Oerlinghausen

Der neue Oerlinghauser Kinderregent kann sein Glück kaum fassen

Tom Nienkirchen und Jolina Klimmek regieren das das Kindervolk. Mädchen stellen als Idee ein Kinderschützenfest-Sonderjahr vor. Trotz Hitze ist das Fest gut besucht.

Geschafft: Der neue Kinderschützenkönig Tom Nienkirchen (13) wird von Bastian Dawitz (l.) und Uwe Friedrich auf die Schultern genommen. Der Adler ist noch gut erhalten. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
30.06.2019 | 30.06.2019, 20:42

Oerlinghausen. Die Schulter hat er sich ausgekugelt. Macht nichts. Leon Skalecki reiht sich mit Schlinge um den Arm in die Schlange der Kinderkönigs-Aspiranten ein. Denn seit er sieben Jahre alt ist, hat er einen Traum. Und den möchte er sich unbedingt erfüllen. „Ich habe nur noch diese eine Chance.“ Die will er unbedingt wahrnehmen. „Ich mache das mit links“, und wenn das klappen wurde, dann „wäre das echt der Hammer“. Am Ende aber muss er seinem besten Freund den Vortritt lassen – und freut sich mit ihm.

Erste und letzte Mal

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Kinderschützenfest
Marsch: Wegen der Hitze ist die Strecke verkürzt worden. Neben der Kutsche laufen der spätere König Tom Nienkirchen (l.) und sein bester Freund Leon, der auch Ambitionen hat. - © Karin Prignitz
Marsch: Wegen der Hitze ist die Strecke verkürzt worden. Neben der Kutsche laufen der spätere König Tom Nienkirchen (l.) und sein bester Freund Leon, der auch Ambitionen hat. | © Karin Prignitz

Bis zum Alter von 13 Jahren dürfen Jungen in Oerlinghausen um die Kinderkönigswürde schießen. Leon ist 13. Tom Nienkirchen ist ebenfalls 13. Während andere Jahr für Jahr auf den Königsschuss hoffen, hat der Neuntklässler der Theodor-Heuss-Schule (THS) und Handballer des TSV Oerlinghausen „zum ersten und zum letzten Mal geschossen“. Dass es ein Kinderschützenfest gibt, hat Tom bislang gar nicht gewusst.

Und deshalb konnte der neue Regent der Kinder sein Glück kaum fassen, als der Adler mit dem 118. Schuss pünktlich um 16 Uhr tatsächlich zu Boden segelte. Sein Freund Leon, der hatte gute Vorarbeit geleistet und im Vorfeld bereits die halbe Krone weggeschossen.

Schon vor dem goldenen Treffer hatte sich der erstmals in der Schreinerei von Paul Lange gefertigte Adler bewegt, es ging ein Raunen durch die Reihen. „Das war mein Glück“, resümiert Tom, der zugibt, unglaublich aufgeregt gewesen zu sein.

Versprechen gehalten

Noch einmal im Mittelpunkt: Das vorherige Kinderkönigspaar Benjamin Brand und Alessia Holzkämper darf noch einmal mit der Kutsche fahren. - © Karin Prignitz
Noch einmal im Mittelpunkt: Das vorherige Kinderkönigspaar Benjamin Brand und Alessia Holzkämper darf noch einmal mit der Kutsche fahren. | © Karin Prignitz

Zu seiner Königin wählte der neue Kinderschützenkönig Jolina Klimmek (10). Sie besucht ebenfalls die THS in Sennestadt und verrät: „Wir kennen uns aus dem Bus.“ Bereits mit dem 42. Schuss hatte Conner Brüning (11) den Apfel aus den Klauen des Adlers geschossen. Zu seiner Prinzessin wählte der Gesamtschüler Annabell Bentrup (11), denn das hatte er ihr schon im vergangenen Jahr hoch und heilig versprochen.

Mit Schuss 44 purzelte die nächste Insignie. Torben Becker (11) darf sich jetzt Zepterprinz nennen. Seine Prinzessin ist Lena Winkler (11). Die Krone fiel mit Schuss 79. Leonard Sollors (10) wählte Nila Worm (12) zu seiner Prinzessin. In der Folge wurde eifrig gefachsimpelt, wohin denn nun am besten gezielt werden sollte, um den Adler zum Fallen zu bringen.

Sonderjahr

Viele Mädchen, die am Rande standen, fragten sich wie so oft, warum sie denn eigentlich nicht mitschießen dürfen. Tessa, Sophie, Ida, Franziska, Lina und Liv Jule wollten sich mit der Begründung, dass es sich um eine Tradition handele, nicht zufriedengeben. Sie hatten stattdessen eine Idee. Fürs Erste jedenfalls: ein Sonderjahr für Mädchen, bei dem dann die Jungen zugucken müssen. Und wenn dann eine von ihnen die neue Königin würde, dann, sagt Liv Jule, „dürfen wir uns unseren Bräutigam aussuchen“.

Blick ins Publikum: Zur Vergabe der Tombolapreise haben sich die Besucher auf der Terrasse des Schützenplatzes versammelt. - © Karin Prignitz
Blick ins Publikum: Zur Vergabe der Tombolapreise haben sich die Besucher auf der Terrasse des Schützenplatzes versammelt. | © Karin Prignitz

Tom und Leon, die überlegten sich unterdessen schon einmal, wie das im kommenden Jahr aussehen wird. „Ich fahre mit der Kutsche“, sagt Tom, und Leon fügt schulterzuckend an: „Und ich laufe daneben her.“

Zwar waren wegen der Hitze diesmal weniger Menschen zum Schützenplatz gekommen, Oberst und 1. Vorsitzender Christian Landerbarthold zeigte sich dennoch sehr zufrieden mit den Besucherzahlen. Auf dem Feldherrnhügel verlasen Markus Höhne und seine Helfer die Nummern der Tombolagewinne, 25 Preise für Jungen und 25 Preise für Mädchen.

Der neue Festwirt von „no entertainment“ aus Harsewinkel übernahm erstmals die Verpflegung- inklusive eines Eiswagens.