Oerlinghausen

Initiative Oerlinghausen will mutig sein

Die Initiative Oerlinghausen tritt zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl an und hat sich selbstbewusst Ziele gesetzt. Sie wollen von passiven Besuchern der Sitzungen zu aktiv Agierenden werden.

Dennis Thon und Daniel Bartke wollen in Oerlinghausen etwas bewegen. Sie haben die Initiative Oerlinghausen als politische Vereinigung gegründet und lehnen Fraktionszwang ab. | © Gunter Held

Gunter Held
03.09.2020 | 03.09.2020, 18:03

Oerlinghausen. Unzufriedenheit und Enttäuschung über das Agieren der etablierten Parteien waren wichtige Gründe dafür, dass sich in Lipperreihe die Initiative Oerlinghausen gegründet hat. Es ist eine Wählervereinigung mit dem Status eines eingetragenen Vereins, wie auch die Freien Wähler. Die Initiative versteht sich nicht als politische Partei, wohl aber als politische Kraft, wie Daniel Bartke, stellvertretender Vorsitzender, beim Pressegespräch erklärt.

Die Initiative hat viel zu sagen, das wird deutlich an dem gedruckten Flyer, auf dem die Schrift so kleine ist, dass sie ohne Lupe kaum zu entziffern ist. Viele der 40 Mitglieder wohnen in Lipperreihe, aber Bartke stellt klar: „Wir sind nicht eine Interessenvertretung allein für Lipperreihe, sondern wir möchten in ganz Oerlinghausen etwas bewegen.“

Über ihr Ziel ist sich die Initiative offensichtlich noch nicht ganz einige. Während Bartke formuliert: „Wir möchten erst einmal rein in den Stadtrat. Unser Wunsch wären drei Mandate.“ Dennis Thon, Schriftführer der Wählervereinigung sieht da ganz andere Möglichkeiten:. „Unser Mindestziel sind zwei Ratsmandate. Realistischerweise sehe ich für uns zwischen zwei und fünf Mandate im Rat.“

Ganz klar sagen sie: „Wir wollen mit den Freien Wählern konkurrieren.“ Als großen Vorteil für sich sehen sie die Prämisse, dass es bei der Initiative Oerlinghausen tatsächlich keinen Fraktionszwang geben soll. Jeder Mandatsträger kann für sich entscheiden. Aber natürlich werde in der Fraktion, so sie es denn geben wird, oder in der Initiative über Entscheidungen gesprochen, sagt Bartke.

Dass die Initiative von den etablierten Parteien ernst genommen wird, macht Thon an der Tatsache fest, dass es „von den etablierten Parteien Anfragen gab, ob wir uns nicht anschließen möchten.“

»Wir haben 80 Prozent der Sitzungen besucht«

Einen weiteren Vorteil sehen Bartke und Thon im jungen Durchschnittsalter ihrer Direktkandidaten. Das ist mit 46 Jahren das bei weitem jüngste aller antretenden Parteien und Vereinigungen. Auch beim Frauenanteil gibt die Initiative das Maß vor: 44 Prozent der Kandidaten sind Frauen. Ebenso viel weisen die Freien Wähler auf. Die SPD und die Grünen liegen mit einem Anteil von jeweils 38 Prozent dahinter, ebenso wie die FDP und die CDU mit jeweils 32 Prozent. Das hat Dennis Thon aus den öffentlichen Unterlagen errechnet.

Die Mitglieder der Initiative sind sich darüber klar, dass sie erst wenig politische Erfahrung haben, „aber wir haben in den vergangenen drei bis vier Jahren gut 80 Prozent der Ausschuss- und Ratssitzungen besucht. Und wir haben seit 2017 103 Anfragen an den Rat gestellt“, sagt Dennis Thon. „Jetzt wird es Zeit, dass wir von passiven Besuchern zu aktiv Agierenden werden. Wir wollen mutig sein.“

Dabei wollen sie auch von den anderen Stadtteilen lernen. „Helpup zum Beispiel macht ein paar gute Dinge, wie zum Beispiel das Dorffest und den Wochenmarkt. So etwas wollen wir in Lipperreihe auch machen. Und da das Dorffest alle zwei Jahre stattfindet, könnten wir in Lipperreihe die Lücke schließen“, sagt Thon.

Das aber, ergänzt Bartke, gehe nur zusammen mit anderen Parteien. „Wir alle wollen Oerlinghausen weiterentwickeln.“ Und da wären interfraktionelle Gespräche, bei denen es allein um die Sachthemen geht, schon einmal ein guter Ansatz.

Das Thema einer eigenständigen Grundschule in Lipperreihe, dass von der CDU ins Gespräch gebracht wurde, findet Bartke einen „löblichen Ansatz, den man überdenken muss“. Doch zunächst müsse doch geklärt werden, ob es überhaupt möglich sei, die Grundschule eigenständig weiterzuführen. Viel Potenzial sehen sie im Marketingverein, der jedoch die kleineren Vereine stärker unterstützen müsste.