11.11.2018 | 11.11.2018, 17:30
Blomberg
Das Mädchen war mit 13 Jahren mit einem Elektriker aus Blomberg verschwunden. Dieser wartet in Untersuchungshaft auf seinen Prozess
Blomberg/Freiburg. Die heute 18-jährige Schülerin Maria H. aus Freiburg, die mehr als fünf Jahre mit dem 58-jährigen Blomberger Bernhard H. auf der Flucht gewesen ist, erzählt jetzt erstmals öffentlich von der Zeit ihres Verschwindens.
Maria H. hatte im Alter von 11 Jahren den Blomberger Elektriker im Internet kennengelernt und sich mit ihm gegen den Willen ihrer Mutter verabredet. "Er war der, der mich damals verstanden hat, und zu dem ich immer gegangen bin, wenn ich Probleme hatte", sagt sie gegenüber RTL. Mit dem damals 53-jährigen Bernhard H. war sie im Alter von 13 Jahren zuerst nach Polen gereist, dort verlor sich dann die Spur des ungleichen Paares. Sie waren in Italien.
Im September beschloss Maria H. dann, zu ihren Eltern zurück zu kehren. Sie wartete, bis Bernhard H. bei der Arbeit war, und setzte sich in einen Bus nach Catania. Von dort ging es weiter nach Mailand. Aus dem Bus meldete sich Maria bei ihrem Vater und bat ihn, sie aus Mailand abzuholen. Freunde der Familie brachten die junge Frau zurück nach Freiburg. Die italienische Polizei verhaftete Bernhard H. auf Sizilien. Maria hatte ihnen zuvor seinen Aufenthaltsort bekannt gegeben.
H. sitzt mittlerweile in Deutschland in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess. Die Freiburger Staatsanwaltschaft wirft dem Blomberger sexuellen Missbrauch Minderjähriger und Kindesentziehung vor.
Marias Mutter Monika B. erklärt nun in den sozialen Medien, dass Maria in Facetten über die Geschehnisse der vergangenen fünf Jahre berichtet. „Wir haben uns dazu entschlossen für eine gewisse Zeit RTL die Exklusivrechte zu geben. Aus vielerlei Gründen", schreibt Monika B. auf Facebook. „Bitte seid euch sicher, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Aber keinerlei Infos treibt gewisse Medien anscheinend zu einer, sagen wir mal fragwürdigen Berichterstattung." Nach Angaben der Mutter stimmt ihre Tochter Maria H. mit ihrer Meinung überein. Beide halten es für angebracht, dass Maria H. ihre Geschichte selbst erzähle, damit keine reißerischen Falschmeldungen in Umlauf kommen.
Dem TV-Sender RTL berichtet Maria dass sie Bernhard H. alles geglaubt habe. „Er hatte immer eine Lösung, auch wenn es nicht die richtige war", sagt Maria, die mit dem Blomberger in ärmlichen Verhältnissen auf Sizilien lebte. Erst im Alter von 18 Jahren traute sie sich, erstmals ihren Namen im Internet zu suchen. Bernhard H. hatte der jungen Frau erklärt, dass er wenigstens 15 Jahre ins Gefängnis kommt und sie im Heim untergebracht wird, wenn sie ihn verlassen würde, bevor sie volljährig ist.
„Ich habe noch niemals einen Menschen so verachtet wie ihn", sagt unterdessen Monika B. über Bernhard H. „Ich hasse ihn nicht, aber ich verachte ihn", erzählt sie vor der Fernsehkamera.
Maria H. geht jetzt wieder zur Schule und lebt bei ihren Eltern. "Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass sie jetzt erwachsen ist", sagt ihre Mutter. Maria H. wünscht sich ein normales Leben. Ein Leben, das sie in den vergangenen Jahren nicht hatte.
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