Kirche hat kein Geld: 100 Jahre alter Baum in Willebadessen muss weichen

Willebadessen. Die Kirchen sind klamm bei Kasse, die Mitgliederzahlen sinken und damit auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Gleichzeitig bleiben hohe Kosten, allein durch die Immobilien, die instand gesetzt und in Schuss gehalten werden müssen. Die Gemeinden im Pastoralen Raum Börde-Egge plagen Geldsorgen und sie müssen weiter sparen. Um Kosten zu senken, soll ein mehr als 100 Jahre alter Baum weichen. &bdquo;Es kommen erhebliche Finanzierungsprobleme auf unsere Kirchengemeinden zu“, mit diesen Worten macht Pfarrer Bernd Götze, Leitender Pfarrer des Pastoralen Raumes Börde-Egge, in den Pfarrnachrichten des Pastoralen Raums auf die Situation aufmerksam. Und wird deutlich. &bdquo;Aufgrund der zurückgehenden Gemeindemitgliederzahlen und teilweise erheblichen Kostensteigerungen wird der Finanzspielraum unserer Gemeinden in Zukunft immer enger“ - und das bedeute in Zukunft auch &bdquo;schmerzliche Schnitte an Gebäuden und ihrem Umfeld“. Lesen Sie auch: Saniertes Pfarrheim rettet das Vereinsleben in Willebadessen Kirchengemeinde sei am finanziellen Limit angekommen Und er nennt Beispiele für die hohen Kosten, die kaum mehr zu stemmen sind und die Gemeinden daher immer wieder zu Kollekten zur Erhaltung und Sanierung von Kirchen, Pfarrheimen und Kapellen aufrufen. So sei die St.-Vitus-Gemeinde in Willebadessen an ihrem &bdquo;finanziellen Limit angekommen“. Allein die sehr große, historisch wertvolle Kirche und ihre Unterhaltung sei sehr kostspielig, so der Pfarrer. Hinzu komme der historische Klostertrakt mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Gründerkapelle und Dormitorium sowie das vor 50 Jahren errichtete, recht große Pfarrheim. Letzteres sei erst &bdquo;sehr gründlich renoviert worden“ und damit seien &bdquo;alle Rücklagen aufgebraucht“, so der Geistliche. Kronensicherung am Baum kostet zu viel Zukünftige Projekte seien schwierig umzusetzen. &bdquo;Die Finanzierung von anstehenden kurz- und mittelfristigen Baumaßnahmen an der Elektroinstallation und vor allem am schadhaften Kirchendach stellen jetzt echte Probleme dar“, schreibt Pfarrer Bernd Götze an die Gemeinde. Denn auch bei einer Bezuschussung durch das Bistum, sei immer noch ein Eigenanteil der Gemeinde zu stemmen. &bdquo;Wenn beispielsweise eine Baumaßnahme insgesamt 500.000 Euro kostet und der Zuschuss sich auf 80 Prozent beliefe, blieben immer noch 100.000 Euro. Das Geld vor Ort ist aber definitiv alle und so muss stramm gespart werden“, rechnet der Pfarrer vor und macht kein Geheimnis daraus, dass die Gemeinde eine solche Summe nicht aufbringen könnte. Daher versucht die Gemeinde jetzt, anderweitig Kosten zu sparen und sieht Potenzial auf den weitläufigen, pflegeintensiven Arealen, auf denen die Immobilien stehen. Demnach sehe sich der Kirchenvorstand nicht mehr in der Lage, die große Blutbuche auf dem Kirchplatz vor dem Gotteshaus zu erhalten. &bdquo;Sie benötigt aktuell eine neue Kronensicherung“, informiert der Pfarrer. Dieses System aus Stahlseilen würde ohne die ebenfalls nötigen Schnittarbeiten bereits mehr als 5.000 Euro kosten. Zu viel für die Kirchenkasse. Baum sorgt für Verschattung und weitere Kosten &bdquo;Da der Baum außerdem durch Verschmutzung und Verschattung von Kirche und Kirchplatz noch weitere, laufende Kosten verursacht, hat sich der Kirchenvorstand schweren Herzens zur Fällung der Buche entschlossen“, sagt der Pfarrer. Denn die Buche, die als Begleitung für die barocke Marienskulptur vor der Kirche gepflanzt worden war und mehr als 100 Jahre alt ist, muss regelmäßig überprüft werden. &bdquo;Ganz 100-prozentig gesund ist sie nicht“, erklärt Kirchenvorstand Wolfgang Reifer im &bdquo;NW“-Gespräch. Ihre Krone sei zu lastig, vor allem zu einer Seite. &bdquo;Und sie steht zu nah an der Kirche dran.“ Zudem fallen jährliche Unterhaltungsmaßnahmen an. &bdquo;Allein das Laub aus der Dachrinne zu entfernen, das sind Kosten, die hinzukommen“, so Reifer. Auch wenn Grün erhalten bleiben müsse, gebe es bei dem Baum keine andere Chance. Lesen Sie auch: Knack: 300 Jahre alter Baum bricht in Beverungen einfach in sich zusammen &bdquo;Jeder Baum ist etwas wert, aber man muss ihn auch unterhalten können. Wenn Bäume auf dem eigenen Grundstück zu groß oder krank werden, schneidet oder fällt man sie auch“, verteidigt er die Entscheidung, die unter den Bürgern für Kritik gesorgt hat. Kirchengemeinde mit eigenem Haushalt Und er erklärt, dass die Finanzen des Bistums Paderborns in einem solchen Fall nicht helfen. &bdquo;Wir sind eine eigenständige Kirchengemeinde mit einem eigenen Haushalt, mit dem wir unser ganzes Drumherum bestreiten müssen“, erklärt er. Und allein das Kirchendach verursache jährlich 1.000 Euro Kosten, weil es undicht ist. Der Schiefer sei nach 50 Jahren mürbe, müsse komplett erneuert werden. 600.000 Euro sei eine erste Schätzung. &bdquo;Was wollen wir als Kirchengemeinde? Einen trockenen Kopf oder die Buche?“, fragt Reifer. Denn wenn man während der Messe mit dem Klingelbeutel durch die Reihen gehe und am Ende reinschaue, bekäme man Tränen in den Augen, sagt der Kirchenvorstand. Die alten Kirchenmitglieder sterben, es gebe immer weniger Taufen und weiterhin auch Kirchenaustritte. &bdquo;Das Budget wird schmaler“, sagt Reifer. Und das zu verwalten, mache in diesen Zeiten manchmal keinen Spaß mehr.

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