Preisgekröntes Tiny-House: Aufregung um ein Design-Häuschen in Willebadessen

Willebadessen-Altenheerse. Es sieht aus, als sei in Altenheerse ein quietschgelbes UFO gelandet. Was aussieht wie eine Mischung aus U-Boot und Glascontainer ist ein Design-Objekt, in dem man wohnen kann und als Tetrodon bezeichnet wird. Tetrodon ist eigentlich das Fachwort für den Kugelfisch, der sein Volumen verdoppeln kann, damit Feinde ihn nicht fressen können. Das Tetrodon ist aber auch ein preisgekröntes Architekturkonzept von 1968. Mit ihrem modularen Container-Wohnhaus haben die französischen Designer Jaques Berces und Henri Ciriani konzeptionell vorausgedacht, was heute als Tiny-House-Idee in aller Munde ist. Das Tetrodon basiert auf dem damals noch recht neuen Konzept des Standard-Frachtcontainers. Der Container dient als Basis und Trägerskelett. In diesen Container werden verschiedene aus Kunststoff gegossene Funktionsmodule eingesteckt. Zusammengeschoben entspricht das Tetrodon einem transportablen Frachtcontainer. &bdquo;Schiebt man die Module nach außen, vergrößert sich das Volumen und man hat ein kleines Haus mit drei Schlafkammern, Bad, Küche und Wohnzimmer, ich zeige das allen Interessierten gerne“, sagt Architekt Jörg Hilleringmann aus Wethen, der das Tetrodon im Mai auf einem Grundstück in Altenheerse in der Straße Am Himmelsberg aufgestellt hat. Derzeit läuft ein Bauantrag, damit er das Haus ans Gas-, Wasser- und Stromnetz anschließen kann. &bdquo;Meine Mutter stammt aus Altenheerse und von meiner Großmutter habe ich ein kleines Grundstück geerbt und als ich dann die Gelegenheit hatte, ein Tetrodon zu bekommen, habe ich gedacht, dass es ideal für Altenheerse ist“, sagt Hilleringmann. Diese Auffassung wird in der Willebadessener Ortschaft aber nicht von allen geteilt. &bdquo;Seit das Objekt dort hingebracht worden ist, beschweren sich Anwohner bei mir“, berichtet Ortsvorsteher Raimund Rehermann im Rat der Stadt. Kennen wir nicht, hatten wir noch nie, wollen wir nicht, heißt es aus der Ortschaft. &bdquo;So ein Ding passt einfach nicht nach Altenheerse, das sieht doch aus wie eine Mischung aus Altglascontainer und Poststelle“, sagt eine Grundstücksnachbarin aus Altenheerse. Unterstützung bekommt die aufgebrachte Nachbarschaft auch von der Willebadessener Verwaltung. &bdquo;Auch wir sind der Meinung, dass sich dieses Objekt nicht in die gewachsenen Strukturen der Ortschaft einfügt“, drückt sich Bauamtsleiter Markus Blaschek in der ablehnenden Stellungnahme der Stadt zu dem Bauantrag etwas feiner aus. Was der Kreis Höxter dazu sagt Genehmigungsbehörde ist aber der Kreis und dort wird die Sachlage anders beurteilt. Der Kreis betrachtet das Tetrodon im Sinne des allgemeinen Baurechts als durchaus genehmigungsfähig. Es bestehe weder eine Nachahmungsgefahr, dass nun ganz Altenheerse anfängt, sich ein Tiny House in den Vorgarten zu stellen, noch gehe von dem Objekt, abgesehen von der Geschmacksfrage, eine Beeinträchtigung anderer Rechtsgüter aus. Man kann das Tetrodon ja auch positiv mit dem Beatles-Film um das Yellow Submarine assoziieren, der im selben Jahr in die Kinos kam. Gleichwohl ist der Antragsteller an einer gütlichen Einigung mit der Ortschaft interessiert. &bdquo;Ich will doch keinen Ärger haben, dazu mag ich Altenheerse viel zu gern und verbinde viele schöne Kindheitserinnerungen mit der Ortschaft, darum bin ich auch gerne bereit, das Tetrodon mit einer entsprechenden Bepflanzung abzuschirmen“, sagt Hilleringmann. Im Grunde sei das Tetrodon ja auch nicht größer als der Hühnerstall, der vorher auf dem Grundstück gestanden habe, sagt Hilleringmann. Auch Rat und Verwaltung der Stadt Willebeadessen sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert und wollen sich auch gegenüber dem Kreis nicht querstellen. Einstimmig hat der Rat beschlossen, dass der Ortschaftsbeirat sich der Sache annehmen soll und in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Antragsteller bestehende Vorbehalte ausräumen soll, bevor der Kreis gegen das Votum der Gemeinde über den Antrag entscheidet. Dazu soll beim Kreis eine entsprechende Aufschiebung des Bescheids erwirkt werden. Antragsteller Jörg Hilleringmann (55) betreibt in Berlin ein Architekturbüro, das sich auf das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert hat. Für seine Familie hat Hilleringmann 2020 das denkmalgeschützte Rathaus in Wethen saniert. Im vergangenen Jahr hatte er in Rösebeck die alte Schule erworben, um sie denkmalgerecht zu restaurieren. Das Tetrodon in Altenheerse will Hilleringmann als gelegentliche Ferienwohnung nutzen. Eine Vermietung sei nicht vorgesehen.

Meistgelesen