Knappe Entscheidung in Willebadessen: Spektakuläres Finale einer hitzigen Wahl

Willebadessen. Es war ein Wahlabend mit vielen Emotionen und mit einem historischen Ergebnis: die Stichwahl ums Bürgermeisteramt in Willebadessen. Dass ein hauptamtlicher Bürgermeister mit gerade mal 38 Stimmen Unterschied im Amt bleibt, hat es im Kreis Höxter noch nicht gegeben. Auch Anita Poschmann, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters in Willebadessen, kann sich an eine so spannende Wahl nicht erinnern. Als Ikenhausen schon kurz nach Schließung der Wahllokale um 18.09 Uhr sein Ergebnis meldete, sah es noch nach einem deutlichen Sieg für Norbert Hofnagel aus. 70,8 Prozent hat der Amtsinhaber dort geholt. Allerdings sind in der kleinen Ortschaft auch nur 72 Bürger zur Wahl gegangen. In den folgenden Minuten schrumpfte der schwarze Balken des CDU-Mannes immer mehr zusammen, während der lilafarbene Balken von Herausforderer Jörg Härtlein immer stärker wuchs. Nachdem 9 von 18 Bezirken ausgezählt waren, lag Hofnagel immer noch vorn, es wurde aber immer knapper. Hofnagel spricht von Herzschlagfinale Als der 17. Wahlbezirk aus Willebadessen Kernstadt gemeldet wurde, war plötzlich der UWG-Politiker Härtlein hauchdünn vorn. Da wurde bei der Wahlparty auf dem Hof Gockeln in Löwen schon mal laut gejubelt. Höchste Anspannung, Starren auf die Bildschirme und ständiges aktualisieren der Daten. Die wenigen Minuten bis zum amtlichen Endergebnis hätten nervenaufreibender nicht sein können. Härtlein ahnte aber schon, dass es nicht reichen würde. Denn die Ortschaft Niesen hatte noch nicht gemeldet, dort wird traditionell viel schwarz gewählt. Und seine Prognose sollte sich bestätigen. Um 18.36 Uhr stand fest: Hofnagel gewinnt das Duell mit 50,48 Prozent denkbar knapp, bei einer Wahlbeteiligung von 61,8 Prozent, die für eine Stichwahl überdurchschnittlich gut ist. &bdquo;Das war ein Herzschlagfinale. Sehr emotional“, kommentiert der Gewinner am Tag nach der Wahl. Nur 38 Stimmen Vorsprung: Hofnagel bleibt Bürgermeister in Willebadessen Auch andere Wahlergebnisse waren knapp Und sieht es so: Hauptsache gewonnen. &bdquo;Es sind schon wesentlich namhaftere Politiker mit nur einer Stimme Mehrheit ins Amt gekommen“, sagt er mit einem Augenzwinkern und einer Anspielung auf Konrad Adenauer. Er muss aber gar nicht so weit zurückschauen. Ebenfalls am Sonntagabend gewann in Siegen der junge Kandidat Tristan Vitt mit gerade einmal zehn Stimmen Vorsprung - bei deutlich mehr Wählern als in der Eggestadt. Der Wahlabend zum Nachlesen: Der Liveticker zur Stichwahl im Kreis Höxter Wie das Wahlamt das Ergebnis in Willebadessen prüft Was bedeutet ein solch knappes Wahlergebnis für das Wahlamt in Willebadessen? &bdquo;Wir prüfen das Ergebnis, zählen aber nicht alle Stimmen noch mal nach“, erklärt Anita Poschmann. Heißt: Die Niederschriften und Protokolle der Wahlvorstände werden geprüft, die Zahl der abgegeben Stimmen gegengecheckt. Neu gezählt wird nur, wenn einer der Kandidaten mit einem begründeten Verdacht eine Neuauszählung verlangt. Das müsste am Montag oder Dienstag geschehen. Aber: &bdquo;Aus unserer Sicht hat alles reibungslos funktioniert“, sagt Poschmann. Sie selbst hat am Sonntag alle Wahllokale besucht. Nicht nur, um sich bei den vielen ehrenamtlichen Wahlhelfern zu bedanken, sondern auch, um zu schauen, ob es irgendwo Probleme gibt. Keinerlei Anzeichen. Auch bei der Auszählung habe es keine außergewöhnlichen Verzögerungen gegeben, die auf Unregelmäßigkeiten hindeuten würden. Und so wird sich schon am Dienstag der Wahlausschuss zusammentreten und das amtliche Endergebnis offiziell feststellen. Ist das geschehen, &bdquo;ist der Deckel drauf“, wie Poschmann sagt. UWG des Herausforderers wurde erst im Mai gegründet Für die Kandidaten allerdings