;Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir Ihnen die gewünschten Auskünfte leider nicht geben. Wenn das Großelternpaar, das sich an Sie gewandt hat, in Sorge ist, ist es ratsam, dass die Großeltern direkt Kontakt zum Jugendamt aufnehmen.“ In der Anfrage und Bitte um eine Stellungnahme an das Jugendamt war explizit erwähnt, dass die Großeltern nach eigener Aussage bereits mehrfach Kontakt zum Jugendamt aufgenommen habe. Die Großmutter führt jetzt Tagebuch Großmutter Margret sieht jetzt nur noch eine Möglichkeit, ihrem Enkelkind zu helfen. &bdquo;Ich führe ein Tagebuch, in das ich alles schreibe, was wir versucht haben und wie die Reaktionen der Eltern und der Behörde waren. Wenn mein Enkelkind alt genug ist, die Umstände zu verstehen, werde ich es ihr geben.“

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