Willebadessens Bürgermeister erhält Drohmails von wütenden Bürgern

Kreis Höxter/Willebadessen. Als wäre die Corona-Lage in Willebadessen mit inzwischen 58 bestätigten Infektionen und einer Wochen-Inzidenz von 536 nicht schon dramatisch genug (Stand 20. August), muss sich Bürgermeister Norbert Hofnagel jetzt auch noch mit wütenden Bürgern herumschlagen, die ihm Drohbriefe und Drohmails teils mit rassistischen Inhalten schicken und damit die Grenze zum Strafbaren überschreiten. &bdquo;Die Situation ist hochemotional und teilweise extrem unsachlich. Sie droht zu eskalieren", berichtet der Verwaltungschef im Gespräch mit nw.de. Er sei seit Jahrzehnten politisch für seine Heimatkommune engagiert – so etwas aber habe er noch nie erleben müssen. &bdquo;Eigentlich müsste ich Anzeige bei der Polizei erstatten", ergänzt Hofnagel. Ob er es tun wird, weiß er noch nicht. Aktuell ist er rund um die Uhr beschäftigt, die Gemüter zu beruhigen, Gespräche zu führen, aufzuklären. Sein Appell an alle Mitbürger: &bdquo;Gehen Sie bitte sensibel mit der Situation um." Fast alle Willebadessener würden das auch tun. Alle Gottesdienste wurden auf freiwilliger Basis, wie Norbert Hofnagel ausdrücklich betont, abgesagt. Auch andere Versammlungen und Veranstaltungen seien aufgrund der vielen Infektionen vorsorglich abgesagt wurden. Schließung der Grundschule? Es gebe in den Gesprächen, die er unter anderem auch mit Eltern von Grundschülern führe, auch viel Verständnis und ein großes Verantwortungsbewusstsein. Auch seien Arbeitnehmer und Schüler freiwillig zuhause geblieben, weil Tests noch ausstanden, aber es keine Quarantäneanordnung gab. Über eine vorsorgliche Schließung der Grundschule Willebadessen sei beraten worden, denn &bdquo;es gibt kein Szenario, das wir derzeit nicht durchspielen". Ergebnis: Die Schule soll zumindest am Montag öffnen, weil die aktuelle Lage noch keinen solchen Schritt rechtfertige. Dafür würden allerdings alle Schüler derzeit täglich getestet. &bdquo;Das ist der Stand Freitagnachmittag", unterstreicht Hofnagel ausdrücklich. Er geht davon aus, dass die Infektionszahlen in Willebadessen zunächst weiter steigen werden. Auch wenn das oberste Ziel sei, die Situation unter Kontrolle zu bringen, sei Aktionismus jetzt fehl am Platz. Je nach Entwicklung der Lage soll Anfang der kommenden Woche aber neu entschieden werden. Dabei stimme sich die Stadt in medizinischen Fragen intensiv mit dem Gesundheitsamt des Kreises und deren Leitern, Ronald Woltering und Wilfried Münster (Gesundheitsdienst), ab. Zur Einordnung Mit 58 aktiven Infektionen ist Willebadessen fast wieder auf dem Höchststand der zweiten Welle angekommen. Am 11. Januar 2021 waren 66 aktuelle Infektionen gemeldet worden. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der ersten Welle mit hartem Lockdown gab es in der Eggegemeinde gerade einmal 15 Infektionen (11. April 2020). Kreisweit haben in der vergangenen Woche alle Kommunen bis auf Nieheim und Marienmünster Neuinfektionen gemeldet. Neben Willebadessen sind Steinheim, Warburg und Beverungen stärker betroffen und haben eine Inzidenz über 50.Neben rund 720 Menschen, die derzeit in Quarantäne sind, ist die aktuelle Zahl von 155 Infizierten jedoch weit entfernt vom absoluten Höchstwert605 am 21. Januar. Entsprechend ist die Einschätzung von Gesundheitsamtschef Ronald Woltering: &bdquo;Trotz des Anstiegs der Neuinfektionen ist die jetzige Lage eine ganz andere als etwa im Frühjahr. Dank des sehr guten Impffortschritts ist eine Überlastung des Gesundheitssystems auch im Kreis Höxter zum aktuellen Zeitpunkt nicht erkennbar, da schwere Verläufe einer Corona-Erkrankung seltener geworden sind", so der Mediziner. Allerdings habe die Vergangenheit gezeigt, dass die Entwicklung der Pandemie – gerade mit Blick auf die Virus-Varianten – nur sehr schwer absehbar ist. &bdquo;Von daher ist es auch weiterhin zwingend notwendig, die geltenden Abstands- und Hygienevorschriften konsequent umzusetzen. Sie haben sich in der Vergangenheit als sehr wirksam erwiesen."

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