noch nicht, denn die Analyse des Wahlergebnisses gibt einige Hausaufgaben auf. &bdquo;Das muss erst mal sacken“, bestätigt UWG-Kandidat Jörg Härtlein. Woran es liegt, dass ihm 0,5 Prozent zum Sieg fehlten? Es sei schwer, das genau festzumachen. Eine genaue Auswertung stehe noch aus. Auch wenn es am Ende nicht gereicht hat - die Freude überwiegt bei Härtlein. Noch nie hat ein UWG-Bürgermeisterkandidat im Kreis Höxter so viele Stimmen geholt. Zumal die UWG sich erst in diesem Jahr am 22. Mai gegründet hat. Härtlein spricht deshalb auch selbstbewusst von einem historischen Ergebnis. Und schaut nach vorn. Man wolle jetzt gemeinsam mit der SPD eine sehr gute Oppositionsarbeit leisten. &bdquo;Es wird für die CDU nicht mehr so einfach sein wie in der Vergangenheit.“ Kommunalwahl 2025: Alle Ergebnisse der Stichwahl in Willebadessen im Überblick Arbeit im Rat bekommt noch mehr Bedeutung Auch Norbert Hofnagel sieht, wie gespalten die Stadt ist. Aus seiner Sicht komme es jetzt darauf an, wie gut der Rat zusammenarbeite. Allerdings seien in einen teils hitzigen und diffamierenden, von Hetze geprägten Wahlkampf tiefe Gräben aufgerissen worden. Diese zu überwinden - eine Herausforderung. Die Stadtverwaltung mache &bdquo;nur“ Vorschläge, entscheiden müsse der Rat. &bdquo;Ich bin gewissermaßen der Dompteur“, schiebt er hinterher. Hofnagel setzt auf Sachlichkeit, will auf die Menschen zugehen, Informationskanäle nutzen, erklären. Natürlich hat er sich schon intensiv Gedanken über das Wahlergebnis gemacht. Kandidaten der etablierten Parteien der Mitte hätten es im Moment überall sehr schwer. Eine große &bdquo;Last aus der Landes- und Bundespolitik“, die sie zusätzlich zu tragen hätten. Das habe er auch beim Straßenwahlkampf zu spüren bekommen. Wo Hofnagel seine Stimmen verloren hat Vor allem in Willebadessen, wo er überall nur zwischen 29 und 39 Prozent Zustimmung erhielt. Hier gebe es viele persönliche soziale Probleme. Stichwort Bürgergeld und die Debatte darum. Er werde als Bürgermeister dafür verantwortlich gemacht - obwohl er keinerlei Einfluss darauf hat. Und hier sei viel Stimmung gegen die Verwaltung gemacht worden. Die sehr heiß diskutierte Windkraft sei in dort aber kein großes Thema gewesen. Lesen Sie auch: Stichwahl in Willebadessen: Hofnagel und Härtlein vor dem Duell ums Rathaus .responsive23-63g1lLODQu2bxShh-atlas-gemeinderatswahlen-wahl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-63g1lLODQu2bxShh-atlas-gemeinderatswahlen-wahl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-63g1lLODQu2bxShh-atlas-gemeinderatswahlen-wahl { padding-top: 142.86%; } } Das Wahlergebnis in der Kernstadt Willebadessen sei irgendwie auch schizophren. Nirgendwo sei in den vergangenen Jahren mehr Geld hingeflossen. Nirgendwo sei so viel umgesetzt worden. Er zählt vieles auf, vom Familienzentrum und dem Haus des Gastes über den Calisthenics-Park bis hin zur Entwicklung des ehemaligen Nato-Geländes und des Wildparks. Doch das komme in der Bevölkerung überhaupt nicht an, werde als selbstverständlich wahrgenommen. Es sei nie genug. Ein grundsätzliches Problem in der Demokratie Bevor er mit neuem Schwung in seine neue Amtszeit geht, wird Hofnagel erst mal drei Wochen Urlaub machen und Kraft tanken. Er hatte in diesem Jahr bisher kaum eine Auszeit. Auch von den Anfeindungen, die er in den vergangenen anderthalb Jahren erlebt habe und die auch seine Familie sehr belastet hätten. &bdquo;Das gehört nicht in eine Demokratie. Das entbehrt jeder Grundlage“, sagt er. Eine Entwicklung, die ihn umtreibt. Gleichwohl mache natürlich auch er mal Fehler. Aber ein gewisses Niveau in jeder Debatte wolle er bewahren. Das brauche eine Gesellschaft, &bdquo;die in Aufruhr ist“. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter

Meistgelesen