
Oerlinghausen. Sie ist jung, sie ist zielstrebig und sie will Oerlinghausen zukunftsfähig machen. Julia Eisentraut will im September Bürgermeisterin werden. Gestern präsentierten die Oerlinghauser Grünen die 27-Jährige als ihre Kandidatin.
Die Informatikerin, die gerade mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes an ihrer Doktorarbeit schreibt, lebt mit ihrem Mann seit 2018 in der Bergstadt. Für die Grünen sitzt sie im Schulausschuss.
Analog zum Spruch auf ihrem T-Shirt, stand up for science, also, sich für die Wissenschaft einsetzen, formuliert sie: Stand up for Oerlinghausen – sich für Oerlinghausen einsetzen. „Und das geht nur zusammen“, sagt sie im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Und so sehr ihr auch die Natur am Herzen liegt, als sie ihre Ziele nennt, kommt die Natur erst an dritter Stelle. Als wichtigstes Ziel will sie die lokale Wirtschaft stärken und Geschäfte in Oerlinghausen erhalten und neue ansiedeln. das zweite Ziel ist die Digitalisierung der Schulen sowie die energetische und barrierefreie Sanierung der Schulgebäude. Und drittens will sie den Oerlinghauser Wald retten und wieder aufbauen.
Als einen ihrer Hauptschwerpunkte nennt sie Bildungsgerechtigkeit. „25 Prozent der Schüler haben zuhause kein WLAN“, sagt sie. Auch als Lehre aus der Coronakrise müsse das geändert werden. Als Bürgermeisterin will sie vor allem die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben. „Auch in diesem Punkt müssen wir aus der Krise lernen“, sagt sie. Und da weiß sie genau, wovon sie spricht: „In meiner Forschung beschäftige ich mich mit der Frage, wie man mathematische Garantien dafür geben kann, dass sicherheitskritische Systeme, zu denen auch Behörden und Ämter gehören, sicher gegen Angriffe von außen sind. Mein Focus liegt dabei insbesondere auf der Frage, wie man diese Systeme so gestaltet, dass sie auch von Menschen ohne Informatikausbildung sicher benutzt werden können.“
Weiter wie bisher – das geht nicht mehr
Dagmar Allmendinger, Sprecherin des Ortsverbandes der Oerlinghauser Grünen, sagt: Ein ,weiter wie bisher ist keine Option mehr. Wir müssen endlich mutige neue Wege gehen. Und wer könnte diese Ziele mutiger, frischer, entschlossener und glaubwürdiger vorantreiben als eine Bürgermeisterkandidatin, die nicht dem üblichen Klischee – männlich, mittelalt – entspricht?“
Ein weiterer Grund für die Grünen, für die Kommunalwahl eine eigene Bürgermeisterkandidatin aufzustellen – bei der Wahl 2015 haben sie den jetzigen Amtsinhaber Dirk Becker unterstützt – war, dass sie zunehmend den Eindruck gewinnen, die Aufbruchstimmung, die bei Beckers Amtsantritt herrschte, verflache immer mehr. Fraktionssprecherin Ute Hansing-Held nannte als Beispiel den 10-Punkte-Plan, den die Grünen der Politik in Sachen Radfahren in Oerlinghausen vorgelegt haben. „Das verpufft alles“, sagt sie.
Die Grünen halten das alte Agenda-Motto immer noch für aktuell: Global denken, lokal handeln. „Wenn die Radwege Oerlinghausens saniert würden, wäre das schon einmal ein Anfang“, sagt Ulrike Meusel. Außerdem wollen die Grünen die jungen Wähler mobilisieren – und das ginge am besten mit einer jungen Kandidatin.