Blomberg

Fall Maria H.: Staatsanwaltschaft will Verdächtigen schnell anklagen

Vermisstenfall Maria H.: Bernhard H. sitzt in Baden-Württemberg in Untersuchungshaft

Dirk-Ulrich Brüggemann
04.10.2018 | 04.10.2018, 19:47
Maria H. und ihr Begleiter, Bernhard H. waren fünf Jahre lang untergetaucht. - © Polizei Lippe
Maria H. und ihr Begleiter, Bernhard H. waren fünf Jahre lang untergetaucht. | © Polizei Lippe

Blomberg/Freiburg. Der Blomberger Elektriker Bernhard H., der jahrelang mit einem minderjährigen Mädchen aus Freiburg auf der Flucht war, sitzt in einer Haftanstalt in Baden-Württemberg in Untersuchungshaft. Vor dem Haftrichter hat der 57-Jährige aber keine Angaben gemacht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg am Donnerstag. Bernhard H. war in Sizilien verhaftet worden und ist von Italien nach Deutschland ausgeliefert worden.

Bernhard H. wurde mit dem Flugzeug von Italien nach Baden-Württemberg gebracht, nachdem Deutschland im September einen Auslieferungsantrag gestellt hatte. Bernhard H., der im Dezember 58 Jahre alt wird, hat sich einen Anwalt genommen, der ihn nun berät.

Bei der Staatsanwaltschaft Freiburg ist man bemüht, so schnell wie möglich Anklage wegen Kindesentzugs und wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu erheben. Dass es noch in diesem Jahr zu einer Gerichtsverhandlung kommen kann, hält der Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft für ehr unwahrscheinlich. Angestrebt ist, dass sich Bernhard H. Anfang nächsten Jahres vor Gericht verantworten muss.

Die Spur verlor sich in Polen

In U-Haft: Bernhard H. aus Blomberg. Foto: Polizei - © Polizei
In U-Haft: Bernhard H. aus Blomberg. Foto: Polizei | © Polizei

Bernhard H. war im Mai 2013 mit der Freiburger Schülerin Maria H., die damals 13 Jahre alt war, untergetaucht. Die Familie von Maria H. hatte mehr als fünf Jahre nach dem Mädchen gesucht. Die Spur des ungleichen Paares verlor sich damals in Polen, wo die Polizei das Auto des Blombergers sichergestellt hatte. In Gorlice wurde auch der Hund von Bernhard H. entdeckt, der an einen Zaun gebunden war. Danach verlor sich die Spur der Beiden.

Maria H. hatte sich Anfang September bei ihrem Vater gemeldet und gesagt, dass sie in Mailand sei und von dort abgeholt werden möchte. Freunde des Vaters brachten das Mädchen, das inzwischen 18 Jahre alt ist, zurück nach Deutschland zur Mutter. Vor der Polizei hatte Maria zuerst ausgesagt, dass sie in Polen vor Bernhard H. geflüchtet sei und sich allein nach Italien mit dem Fahrrad und einem Zelt durchgeschlagen habe.

Später korrigierte sie ihre Aussage und gab zu, jahrelang nicht allein sondern gemeinsam mit dem Mann gelebt zu haben und quer durch Europa gereist zu sein. Das habe Paar habe in den letzten zwei Jahren in einer Wohnung auf Sizilien gelebt. Die beiden hatten sich dort in der Küstenstadt Licata als Vater und Tochter ausgegeben.

Maria H. gilt als Opfer einer Straftat

Ein Polizeisprecher betonte, dass nur gegen Bernhard H. ermittelt werde. Maria H. gelte als Opfer einer Straftat und nicht als Beschuldigte. Eine der Fragen sei, in welcher Beziehung das Paar zueinander stand und ob das Mädchen die ganze Zeit freiwillig bei dem Mann geblieben ist. Maria habe dazu gegenüber der Polizei ausgesagt, bestätigte der Sprecher. Die Ermittler wollten sich hierzu derzeit jedoch wegen der noch laufenden Untersuchungen nicht näher öffentlich äußern.

Verantworten müsse er sich, weil er ohne Einwilligung der Eltern mit einer Minderjährigen untergetaucht sei. Auch wenn Maria freiwillig mitgegangen sei, stelle dies eine Straftat dar. Bei Kindesentzug drohen laut Strafgesetzbuch den Angaben zufolge bis zu fünf Jahre – in schweren Fällen bis zu zehn Jahre – Haft. Marias Familie will sich nach Angaben der Mutter derzeit nicht öffentlich äußern.