Leopoldshöhe

Leopoldshöher entwirft Naturlehrpfad für den Heipker See

Warum Martin Höner glaubt, dass seine Idee für einen Bildungspfad speziell für Kinder am Naturschutzgebiet funktionieren könnte. Was der NABU dazu sagt.

Martin Höner möchte gerne einen Naturlehrpfad am Naturschutzgebiet Heipker See realisieren. An einem Hochsitz in dem Areal könnte ein Info-Schild Kindern erklären, wozu der Sitz dient. | © Birgit Guhlke

Birgit Guhlke
04.11.2020 | 04.11.2020, 07:16

Leopoldshöhe. Die Eingriffe in das Naturschutzgebiet Heipker See hatten Politik und Verwaltung auf den Plan gerufen. Dort hatten, wie berichtet, Unbekannte Wege verbreitert, die so nicht erlaubt sind. Jetzt meldet sich Martin Höner dazu. Er sagt, eine Art Naturlehrpfad in dem Areal, könnte vielen nutzen. Und würde eben nicht stören.

Gleich vorweg beteuert er, dass er nichts mit den Schneisen im Naturschutzgebiet zu tun habe. Auch nicht sein Bruder, der wie er auf dem angrenzenden Hof Höner aufgewachsen ist. Der Bruder hat den Hof von Vater Hermann übernommen, der vor Jahrzehnten schon einmal einen „naturnahen Campingplatz“ anlegen wollte. Martin und Michael Höner haben nun neue Ideen für das Gelände auf dem und rund um den Hof, die allen Leopoldshöhern zugutekommen sollen.

Martin Höner gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er an seine Kindheit und Jugend auf dem Hof an der Schötmarschen Straße denkt. Seine Freizeit habe er zusammen mit Freunden immer am Heipker See verbracht. Als Kinder beobachteten sie Frösche, Fische, Vögel, stromerten am See entlang, erlebten Natur hautnah. Dieses Naturerlebnis möchte der heute 40-Jährige auch anderen Kindern ermöglichen, dazu zählen auch seine eigenen zwei Kinder. Mit dem Naturlehrpfad „Oh! Kindererlebniswelt Natur Heipker See“.

Naturpfad auf Langeoog als Vorbild

Den letzten Anstoß dafür hatte er auf der Insel Langeoog bekommen, auf der Martin Höner mit seiner Familie Urlaub gemacht hatte. Auf dem dortigen Naturpfad Flinthörn können Besucher und Insulaner auf einer Beobachtungs- und Informationsplattform eines der bedeutendsten Brut- und Rastgebiete verschiedener Watt- und Wasservogelarten bewundern. Es sei wunderbar gewesen, „wie man dort die Natur für Kinder aufbereitet hat – mit Wegen und Tafeln“, sagt Martin Höner. Und so etwas stellt er sich nun auch für Leopoldshöhe am Heipker See vor. „Alle sagen immer, dass sich Kinder nicht für die Natur interessieren, dass sie mehr raus sollen, aber mit einem Vortrag in einer Gaststätte holt man Kinder nicht ab.“

Seine Idee hat er dann Ewald Thies vom Naturschutzbund Leopoldshöhe vorgestellt. Auch Manfred Zimmermann, Untere Landschaftsbehörde des Kreises, und Günter Weigel, (Geschäftsführer Lippe Tourismus & Marketing GmbH), hat er um Einschätzung seiner Idee gebeten. Mitsamt Präsentation, wie das denn so aussehen könnte mit einem Pfad rund um den Heipker See.

Café mit Biergarten auf dem Hof Höner

In diese Präsentation sind auch Ideen seines Bruders Michael eingeflossen, der auf dem Hof Höner ein Café mit Biergarten plant, inklusive Kinderspielplatz gleich nebenan. Das Genehmigungsverfahren läuft noch. Auch Michael Höner kann wie sein Bruder nicht nachvollziehen, dass die bereits bestehenden Pfade nicht von allen Leopoldshöher Bürgern sowie Besuchern der Gemeinde genutzt werden dürfen. Sie halten einen Rundweg durch das NSG für machbar – und auch mit dem Naturschutzgedanken vereinbar.

Pfade nur für Jäger oder Naturschutzbehörde

Der Blick auf die Werre im NSG Heipker See, gegenüber liegt das Naturschutzgebiet Holzhauser Bruch (Bad Salzuflen). - © Birgit Guhlke
Der Blick auf die Werre im NSG Heipker See, gegenüber liegt das Naturschutzgebiet Holzhauser Bruch (Bad Salzuflen). | © Birgit Guhlke

Wie berichtet, handelt es sich bei dem Naturschutzgebiet (NSG) Heipker See um ein sogenanntes ruhig gestelltes NSG. Manfred Zimmermann hatte bestätigt, dass es kleinere Pfade gibt. Die seien aber nur für den Jäger oder Vertreter der Naturschutzbehörde und -vereine. Und nicht für Besucher oder Wanderer. Am Heipker See werden zudem Totholz und abgestorbene Bäume liegengelassen, als Brut- und Nistflächen. Auch wegen der Verkehrssicherheitspflicht könne es problematisch werden, das Gebiet für Besucher freizugegeben. Das hatte Manfred Zimmermann im Gespräch mit der Redaktion bereits erklärt – und genauso Martin Höner geschildert. Also nein.

Auch beim NABU stieß die Idee zwar auf Verständnis, nicht aber auf Zustimmung. „Wir haben das im NABU vor ein paar Jahren auch schon mal überlegt“, sagt Leopoldshöhes NABU-Vorsitzender Ewald Thies zu der Idee, das NSG Besuchern zugänglich zu machen. Es habe durchaus Fürsprecher gegeben, letztendlich aber „haben wir uns dagegen entschieden“. Zu schwer wog die Sorge, doch zu viel Unruhe in das Gebiet zu bringen. Die Einwände kann Martin Höner nachvollziehen. Aber er bleibt bei seinem Vorschlag für einen Naturlehrpfad – wenn auch nicht mehr direkt durch das NSG, aber am Hof Höner, an der Ausgleichsfläche des Kreises vorbei, wo auch Hochsitze vom Jäger stehen und in dessen Nähe eine Fläche von Schafen beweidet wird.

»Der Schäfer muss ja auch dort lang«

Denn der Schäfer müsse dort ja auch lang, warum also nicht auch mal eine Gruppe Kinder oder Wanderer? „Die Schafe schaden nicht“, erklärt Ewald Thies – im Gegenteil. Die Beweidung sorge dafür, dass es offene Stellen gebe und nicht alles mit Sträuchern bedeckt ist. Schafe und Schäfer liefern so einen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität und zur Vernetzung von Biotopflächen.

„Natürlich würde ein Naturlehrpfad auch dem Biergarten helfen“, sagt Martin Höner. Es sei aber eine Win-Win-Situation für viele, wenn der Naturlehrpfad entstehen würde. Belebung und Einnahmen durch Tourismus, für Radfahrer könnten die lippischen Routen auch noch interessanter werden und nicht zuletzt das Naturerlebnis für Kinder. Das alles sind laut Einschätzung der Höners gute Argumente auch für eine alternative Naturlehrpfad-Route.

Günter Weigel von der Lippe Tourismus haben diese Argumente noch am ehesten überzeugt. Die Genehmigung erteile aber nicht die Lippe Tourismus & Marketing GmbH, das Votum der Naturschutzbehörde sei entscheidend.